Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
ihnen waren zwei Bodenerhebungen. Rhodan wollte ihnen rechts ausweichen, aber Gleynschor hatte den Pfad gewählt, der zwischen ihnen hindurchführte. Rhodan sah zwischen den modernen Abfällen auch die Gerippe von Lebewesen, die von Moosen und Flechten überzogen waren. Die beiden fast gleich großen Hügel schienen nur aus Müll zu bestehen, der für die Dämmergewächse einen idealen Nährboden darstellte.
Gleynschor befand sich bereits zwischen den beiden Hügeln und richtete den Blick nach vorne, um vorausliegende Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Deshalb merkte er auch nicht die Bedrohung, die von ganz nahe kam.
Der eine ›Hügel‹ richtete sich plötzlich auf. Darunter kam ein gewaltiges Lebewesen zum Vorschein, das doppelt so groß war wie ein Duynter, zwei kurze stämmige Beine und vier lange, sehnige Spinnenarme besaß. Der Kopf erinnerte Rhodan an den Linsenkopf eines Blues, nur daß er nicht mit der Fläche auf dem Hals saß, sondern mit der Schmalseite – und entlang dem Kopfrund saß ein Kranz von Stielaugen, die so weit ausgefahren werden konnten, wie der Arm eines Duynters lang war.
Diesmal war es jedoch Rhodan, der rechtzeitig reagierte. Er richtete den Lähmstab auf das Monstrum und hörte erst auf, den Auslöseknopf zu drücken, als seine Glieder konvulsivisch zuckend heruntersackten und es vom Gewicht seines Rückenschmucks nach hinten gezogen wurde.
Das Wesen, das sich unter dem anderen ›Hügel‹ verbarg, wollte sich ebenfalls gerade aufrichten, um sich Schilnitin zu greifen. Als es jedoch sah, was mit seinem Artgenossen geschehen war, kippte es schnell den Hügel aus Müll über sich und verschwand darunter.
Gleynschor schüttelte sich und trat mit einem Fuß gegen den ›Hügel‹.
»Komm raus, du Bestie!« schrie er. »Wenn ich eine Strahlenwaffe hätte, würde ich diesen Müllberg zu Asche verwandeln.«
»Wir müssen weiter«, drängte Schilnitin hinter ihm. »Unser Sauerstoffvorrat ist nicht unbegrenzt. Hoffentlich finden wir Zugang zu einem der Gebäude, bevor uns die Atemluft ausgeht.«
Sie gingen weiter. Gleynschor hatte wieder die Führung übernommen. Nach einer Weile drehte sich Schilnitin nach Rhodan um.
»Sie haben uns eben das Leben gerettet, Hactschyten«, sagte er. »Aber wieder – wie damals, als Sie den Mato Pravt warnten – geschah es nicht aus uneigennützigen Motiven. Das soll kein Vorwurf sein. Im Gegenteil, Sie haben trotzdem bewiesen, daß Sie zur Zusammenarbeit bereit sind. Das entspricht nicht dem Charakter eines Hactschyten. Ich neige dazu, mich dem Urteil des Mato Pravt anzuschließen und Sie ebenfalls für das Opfer eines Ceynach-Verbrechens zu halten.«
»Haben Sie dem Urteilsvermögen des Mato Pravt bisher etwa nicht vertraut?« fragte Rhodan spöttisch.
»Sagen wir so, ich verhielt mich immer noch abwartend, als er sein Mißtrauen schon längst abgebaut hatte«, antwortete Schilnitin.
Nach einer Weile blickte sich Rhodan um. Er hatte hinter sich seltsame Geräusche gehört, die sich wie Schmatzen und wie das Brechen von Knochen anhörten. Jetzt erkannte er schaudernd die Ursache: Das eine Monstrum war über seinen gelähmten Artgenossen hergefallen.
»Dort hinauf müssen wir«, sagte Gleynschor. »Das scheint die einzige Möglichkeit zu sein, diesem Mülldschungel zu entfliehen.«
Rhodan folgte der Richtung, die die beiden Daumen seiner ausgestreckten Hand wiesen. An der einen Hauswand rankten sich Schlingpflanzen bis zu einer Höhe von fünfzig Metern hinauf – und dort oben war eine Öffnung in der Wand. Sie erschien aus dieser Entfernung zu klein, um einen Duynter oder Yaanztroner durchzulassen. Aber es war einen Versuch wert, zumal die höchste Ranke nur kurz darunter endete und stark genug schien, einen Mann zu tragen.
Gleynschor schaffte es fast mühelos. Als er in der Maueröffnung verschwunden war, gab er den beiden anderen durch ein Handzeichen zu verstehen, ihm zu folgen.
Kurz darauf erreichten auch Rhodan und Schilnitin die Maueröffnung und kletterten hindurch. Rhodan fand sich in einem engen, fast leeren Raum wieder. Er maß etwa eineinhalb mal zwei Meter und mochte zweieinhalb Meter hoch sein. In Kopfhöhe war ein schmales Brett an die Wand eingelassen, das als Schlafstätte diente. In einer Ecke stand ein Regal, in dem technische Geräte unordentlich herumlagen.
Schilnitin, der wahllos einige an sich nahm und überprüfte, stellte naserümpfend fest: »Das ist nicht mehr funktionsfähig und besitzt nicht einmal mehr
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