Silberband 066 - Kampf der Paramags
Position ständig verändern«, erwiderte Tulocky über Sprechfunk. »Am besten wird sein, wir schalten die Antigravautomatik auf Zickzackkurs. Dann wird es ihnen schwerfallen, uns anzupeilen, und wir können uns in Ruhe unseren Beobachtungen widmen.«
»Ich werde mich nach dir richten, Tungh«, sagte Ortokur. Er wartete, bis Tulocky seinen Kurs programmiert hatte, peilte ihn mit dem Individualtaster an und richtete seinen Flug auf das Ortungsergebnis aus.
»Was versprichst du dir von diesem Aufenthalt?« fragte Ortokur an.
»Das Planetarium ist eine Schlüsselstelle«, sagte Tulocky. »Es kommt nicht von ungefähr, daß die Neo-Paramags nach jeder Paratransdeformation wieder hier materialisieren. Vielleicht können wir daraus auf ihre Absichten schließen. Wenn nicht, bleiben wir zumindest durch Beobachtung der Vorgänge auf den Bildschirmen über die Manöver des Meteoriten auf dem laufenden.«
»Die Erschütterungen haben nachgelassen«, sagte Ortokur, »die Maschinen arbeiten schon wesentlich ruhiger. Das muß die Auswirkung davon sein, daß die Neo-Paramags die mentale Weichenstellung übernommen haben.«
»Sie müssen schon vorher gewußt haben, daß mit den Heimkehrern etwas nicht stimmte«, meinte Tulocky. »Sonst hätten sie nicht so schnell geschaltet. Inzwischen dürften sie herausgefunden haben, daß sowohl der physische als auch der psychische Zustand der Meteoritenbesatzung nicht in Ordnung ist.«
Ortokur überflog gerade die mehr als tausendköpfige Gruppe von kranken Paramags, die von ihren gesunden Artgenossen wie eine Herde von Tieren zusammengetrieben wurden. Einige Paramags von der Raumschiffsbesatzung versuchten auszubrechen und sich in die Paratransaugen einzufädeln. Doch sie wurden von den Neo-Paramags, die ihnen mit ihren flugfähigen Raumkombinationen den Weg abschnitten, abgefangen und zurückgetrieben.
Es kam aber nur selten zu solchen Zwischenfällen, weil sich die meisten Paramags an die Anordnung ihrer Artgenossen hielten.
»Eine Frage beschäftigt mich«, sagte Ortokur. »Wie war es den Neo-Paramags möglich, so schnell an Bord des Meteoriten zu kommen? Das Trümmersystem muß noch gut eine Lichtwoche von hier entfernt sein, und auf den Bildschirmen war kein Flugobjekt zu entdecken. Oder hast du den Anflug eines Objekts geortet, Tungh?«
»Die Antwort auf deine Frage dürfte ganz einfach sein«, antwortete Tulocky, während er nahe an einem Bildschirm vorbeiflog, auf dem die rote Riesensonne mit ihren unzähligen Trabanten in vielfacher Vergrößerung zu sehen war.
Tulocky ließ sich nur für einen Augenblick von dem Anblick ablenken, dann fuhr er über die Sprechfunkanlage fort: »Die Neo-Paramags müssen so etwas wie einen PEW-Transmitter besitzen. Oder, um eine treffendere Bezeichnung zu wählen, so etwas wie einen PEW-Bezugstransdeformator. Ein Gegenstück davon dürfte an Bord des Meteoriten sein. Nur so ist es zu erklären, wie sie plötzlich innerhalb des PEW-Netzes auftauchen konnten.«
»Das würde bedeuten, daß die Paramags die Möglichkeit besitzen, von einem Paratransauge zum anderen ohne eine PEW-Verbindung überzuwechseln«, gab Ortokur zu bedenken.
»Es wäre möglich«, meinte Tulocky. »Aber darüber wie über so manche andere Punkte werden wir uns noch Gewißheit verschaffen müssen.«
Die beiden Oxtorner durchflogen weiterhin unbemerkt auf ihrer unberechenbaren Bahn den Luftraum des Planetariums. Es schien fast so, als hätten die Neo-Paramags sie vergessen. Jedenfalls unternahmen sie nichts, um ihrer habhaft zu werden. Sie kümmerten sich nur um ihre kranken Artgenossen, paratransdeformierten durch das PEW-Netz des Meteoriten, fuhren exakte geometrische Figuren ab und lösten dadurch den Mentalkontakt aus, der zu Schaltungen innerhalb der technischen Anlagen führte.
Die Blitzaktion der Neo-Paramags war ein voller Erfolg gewesen. Die Maschinen stotterten nicht mehr, sondern liefen ruhig und arbeiteten präzise. Dennoch kam in die Reihen der Neo-Paramags keine Ruhe. Sie schleusten sich immer wieder in die Paratransaugen ein und nahmen die mentale Weichenstellung vor.
Tulocky konnte sich denken, was sie damit bewirken wollten. Doch bevor er seine Vermutung aussprechen konnte, ging eine Erschütterung durch den Meteoriten. Gleich darauf folgten die typischen Phänomene, die beim gewaltsamen Eindringen in den Hyperraum entstanden – Verzerrung der elektromagnetischen Wellen, Aufhebung und Umkehrung der Naturgesetze.
Und dann kam der Transitionsschock
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