Silberband 068 - Anti-Universum
Gegenstände zu Boden. Die Erde zitterte. Über den Köpfen der Horchenden begann das Überladungsfeld erst rot, dann grellgelb zu glühen. Grelle Blitze zuckten über die Decke, als Objekte, die von außen das Feld zu durchdringen suchten, unter dem konzentrierten Ansturm der plötzlich freigesetzten Ionen aufglühten und verdampften.
Immer lauter, immer ohrenbetäubender wurde das Tosen. Das Überladungsfeld riß auf. Aus der Höhe schoß ein grauer Klumpen aus Plastikmaterial herab und zertrümmerte den großen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Ungläubig betrachtete ihn Roi Danton. Staunend versuchte er, seine Herkunft zu ergründen. Dann wurde ihm plötzlich klar, was hier vorging.
Er sprang auf, und sein Ruf gellte durch die Gänge des Gefängnisses: »Die Halle stürzt ein! Zieht die Hälse ein und haltet euch bereit! In ein paar Minuten sind wir frei!«
Die Warnung war alles andere als unnütz. Während die riesige Halle donnernd in sich zusammenstürzte, regnete es aus der Höhe Trümmerstücke, von denen manche bis zu mehreren Tonnen schwer waren. Viele davon verdampften in dem zuckenden, überlasteten Schirmfeld oder wurden doch wenigstens zur Seite abgelenkt. Aber als das Feld zusammenzubrechen begann, wurde es durchlässiger, und der Regen der Trümmerstücke fiel ungehindert ins Innere des Gefängnisgebäudes. Die Gefangenen brachten sich unter Tischen, Betten und Deckenpolstern in Sicherheit. Trotzdem gab es Verletzte. Aber der Trümmerregen dauerte nur ein paar Sekunden. Das Getöse erstarb, und ringsum waren nur noch das Knistern überlasteter Wände, das Stöhnen eines Verwundeten oder ein gelegentliches Poltern, wenn eines der Trümmerstücke seine Lage veränderte.
Roi Danton kam unter seinem Versteck hervor. »Auf, ihr Leute!« schrie er.
Unter Betten und Tischen hervor kamen sie zum Vorschein. Das Innere des Gefängnisses sah aus, als hätte es ein stundenlanges Trommelfeuer über sich ergehen lassen müssen. Ein Teil der Seitenmauer war eingerissen worden. Einen der letzten einsatzbereiten Strahler in der Hand, schwang Danton sich auf den Trümmerberg und sah hinaus. Grelle Lichter schwebten in geringer Höhe über die Trümmerwüste. Danton erblickte einen Wall von Schutt, der sich kreisförmig um das Gefängnisgebäude zog. Allmählich begann er zu begreifen. Man hatte die Halle nicht einfach ziellos in die Luft gesprengt. Die Ladungen waren so angebracht worden, daß die Trümmerstücke vom Zenit aus radial auswärts geschleudert wurden. Dadurch hatte man vermieden, daß das Gefängnis von einem allzu starken Hagel getroffen wurde. Durch die Anordnung der Sprengladungen war der Trümmerwall entstanden. Nur ein Bruchteil des Trümmerregens war auf das Gebäude selbst gefallen.
Unter dem Trümmerwall aber lagen die Kampfroboter verschüttet, die die Gefangenen bewacht hatten.
Roi Danton trat hinaus. Die Gefangenen folgten ihm. Mißtrauisch beobachteten sie die Lichter, die über dem Trümmerwall schwebten. Eines senkte sich herab, und als es dem Wall nahe genug gekommen war, so daß es vom Reflex des eigenen Scheinwerfers getroffen wurde, erkannte Danton einen großen Feldgleiter. Das Flugschiff hatte die Form eines Diskus und maß wenigstens fünfzig Meter im Durchmesser. Von seinem leistungsstarken Triebwerk war nur ein mattes Summen zu hören. Der Gleiter setzte auf dem Trümmerwall auf. Im dunklen Aufbau öffnete sich ein Luk, durch das gelbliches Licht herausschien. In der Öffnung erschien eine menschliche Gestalt, die einladend winkte.
Da handelte Danton. Er wußte nicht, wen er vor sich hatte. Aber wer immer es auch sein mochte: Er war gekommen, um die Gefangenen zu befreien. Danton hatte keine Bedenken, sich ihm anzuvertrauen.
»Klettert dort hinauf!« schrie er über die Köpfe der Menge hinweg. »Der Gleiter faßt wenigstens achthundert Mann, wenn ihr euch zusammendrängt! Schnell, klettert! Jede Sekunde ist wichtig!«
Er brauchte den Befehl nicht zu wiederholen. Die Männer stürmten den Wall hinauf. Sie waren kampferprobt und wußten, daß es hier um jede Sekunde ging. Die Regierung hatte längst von dem Angriff auf die Ausstellungshalle erfahren. In jeder Minute war mit dem Auftauchen feindlicher Streitkräfte zu rechnen. Weitere Feldgleiter landeten jetzt auf der Kuppe des Trümmerwalls. Die Gefangenen teilten sich. Scharenweise eilten sie auf die rettenden Fahrzeuge zu. Wer verwundet war, ließ sich von seinem Nebenmann helfen.
Mit atemberaubender
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