Silberband 068 - Anti-Universum
verwirklichen zu können.
Während des Fluges zum Eugaul-System kam es jedoch zu einem Zwischenfall, der Ras Tschubai II fast gezwungen hätte, seine wahre Identität preiszugeben.
Er hielt sich in der Kabine auf und döste vor sich hin, als jemand draußen klopfte. »Die Tür ist offen!« rief er.
Fellmer Lloyd und Irmina Kotschistowa kamen herein. Sie machten einen verlegenen Eindruck, als hätten sie lange überlegt, ob sie ihn überhaupt aufsuchen sollten.
Ras Tschubai II wartete gespannt, daß sie ihr Anliegen vorbringen würden. Er durfte durch nichts verraten, daß er unsicher war.
»Wir … wir wollten schon lange mit Ihnen reden, Ras«, eröffnete Fellmer Lloyd das Gespräch.
Der Teleporter sah ihn wachsam an. »Ja?«
»Ras, wir kennen uns lange genug, um offen miteinander reden zu können«, fuhr Lloyd fort. Er sah auf den Boden und brachte ein Lächeln zustande. »Zwischen uns gab es immer eine unausgesprochene Freundschaft.«
Tschubai II stand auf und begann im Raum auf und ab zu gehen. Er wollte Zeit gewinnen, denn er war sicher, daß irgend etwas an seinem Verhalten die anderen Mutanten mißtrauisch gemacht oder zumindest beunruhigt hatte.
»Das Problem ist schwer zu erklären«, gestand Fellmer Lloyd und warf Irmina Kotschistowa einen hilfesuchenden Blick zu. »Ich möchte Sie auch nicht verletzen.«
»Ach, du meine Güte!« rief Tschubai in gespieltem Entsetzen. »Was ist denn passiert? Wollen Sie mir das nicht endlich sagen?«
»Sie schließen sich von uns ab, Ras!« platzte Lloyd heraus. »Wir spüren, daß Sie sich immer mehr zurückziehen. Außerdem können wir eine unterschwellige Aggressivität an Ihnen feststellen.«
»Vielleicht werden Sie weniger leicht als alle anderen mit der neuen Situation fertig«, meinte die Mutantin. »In diesem Fall sollten Sie offen mit uns besprechen, was Sie bedrückt. Vielleicht haben wir eine Möglichkeit, Ihnen zu helfen.«
Die Gedanken des Teleporters wirbelten durcheinander. Die Mutanten an Bord der MARCO POLO hatten keinen bestimmten Verdacht, aber sie spürten, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Alles zu leugnen wäre in einer solchen Situation falsch gewesen.
»Ich bin mir über meinen Zustand selbst noch nicht im klaren«, erwiderte Tschubai zögernd. »Es ist schon möglich, daß ich stärker unter dem Schock leide als Sie alle. Die Tatsache, daß ich mit der veränderten Situation nicht so leicht fertig werde, macht mich gereizt.«
Lloyd ließ sich auf das Bett fallen und streckte die Beine aus. »Sprechen wir darüber!« schlug er vor.
Ras Tschubai II zwang sich zu einem Lächeln, obwohl er am liebsten Lloyd und die Mutantin hinausgeworfen hätte. »Ich möchte es lieber allein bewältigen.«
Lloyd ließ sich davon nicht beeindrucken. »Irmina und ich haben uns gedacht, daß Sie vielleicht Ihren Gedankeninhalt vor Gucky und mir preisgeben wollen.«
Weder Lloyd noch Irmina konnten sehen, daß Tschubai II sich auf die Zunge biß, um eine unüberlegte Antwort zu vermeiden. Er drehte sich langsam zu den beiden Besuchern um, innerlich einer Panik näher als jemals zuvor, aber nach außen hin völlig ruhig.
»Vielleicht wäre das nicht schlecht«, gab er zu. »Aber im allgemeinen hatten wir uns doch abgewöhnt, unsere Kräfte untereinander einzusetzen.«
»Dies ist eine besondere Situation!« sagte Lloyd beharrlich.
Tschubai II sah ihn böse an.
»Wir können Sie nicht zwingen!« sagte Irmina. »Das wollen wir auch nicht.«
»Ich bin einverstanden«, antwortete Ras Tschubai II. »Sobald wir die Sache im Eugaul-System und auf Olymp hinter uns haben, sollten wir Zeit für eine solche Zusammenkunft erübrigen können.«
Die Erleichterung Lloyds war nicht zu übersehen. Der Anführer des Neuen Mutantenkorps erhob sich und legte Tschubai II eine Hand auf die Schulter.
»Ich bin froh, daß Sie sich so entschieden haben, Ras. Bestimmt wird sich alles zum Guten wenden.«
»Ich danke Ihnen für Ihre Anteilnahme!« sagte Ras widerstrebend.
Irmina und Fellmer wechselten einen Blick, der Tschubai II nicht entging. Trotz Tschubais Zustimmung, an einer offenen Psi-Diskussion mit den anderen teilzunehmen, schienen die beiden Mutanten mit dem Ausgang dieses Gesprächs nicht zufrieden zu sein. Vielleicht waren sie mit der Absicht gekommen, die Mauer um Tschubai II sofort zu durchbrechen.
»Wir sind jederzeit für Sie da!« sagte Lloyd, als er bereits in der Tür stand.
»Ich weiß«, sagte Ras.
Er schloß die Tür hinter den beiden. Obwohl
Weitere Kostenlose Bücher