Silberband 063 - Das Tabora
verletzt.«
»Richtig, das haben sie, Kun Tares, aber was soll ich daran ändern? Einige von ihnen sind eben noch geschickter als wir. Lassen wir es dabei bewenden, dann werden sie eines Tages wieder gehen und uns allein lassen.«
»Aber die Schande bleibt, Mun'ro!« sagte Kun Tares.
»Welche Schande?«
»Erinnere dich an jene Zeiten, in denen wir zusammenarbeiteten, Mun'ro! Weißt du noch, wie wir damals zur Welt der Phanoms flogen und ihren Gott stahlen? War das nicht ein herrliches Abenteuer, von dem wir wochenlang berichten konnten? Waren wir nicht die Helden unserer Insel, und hätte jemand behaupten können, ein gleichwertiges Meisterstück vollbracht zu haben? Gibst du zu, daß es so war?«
»Ja, es war so! Aber durch das Kommen der Fremden ändert sich das. Sie haben uns übertrumpft.«
»Nur weil sie unsere Statuen stahlen?« fragte Kun Tares.
Der Bürgermeister machte eine verneinende Geste. »Wir haben sie zurückerhalten. Und wenn wir das wollten, könnten wir auch mit diesem kleinen Teleporter in einen Wettbewerb treten, aber wohin führt das?«
Kun Tares stellte bei sich fest, daß sich ihr Gespräch dem Kernpunkt des Problems näherte.
»Warum kein Wettbewerb, Mun'ro? Vergiß nicht, daß unser Ruhm verblaßt, wenn wir tatenlos zusehen!«
»Ich habe die Fremden für morgen in die Stadt eingeladen und versprochen, daß es keine Diebstähle geben wird. Wir müssen unser Wort halten.«
»Diebstähle …? Handelt es sich bei dem gegebenen Versprechen um Wertgegenstände und Gebrauchsgüter?«
Mun'ro begriff nicht sofort, was Kun Tares meinte.
»Sicherlich, um was denn sonst? Ich habe die Fremden gebeten, nichts mitzubringen, was man ihnen abnehmen könnte. Wenn sie sich daran halten, kann ich mein Versprechen halten, denn du weißt, daß es immer wieder Abenteurer gibt, die der Versuchung nicht widerstehen können.«
Kun Tares machte einen zufriedenen Eindruck. »Um materielle Dinge also geht es – sehr gut! Erinnerst du dich noch an die Xeriden?«
Mun'ro konnte seine Überraschung nicht verhehlen.
»Die Xeriden …? Ja, ich erinnere mich. Es war vor vielen Jahren, als wir herrliche Sachen aus ihrem Schiff holten.« Mun'ro berauschte sich plötzlich an der Erinnerung. »Weißt du noch, wie wir beide gemeinsam das merkwürdige Gitternetz stahlen? O ja, wie könnte ich das je vergessen? Du hattest dich in einen Xeriden verwandelt und den Lagerraum geöffnet. Dann fandest du das Netz und holtest mich, weil du es allein nicht wegschaffen konntest. Wir stahlen es, und da wir es nicht teilen konnten, entschied das Los. Ich gewann.« Der Bürgermeister sah Kun Tares forschend an. »Wie kommst du eigentlich auf das Netz? Möchtest du es jetzt haben?«
»Nur geliehen, Mun'ro, alter Freund. Ich möchte, daß du mir das Netz für ein paar Tage überläßt. Du kannst mich nach dem Grund fragen, aber es wäre mir lieber, du würdest es nicht tun.«
»Hat es etwas mit den Fremden zu tun?«
»Ja, das hat es.« Kun Tares sah den Bürgermeister an. »Je weniger du darüber weißt, um so besser für uns alle. Selbst wenn du mit den Fremden eine Vereinbarung getroffen hast, so ist das kein Grund für mich, zu kapitulieren.«
»Ich ahne, was du meinst, aber ich weiß noch immer nicht, was das mit dem Netz zu tun haben soll.«
»Ich betone noch einmal: Es ist besser, wenn du es nicht weißt. Denke an meinen Ruhm als Dieb der Krone der Koltas, Mun'ro! Ich bin dein Freund, was könnte dir gelegener kommen, als wenn mein Ruhm sich noch vergrößerte? Ein Teil davon gehört auch dir, denn das Netz ist unser gemeinsames Eigentum, zumindest moralisch gesehen. Gib mir das Kodewort deines Verstecks, beschreibe mir seine Lage – und stelle keine weiteren Fragen mehr.«
Das wertvollste Diebesgut der Pai'uhns lagerte in den natürlichen Kavernen des Planeten Suto A'fan. Die Zugänge waren meist versiegelt, wenn auch ein Diebstahl so gut wie ausgeschlossen war. Aber niemand hätte die Landung eines fremden Raumschiffes auf dem 24. Planeten ernsthaft verhindern können. Darum die Vorsicht.
Mun'ro gab schließlich nach. »Also gut, Kun Tares, ich will deiner Bitte entsprechen, aber ich bitte dich, nicht unüberlegt zu handeln. Inzwischen ist mir klar geworden, wozu du das Netz brauchst, wenn mir der Nutzen auch ein Rätsel bleibt. Offiziell weiß ich von nichts, Kun Tares, aber ich wünsche dir Erfolg, was immer du auch planen mögest. Hier die Daten und mein Kodewort …«
Wenig später bestieg Kun Tares sein
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