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Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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machte, das wußte er selbst nicht zu sagen.
    Er überflog den langgestreckten Raum mit einem flüchtigen Blick. Dann ließ er sich hinter der Konsole nieder. Er hatte seine eigene Routine, nach der er sich an jedem Abend mit einigen der hier versammelten Bewußtseine unterhielt. Es gab solche, mit denen er gern sprach, und andere, mit denen er ungern Gedanken austauschte. Aber er war ein gerechter Meister. Er unterhielt sich mit denen, die er mochte, ebensooft und nicht öfter als mit denen, die ihm unbehaglich waren.
    Jeweils zum Ende seiner nächtlichen Sitzung sprach er zu dem Gehirn, das einst in Heltamoschs Schädel seinen Platz finden und ihm, Selki-Loot, zum Besitz der Macht über das große Naupaumsche Raytschat verhelfen sollte. Dies war das einzige Bewußtsein in diesem Raum, das ihm freundlich gesinnt war. Er hatte es darauf präpariert, daß es freiwillig in ihm seinen Meister sah. Er schaltete die Konsole ein und wählte den ersten Kanal. Dann schob er sich die Elektroden über den Schädel.
    »Verbrecher!« schrillte es ihm telepathisch entgegen. »Wann wird dich endlich der Teufel holen? Hoffentlich nicht, bevor die Welt darauf aufmerksam geworden ist, was hier vorgeht!«
    Selki-Loot lächelte boshaft. »Ich sehe, Sie sind voller Energie, Sylkanosch, mit Ihnen brauche ich mich heute nicht weiter abzugeben.«
    Er schaltete auf den nächsten Kanal. Dort herrschte Schweigen.
    »Presaap?« fragte er vorsichtig. Nichts rührte sich. »Presaap, melden Sie sich!«
    »Ich unterhalte mich nicht mit Ceynach-Verbrechern«, lautete die düstere Antwort.
    Befriedigt wählte Selki-Loot weiter. Er sprach mit vierzig Gehirnen in dieser Nacht. Die Unterhaltung bestand gewöhnlich nur aus zwei oder drei Sätzen. Sie waren alle voller Zorn und Haß. Zorn und Haß erhielten am Leben. Er brauchte nicht zu befürchten, daß eines dieser Gehirne in Kürze unbrauchbar würde.
    Zum Schluß wählte er Heltamoschs Ersatzgehirn. Er freute sich auf den Gedankenaustausch.
    »Heltamosch, wie geht es Ihnen?« erkundigte er sich.
    »Mir geht es gut«, erklang die erstaunlich forsche Antwort, »aber das habe ich nicht dir zu verdanken, du alter Schurke!«
    Er brachte vor Entsetzen keinen zusammenhängenden Gedanken hervor. »Ich … Sie … Was geht hier vor …?«
    »Du bist durchschaut, Selki-Loot! Ringsumher stehen die Zeugen deiner abscheulichen Verbrechen. Dreh dich um! Sieh sie dir an! Wie kannst du mit einer solchen Schuld noch leben, du Scheusal?«
    Wie unter dem Zwang einer inneren Gewalt folgte Selki-Loot dem Befehl. Er war kaum mehr Herr seiner Sinne. Was war mit dem präparierten Gehirn geschehen? Er wollte sich die Elektroden vom Schädel reißen; aber den Händen, die nach dem Gerät greifen wollten, fehlte plötzlich jede Kraft.
    »Wie wagen Sie«, stammelte er, »so zu mir zu sprechen?«
    »Dabei ist kein Wagnis, du Narr!« höhnte das Gehirn. »Ich habe dich durchschaut. Ich kenne deine unzähligen Verbrechen, und ich werde dafür sorgen, daß man dich bestraft!«
    »Das dürfen Sie nicht!« schrie Selki-Loot unbeherrscht. »Das können Sie nicht! Sie sind ein körperloses Bewußtsein, das mir Untertan ist! Sie haben zu gehorchen!«
    »Ich bin weder ein körperloses Bewußtsein«, kam die spöttische Antwort, »noch bin ich dir Untertan! Schau her, du Ungeheuer! Sieht so ein körperloses Bewußtsein aus?«
    Selki-Loots Facettenaugen quollen fast aus dem Schädel, als er das Halbdunkel im Hintergrund des Speichers zu durchdringen suchte. Hinter den Gestellen, auf denen die Behälter ruhten, wuchs eine hohe, breitschultrige Gestalt hervor, die Gestalt eines Raytaners. Mit gemessenen Schritten näherte er sich der Konsole.
    Selki-Loot erkannte Heltamosch, den Mato Pravt, und brach mit einem gurgelnden Schrei zusammen.
    Heltamosch nahm die primitiven Elektroden, die Hactschyten gefertigt hatte, von den Schläfen und warf sie zu Boden.
    »Es ist vollbracht!« sagte er bitter. »Selki-Loot hat den Verstand verloren.«
    Hactschyten und die drei Duynter kamen aus ihren Verstecken hervor. Selki-Loot lag bewußtlos am Boden. Hactschyten bückte sich und nahm ihm die Elektroden vom Kopf. Dann schaltete er die Konsole aus.
    »Es ist Zeit«, mahnte er ruhig. »Wir müssen gehen.«
    Kurze Zeit später waren sie unterwegs. Unangefochten erreichten sie den Eisplaneten, in dessen Gletscherspalten sich die sechs Kreuzer versteckt hatten. Von dort aus benachrichtigte Heltamosch, ohne sich zu erkennen zu geben, die Regierung von

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