Silberband 065 - Die Altmutanten
durchsichtige Begründungen für ihren Rücktritt angegeben. So erweckten sie den Eindruck, als könnten sie sich nicht mehr mit der Arbeit und der Grundhaltung des Großadministrators identifizieren.
Eine angesehene Wirtschaftsfachzeitung hatte sich mit der Vermögenslage Perry Rhodans befaßt und untersucht, was mit seinem Einkommen während seiner Regierungszeit geschehen war. Dabei war jedoch kein objektives und wahrheitsgetreues Ergebnis herausgekommen, sondern ein Report, der voller Verdächtigungen und Verleumdungen steckte. Zwischen den Zeilen, aber doch für jeden halbwegs intelligenten Leser klar zu erkennen, behaupteten die Redakteure, Rhodan verfolge einen mehrtausendjährigen Plan, der ihm zu dem größten Kapitalvermögen verhelfen sollte, über das jemals ein Mensch verfügt hatte. Der Bericht schloß mit einer eingehenden Warnung vor der gigantischen Macht, über die Rhodan angeblich verfügen werde, wenn der Plan gelinge.
In einer anderen Zeitschrift wurde behauptet, der Großadministrator habe NATHAN zu seinem persönlichen Machtinstrument gemacht, das einzig und allein dazu dienen solle, die gefährlichste Diktatur der Menschheitsgeschichte aufzubauen.
In einem medizinischen Report einer von Wirtschaftskonzernen abhängigen Fernsehstation erklärte ein Konsortium von Nervenärzten Perry Rhodan schlicht für geisteskrank. Die Mediziner führten eine Reihe von scheinbar überzeugenden Beweisen dafür an und untermauerten ihre These mit der Behauptung, Rhodans Zellaktivator habe einen gewissen Verfall seines Gehirns nicht verhindern können.
Marschall Bount Terhera bezog sich in seiner Rede vor einem Publikum von jugendlichen Zwangsrentnern in Terrania City auf diese Sendung und fragte höhnisch, ob Rhodan denn wirklich noch existiere, oder ob man der Menschheit in den letzten Jahren nur einen Bioroboter mit dem Aussehen des Großadministrators vorgeführt habe.
Rhodan nahm alle Berichte äußerlich gelassen entgegen. Er verließ sein provisorisches Arbeitszimmer nicht, weil er in der Nähe der Mutanten bleiben wollte. Zur gleichen Zeit jagten sich die Konferenzen an Bord der MARCO POLO, wo zahlreiche hohe Staatsbeamte versammelt waren und wichtige Regierungsgeschäfte erledigten.
Erst als Gucky erneut zu Rhodan kam und ihm mitteilte, daß die Mutanten ihn sprechen wollten, erhob sich der Großadministrator. Er begleitete den Mausbiber sofort in die Klinik für paraabstrakte Phänomene. Atlan und einige Offiziere hielten sich bereits im Behandlungsraum auf. Rhodan zog einige beschriebene Bögen aus seiner Brusttasche und reichte sie dem Mausbiber.
»Sei so nett, Kleiner, bring diese Notizen zur MARCO POLO!« bat er ihn.
Der Ilt nahm sie entgegen und steckte sie achtlos in die Tasche. Dann tippte er sich grüßend gegen ein Ohr und entmaterialisierte. Rhodan wandte sich den Mutanten zu, als Gucky erneut vor im erschien.
»Was ist denn, Kleiner?« fragte Rhodan.
»Was? Wieso? Ach – ich bin schon weg«, entgegnete der Ilt, grinste und verschwand.
Atlan trat einen Schritt auf Rhodan zu. Als dieser jedoch nicht reagierte, überlegte er es sich anders. Seine Lippen schlossen sich wieder. Er blieb stehen und schwieg. Er wollte jetzt keine zusätzliche Unruhe schaffen.
»Betty, ich bin gekommen«, eröffnete Rhodan das Gespräch mit den Mutanten. »Weshalb haben Sie mich rufen lassen?«
Seine Blicke glitten über die Instrumente an den Wänden und die Gesichter der Mediziner. Er konnte keine Veränderung gegenüber dem Zustand feststellen, den er vor zwei Stunden vorgefunden hatte. Paih Terzyu schüttelte den Kopf, als Rhodan ihn ansah. Er ließ deutlich erkennen, daß er keine Hoffnung hatte. Er und seine Assistenten hatten keine Fortschritte erzielt.
Betty Toufry benutzte wiederum die Sprechwerkzeuge der quallenförmigen Matten-Willys von der Hundertsonnenwelt, in deren Körper sie eingebettet war.
»Wir möchten Sie fragen, ob Sie Ihre Entscheidung revidiert haben«, begann die Mutantin.
Rhodan warf Atlan einen raschen Blick zu. »Nein«, erwiderte er dann. »Ich glaube nicht, daß irgend etwas geschehen ist, was mich dazu veranlaßt haben könnte.«
»Perry«, fuhr Betty zögernd fort, »dann zwingen Sie uns dazu, selbst etwas zu tun.«
»Wenn Sie das so formulieren, Betty, dann wollen Sie mir vermutlich erklären, daß ich in Ihren Augen einen schweren Fehler gemacht habe.«
»So ungefähr.«
»Nun gut, Betty, sprechen Sie weiter. Ich bin gespannt, was Sie mir zu sagen
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