Silberband 066 - Kampf der Paramags
Bericht der beiden Mutanten, und ich wußte auch sofort, warum er das tat. Für uns war es wichtig zu wissen, warum es Krieg gab und zwischen wem. Der Haluter stellte seine präzisen Fragen, wie ich es von ihm gewohnt war. Trotzdem dauerte es eine Weile, bis das Bild klarer und verständlicher wurde. Ich fasse hier der Einfachheit halber zusammen: Die Paramags waren aufgespalten in Priester und Wissenschaftler, aber das kann nur als sehr grobe Unterscheidung bewertet werden. Immerhin gab es diese beiden Gruppen.
Die Gruppe der Wissenschaftler bestand natürlich nicht nur aus Wissenschaftlern, sondern in erster Linie aus Paramags, die sich für gebildet und fortschrittlich hielten. Sie beteten die Gelehrten an wie Götter und forderten damit natürlicherweise den Widerspruch der zweiten Gruppe, nämlich der Priester, geradezu heraus.
Seit Hunderten von Jahren waren die Wissenschaftler bestrebt, die Raumfahrt voranzutreiben und eine Forschungsflotte zu bauen, mit der man den eigenen Planeten verlassen konnte, um andere zu entdecken. Zweck des Unternehmens sollte sein, Welten mit noch höherem Gehalt an PEW-Metall zu finden, als Pordypor bereits besaß.
Diese Wissenschaftler befanden sich selbstverständlich in einem großen Irrtum, wenn sie von Anfang an annahmen, jeder in der Galaxis befindliche Planet müsse PEW-Metall enthalten und es gäbe keine Lebewesen, die ohne das seltsame Element existieren könnten. Sie schlossen in unbegreiflicher Arroganz von sich auf andere und stellten die Behauptung auf, jede andere Intelligenz des Universums müsse nach dem gleichen Prinzip wie sie existieren.
Aber das war es nicht allein, was ihnen die Feindschaft der Priester einbrachte, die ebenfalls eine große Anhängerschaft besaßen.
Bekanntlich konnten Paramags ohne das PEW-Metall nicht leben. Zum Bau der dreihundert Raumschiffe, die insgesamt eine riesige Masse besaßen, wurde daher das wertvolle PEW-Material verwendet. Also wurden Millionen Tonnen dieses Metalls aus dem Innern des Planeten abgebaut.
Alle Einwände der Priesterschaft und ihrer Anhänger, also der feindlichen Gruppe, verhallten ungehört. Nun waren diese Priester natürlich nicht nur Priester im herkömmlichen Sinn, sonst wären sie nicht in der Lage gewesen, selbst gigantische Vernichtungsmaschinen herzustellen und gewagte Experimente durchzuführen, aber sie vertraten die Ansicht, das PEW-Metall dürfe nicht zum Bau von Raumschiffen verwendet werden, die Pordypor verließen und das Metall mit sich nahmen. Sehr logisch begründeten sie, daß die Wissenschaftler ein Paradoxon herbeiführten.
Das Paradoxon bestand darin, daß die Wissenschaftler erst durch den Bau ihrer Flotte einen gewissen Mangel an PEW-Metall verursachten, und sie bauten diese Flotte nur deshalb, um neues PEW-Metall auf anderen Welten zu finden. Dieser offensichtliche Widerspruch war es, der zum Konflikt führte, zum sogenannten Metapsychischen Krieg.
Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich dann auch, daß die Paramags in ihrer Sprache das PEW-Metall ›Payn-Hrun-Tala‹ nannten, was mich aber nicht besonders berührte. Es bedeutete übersetzt soviel wie ›Leben im Höchstmaß‹. Ich bleibe bei meiner weiteren Schilderung bei der ursprünglichen Bezeichnung, denn ich meine, zu viele verschiedene Begriffe für ein und dieselbe Sache verwirren nur die Gemüter.
»Die Priester sind eigentlich die Wissenschaftler«, fuhr Betty in ihrer Schilderung fort und begründete dann ihre Behauptung: »Nicht nur, daß sie im Innern des Planeten unvorstellbare technische Anlagen errichtet haben, sie arbeiten auch experimentell mit Antimaterie. Ich glaube, sie stellen sie künstlich her und benutzen sie als Waffe, als Sprengstoff.«
Icho Tolot stellte die Frage: »Wie führen die beiden Gruppen ihren Krieg? Ich meine, kämpfen sie gegeneinander, setzen sie Waffen ein, töten sie sich?«
Zu unserem Erstaunen mußten wir von den beiden Mutanten erfahren, daß dieser Krieg auf rein mentaler Basis geführt wurde. Zwar gab es vernichtende Waffen, aber sie wurden nicht eingesetzt. Eine Gruppe versuchte, der anderen ihre Anhänger wegzunehmen und auf die eigene Seite zu bringen. Das geschah ohne jede Gewalt, nur mit der Kraft der Überzeugung.
Schon verspürte ich Erleichterung, als Betty an dieser Stelle der Schilderung anlangte, aber der Schreck folgte auf dem Fuße.
»Der Krieg scheint harmlos zu sein, und irgendwie erinnert er mich an einen Wahlkampf, in dem auch mit den Mitteln der Überzeugungskraft
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