Silberband 066 - Kampf der Paramags
Erde wird mit ziemlicher Sicherheit auf Asporc entschieden.«
»Das glaubst du!«
Gucky hatte mir schon oft widersprochen, aber diesmal störte es mich. Nicht etwa, weil ich keine Kritik vertragen konnte. Ich empfand seine Äußerungen als Parteiergreifung für Atlan, und in dieser Beziehung war ich empfindlicher, als gut war.
»Was wissen wir schon von diesem Riesenmeteoriten?« fragte ich den Ilt. »Die Bewußtseinsinhalte selbst haben behauptet, daß er eine besondere Art von Intelligenz besitzen soll. Nicht zu vergessen das PEW-Metall in seinem Innern. Dieser Meteorit ist eine unheimliche Macht, deren Einfluß bis auf die Erde reicht. Ohne diesen riesigen Himmelskörper hätten wir niemals Kontakt mit den Bewußtseinsinhalten bekommen.«
Es fiel mir schwer, meine Befürchtungen in die richtigen Worte zu kleiden, einfach deshalb, weil sie sich mehr auf böse Vorahnungen als auf fundiertes Wissen stützten.
Doch Gucky konnte sich wie kein anderer in Gedanken und Gefühle eines anderen Wesens versetzen. Warum machte er diesmal keinen Gebrauch davon? Ignorierte er alle Gefahren, weil die Bewußtseinsinhalte früher einmal zu seinen besten Freunden gehört hatten?
Gucky sah mich vorwurfsvoll an. Zum erstenmal regte mich dieser teils gekränkte, teils ärgerliche Blick auf.
»Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als uns früher oder später doch mit dem Ding auf Asporc zu beschäftigen«, prophezeite er. »Da können wir es auch jetzt schon tun.«
»Ist das deine Meinung, oder willst du nur vermeiden, daß Atlan und ich uns weiter zerstreiten?«
Er zupfte sich am Ohr. »Blödsinnige Frage. Denkst du, es macht mir Spaß, wenn ich zusehen muß, wie ihr beiden Holzköpfe euch bekriegt?«
Ich begriff, daß Atlan und ich bei unserer Auseinandersetzung nicht allein sein würden. Er und ich würden Anhänger haben, Männer und Frauen, die zwar die Regeln beachten würden, die aber ebenfalls eine Entscheidung treffen mußten. Sie konnten sich für Atlans Plan oder für meine Haltung entscheiden.
»Wie willst du dich verhalten, wenn Atlan mit der UNTRAC-PAYT das Rattley-System erreicht?« fragte der Ilt.
»Ich halte es für richtig, ihn und den Kollektivmutanten an einer Landung auf Asporc zu hindern, denn wir können nicht voraussagen, was passiert, wenn die Bewußtseinsinhalte wieder mit dem Meteoriten und dem PEW-Metall zusammentreffen.«
Gucky warf Ras Tschubai einen hilfesuchenden Blick zu. »Was hältst du davon, Ras?«
»Mir gefällt die Situation nicht, in der wir uns alle befinden«, entgegnete der Afroterraner. »Ich habe ein Gefühl, als würden wir gegen unseren Willen in einen Strudel gezogen, aus dem wir nicht mehr herauskönnen.«
»Sehr diplomatisch!« spottete der Ilt. »Das kann eine Zustimmung für Perry oder Atlan sein, es ist überhaupt nicht zu erkennen.«
»Ich weiß sowieso nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll«, sagte Tschubai offen.
So wie ihm ging es sicher vielen. Inzwischen waren alle Besatzungsmitglieder der MARCO POLO über die Hintergründe unseres Fluges informiert worden. Überall im Schiff wurde hitzig diskutiert, ob Atlan richtig oder falsch gehandelt hatte.
Vor allem Gucky und Mentro Kosum machten keinen Hehl daraus, daß sie die Handlungsweise des Arkoniden nicht verurteilten.
Ich verließ die Zentrale und begab mich in meine Kabine. Aber dort fand ich auch keine Ruhe. Ich wanderte in dem kleinen Raum hin und her und dachte nach.
Über die gewaltige Entfernung hinweg, die mich noch von ihm trennte, schien der Meteorit einen unheilvollen Einfluß auf mich auszuüben. Er hatte uns die Mutanten zurückgebracht, aber es war noch immer fraglich, ob das einen Segen für die Menschheit bedeutete.
Einen knappen Tag später erreichte die MARCO POLO das Rattley-System. Die Ortungsgeräte des großen Schiffes suchten das Sonnensystem ab, aber die UNTRAC-PAYT war noch nicht eingetroffen. Damit hatte ich auch nicht gerechnet.
Ich war in die Zentrale gekommen und stand hinter Senco Ahrat, der als Emotionaut fungierte und die SERT-Haube trug. Neben ihm saß Mentro Kosum, bereit, den Freund sofort abzulösen.
»Sie sind noch nicht da!« stellte ich zufrieden fest.
Major Ataro Kusumi, der Chef der Ortungszentrale, meldete sich über Interkom. Sein breites Gesicht zeichnete sich auf den Bildschirmen vor uns ab.
»Ungewöhnlich starke Masseortungen und Energiequellen auf Asporc!« meldete er.
»Auswertung?« fragte Korom-Khan.
»Soeben angelaufen!«
Kosum und ich
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