Silberband 066 - Kampf der Paramags
tatsächlich pflegen wie Säuglinge, wenn wir sie retten wollten.
Über Funk stand Kosum mit allen Gruppen in Verbindung. Für besonders schwierige Fälle standen ihm die Mutanten zur Verfügung.
Ich rief Ras Tschubai zu mir. »Teleportieren Sie mit mir in eines der am schlimmsten betroffenen Dörfer, Ras. Wir werden helfen, so gut es geht.« Wir vervollständigten unsere Ausrüstung und nahmen vor allem ein paar mit Nahrungskonzentraten gefüllte Beutel mit.
Das Dorf, in dem wir materialisierten, lag auf der Nachtseite des Planeten. Eine Korvette der MARCO POLO war in der Nähe gelandet. Die Raumfahrer hatten überall Scheinwerfer aufgestellt. Eine Gruppe von Robotern war dabei, die toten Asporcos zu begraben und das gesamte Gebiet zu desinfizieren. Inzwischen wurden die Eingeborenen, denen es am schlechtesten ging, von den Besatzungsmitgliedern der MARCO POLO versorgt.
Ein junger Mann entdeckte Ras und mich vor dem Eingang einer Hütte und kam auf uns zugerannt. Ich erkannte Captain Lillian, einen der jüngsten Offiziere der MARCO POLO. Er war blaß.
»Es ist schrecklich, Sir!« berichtete er. »Sie sterben wie die Fliegen. Die meisten sind so schwach, daß sie überhaupt nicht kauen können.«
»Tun Sie, was Sie können!«
»Ich fürchte, unsere Kräfte reichen nicht aus, Sir! Wir sind einfach zuwenig Leute und haben zuwenig Vorräte, um dieser Not Herr werden zu können.«
Das hatte ich befürchtet. Wir konnten den Hunger nur an wenigen Stellen lindern. Ohne die Hilfsflotte würden wir versagen.
»Captain Lillian!« rief ich. »Trotz der augenblicklichen Lage dürfen wir nicht vor den Schwierigkeiten kapitulieren. Machen Sie Ihren Mitarbeitern bewußt, daß es hier um die Existenz eines Volkes geht. Jeder Asporco, den wir vor dem Verhungern bewahren, kann zum Garanten für das Weiterbestehen dieses Volkes werden.«
Lillian schluckte. »Es ist nur … Ich meine, man braucht gute Nerven, wenn man all das Elend hier sieht.«
»Ja«, sagte ich. »Das stimmt.«
Er kam mir verloren vor, und ich bezweifelte, ob ich die richtigen Worte gefunden hatte, um ihn zu ermutigen. Schließlich war er wiederum für die Moral seiner Mitarbeiter verantwortlich.
»Setzen Sie jetzt die Arbeit fort, Captain.«
Er zögerte, dann wandte er sich ab und ging davon. Als er aus dem Bereich der Lichtkegel verschwunden war, sagte Ras Tschubai: »Für unsere Leute bedeutet diese Aufgabe eine seelische Belastung.«
Ich antwortete nicht, sondern betrat das Gebäude, vor dem wir die ganze Zeit über gestanden hatten.
Im Innern war ein provisorisches Krankenzimmer entstanden. Die Raumfahrer hatten Decken auf dem Boden ausgebreitet, auf denen fünf halbtote Asporcos lagen. Sie waren so schwach, daß sie sich kaum rühren konnten.
Inzwischen waren sie gewaltsam gefüttert worden und befanden sich bis auf eine Ausnahme auf dem Wege der Besserung. Einer der Asporcos hatte sich nach dem Genuß unserer Konzentrate immer wieder übergeben.
Der Sergeant, der die kleine Krankenstation leitete, sagte mir, daß er über Funk einen Bordarzt angefordert hatte. Doch es würde noch einige Zeit dauern, bis einer der Mediziner hier eintraf, um mit der künstlichen Ernährung zu beginnen.
Obwohl die Besatzung der MARCO POLO noch keine volle Stunde im Einsatz war, konnten sich die Bordärzte vor Arbeit kaum noch retten. Ihre Arbeit mußte ihnen sinnlos vorkommen, denn während sie einen Eingeborenen retteten, starben in ihrer Nähe vielleicht zehn andere. Trotzdem durften wir nicht aufgeben.
Ich beugte mich zu einem der geschwächten Kranken hinab. Tschubai schaltete seinen Translator ein und übergab ihn an mich.
»Wie fühlen Sie sich?« fragte ich den Asporco.
Seine Facettenaugen beobachteten mich, aber er antwortete nicht.
»Wir sind gekommen, um Ihnen und Ihren Freunden zu helfen.«
Er bewegte den Kopf, schwieg aber noch immer. Sobald er kräftig genug war, würde er an seinen Arbeitsplatz zurückkehren und mit dem gleichen blinden Eifer wie zuvor ans Werk gehen. Solange der Meteorit seine Strahlungsintensität nicht abschwächte oder veränderte, würde sich die Lage nicht ändern.
»Das Hauptproblem«, sagte ich zu Ras, »ist noch immer der Meteorit.«
»Wir sollten ihn zerstören«, schlug der Teleporter vor.
»Um den Asporcos zu helfen, wäre das die sicherste Methode, obwohl ich keineswegs sicher bin, daß uns eine Zerstörung gelingt. Außerdem gibt es auch innerhalb dieses seltsamen Gebildes Lebewesen. Um den Asporcos zu
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