Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
Kotschistowa, Fellmer Lloyd und Merkosh, dem Gläsernen, in den Laderaum der EX-887-VRT teleportiert war. Ras Tschubai, selbst ein Teleporter, war zusammen mit Balton Wyt und Dalaimoc Rorvic materialisiert.
»Ich habe alle Mutanten angefordert!« sagte Galbraith Deighton.
»Ras und ich, wir sind keine Schwerarbeiter!« rief Gucky empört. »Takvorian und Ribald Corello mit seinem Trageroboter werden etwas später per Jet eintreffen. Und überhaupt, was braucht ihr die anderen, wenn ich zur Verfügung stehe?«
»Es handelt sich nur um eine vorbeugende Sicherheitsmaßnahme«, behauptete Galbraith Deighton.
»Hoffen wir, daß unsere Vorsicht übertrieben war«, fügte Reginald Bull hinzu.
»Was erwartet man eigentlich von uns?« erkundigte sich Fellmer Lloyd.
»Irgend etwas stimmt auf diesem Schiff nicht«, antwortete Reginald Bull und blickte zu Galbraith Deighton. »Als die EX-887-VRT vor über dreieinhalb Jahren startete, befand sich eine fünfzehnköpfige Kontrollbesatzung an Bord. Von ihr fehlt jede Spur. Dafür befindet sich nach Deightons Angabe ein anderes Wesen auf dem Schiff, über dessen Beschaffenheit er jedoch nichts Genaueres sagen kann.«
»Es ist etwas da«, sagte Deighton überzeugt. »Ich habe es gefühlt. Es waren sehr starke, wechselhafte Emotionen, die aufwallen und dann wieder versiegen. Im Augenblick kann ich sie nicht empfangen – wahrscheinlich weil sie von der Ausstrahlung der vielen Menschen überlagert werden. Irmina, erging es Ihnen nicht ähnlich wie mir?«
Die Metabio-Gruppiererin wurde unsicher, als sie aller Augen auf sich ruhen spürte. Sie lächelte. »Vielleicht war alles nur Einbildung. Aber ich hatte den Eindruck, als würde sich etwas auf meinen Geist senken.«
»Das war bestimmt keine Einbildung«, versicherte Deighton. »Gucky, Fellmer! Ihr als Telepathen müßtet doch diese fremdartige Ausstrahlung am ehesten espern können.«
»Ich versuche es gerade«, sagte Gucky.
Fellmer Lloyd gab keine Antwort. Er hatte Deightons Worte unterbewußt gehört, war aber mit seinen Gedanken bereits weit fort. Er tastete sich mit seinen telepathischen Fühlern Deck für Deck in das Schiff vor. Er vernahm die Gedanken der Suchkommandos, und er erkannte, daß in den meisten Männern eine geheime Furcht geweckt worden war.
Sie wußten nicht, wonach sie suchten, aber in ihrem Innersten fürchteten sie sich davor, obwohl sie es nicht offen zugeben wollten. Es war jene Angst, die ein Kind in einem dunklen Zimmer empfindet. Es war eine Angst, die kein Gesicht, keinen Namen hatte, sondern als unförmiges, dunkles Etwas in den Gehirnen lauerte und jederzeit zuschlagen konnte.
»Ich nähere mich dem Zentrum«, sagte Fellmer Lloyd.
Er hörte Deighton rufen: »Da ist es wieder!«
»Das ist nicht die Ausstrahlung eines Gespenstes«, erklärte Gucky. »Das sind die Gedanken eines Fremdwesens. Es hält sich in der Kommandozentrale auf. Ich werde hinteleportieren.«
»Nein! Auf keinen Fall!« Das war Reginald Bull.
Fellmer Lloyd breitete seinen telepathischen Fächer über die gesamte Region der Kommandozentrale. Er vernahm zuerst die Gedanken zweier Terraner, die, aus dem äußersten Korridorring kommend, sich der Kommandozentrale näherten.
Gefahr! Flucht!
Das waren die Gedanken, die Lloyd plötzlich aus der Kommandozentrale vernahm. Obwohl sie klar verständlich für ihn waren, erkannte er sofort, daß sie von keinem menschlichen Wesen gedacht wurden. Hinter diesen eindeutigen Gedanken befand sich nämlich ein ganz und gar fremdartiges Individualmuster, das Lloyd bisher noch nie empfangen hatte.
»Ich höre die Gedanken ganz deutlich«, berichtete Fellmer Lloyd. »Sie kommen von einem fremden, jedoch intelligenten Lebewesen.«
»Das habe ich schon längst erkannt«, erklärte Gucky. »Für mich steht es sogar fest, daß es sich um ein friedfertiges Wesen handelt. Es hat Angst, weil es erkannt hat, daß es gejagt wird. Diese kreatürliche Angst allein zeigt, wie harmlos es ist.«
»Das Raubtier hat auch Angst, wenn es sich einer Übermacht zum Kampf stellen soll, dennoch wird es zur reißenden Bestie«, meinte Reginald Bull.
»Den Fremden kann man nicht mit einem Raubtier vergleichen«, sagte Lloyd entschieden. »Er ist friedfertig, aber ob er auch harmlos ist, kann ich nicht sagen.«
»Wir müssen hin und ihn beruhigen, bevor die Suchkommandos zu ihm stoßen!« beharrte Gucky.
»Das unheimliche Etwas beginnt sich wieder auszubreiten«, sagte Deighton mit brüchiger Stimme. Sein
Weitere Kostenlose Bücher