Silberband 065 - Die Altmutanten
gesamte Station zu übernehmen.
Es war nun nicht mehr möglich, ohne Corellos Einwilligung auch nur einen einzigen Funkspruch abzugeben.
Aber damit nicht genug. Corello beherrschte außer den stationären Anlagen auch die beweglichen und impulsgesteuerten. Es war demnach also Corello selbst gewesen, der die Roboter zu ihm in das Privatlabor dirigiert hatte.
Damit sah Onacro seine letzte Hoffnung schwinden. Auf Hilfe von außen konnte er nicht mehr rechnen. Er konnte nur noch versuchen, mit Unterstützung seiner Leute eine Widerstandsgruppe gegen Corello zu bilden.
Ein Erfolg war allerdings mehr als fraglich, denn sie waren Wissenschaftler und keine Kämpfernaturen. Aber er hatte keine andere Wahl, er mußte es versuchen.
Mit schußbereiter Waffe ging er zur Tür und riß sie auf. Wie nicht anders erwartet, stand Alaska Saedelaere davor. Sein Gesicht unter der Maske war wieder unter dem kalten, unheimlichen Feuer aufgeflammt.
»Weichen Sie zurück, Saedelaere!« sagte Onacro. »Gehen Sie mir aus dem Weg, oder ich muß auf Sie schießen!«
Saedelaere begann zu wanken, während über seine Lippen ein Schwall fremder Worte kam. Er taumelte wie ein Betrunkener zurück, versuchte mit rudernden Armen das Gleichgewicht zu halten und wankte dann wieder auf Onacro zu.
»Ich … Ihnen helfen!« röchelte er.
»Sie sind besessen, Saedelaere«, entgegnete Onacro. »Richten Sie Corello aus, daß ich mich noch lange nicht geschlagen gebe. Ich werde einen Weg finden, seine Pläne zu durchkreuzen.«
Alaska Saedelaere schlug mit den Armen um sich, als wolle er irgend etwas verscheuchen. »Nicht! Corello hat …« Saedelaere krümmte sich wie unter Schmerzen.
Onacro starrte bewegt auf den Maskenträger hinunter, dessen Körper und Glieder konvulsivisch zuckten. Er wußte, daß er die qualvollen Schmerzen nicht einmal erahnen konnte, die Saedelaere unter den parapsychischen Schlägen Corellos litt. Aber er konnte ihm nicht helfen.
Er wandte sich ab und eilte den Korridor in Richtung des Antigravlifts hinunter. Er mußte unbedingt in die dritte Etage hinunter. Dort, in der Tiefschlaf-Halle, hielt sich der Großteil seiner Leute auf, die noch immer nicht wußten, was um sie vorging. Er würde sie warnen und zum Widerstand gegen Corello aufrufen!
Gerade als er den Antigravlift erreichte, fiel hinter ihm das Schott mit dumpfem Knall zu. Corello ließ die Falle zuschnappen! Aber zu spät – Onacro hatte die Hauptschaltzentrale bereits verlassen.
Während er im Antigravlift hinunterschwebte und an den einzelnen Etagen vorbeiglitt, war er ständig auf einen Roboterangriff gefaßt.
Aber er hatte Glück. Nur ein einziges Mal – in der vierten Etage – entdeckten ihn patrouillierende Roboter. Als sie jedoch beim Antigravschacht ankamen, hatte er die dritte Etage bereits erreicht. Bevor sie das Feuer auf ihn eröffnen konnten, sprang er in den Korridor hinaus.
Völlig ausgepumpt erreichte er die Tiefschlaf-Halle. Die Wissenschaftler schienen vollzählig anwesend zu sein – abgesehen von den vier an den Schnellbrütern. Sie standen oder saßen reglos und schweigend herum. Als einer dann zufällig in seine Richtung blickte und ihn gewahrte, wandten ihm alle wie auf Kommando die Köpfe zu. Ebenfalls wie auf Kommando setzten sie sich in Bewegung und näherten sich ihm.
Onacro wurde die Situation unheimlich. Er holte tief Luft und rief: »Wir müssen zu den Waffen greifen, um uns zu wehren! Corello hat falsches Spiel mit uns getrieben. Er ist kein Botschafter der Exilregierung in Andromeda. Er ist nicht einmal Lemurer!«
Die Wissenschaftler blieben unbeeindruckt.
»Haben Sie denn nicht verstanden?« rief Onacro verzweifelt.
Auf den Gesichtern der Wissenschaftler zeichnete sich kein Verständnis ab, sie blieben ausdruckslos. In der vordersten Reihe der schweigenden Prozession ging Froun Raboura, ein Biogenetiker wie Onacro, der mit ihm schon in vielen Fällen zusammengearbeitet hatte.
Onacro wandte sich an ihn. »Raboura, was ist in euch gefahren? Haben Sie nicht gehört, was ich sagte? Ribald Corello ist ein Verräter. Wir müssen ihn bekämpfen!«
Onacro sah erleichtert, daß der Biogenetiker ihm direkt in die Augen blickte und dann die Lippen bewegte. Aber als Onacro dann hörte, was er sagte, beschlich ihn unsagbares Entsetzen.
»Corello ist unser Meister. Wir müssen ihm helfen!«
Jetzt erst erkannte Onacro die volle Wahrheit. Corello hatte alle Wissenschaftler in seiner Gewalt. Er hatte sie geistig versklavt,
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