Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit
wollen mit fremdartigen Geräten und Waffen experimentieren?«
»Warum nicht?« fragte Gayt-Coor gelassen. »Wir können nichts verlieren. Vielleicht können wir den Priestern eine unangenehme Überraschung bereiten. Noch besser wäre es natürlich, wenn wir diesen mysteriösen Furloch herausfordern könnten. Er ist meiner Ansicht nach für alles verantwortlich, was hier geschieht.«
Als Perry Rhodan zu sich kam, stellte er fest, daß man ihm Schutzanzug und Kleidung abgenommen hatte. Sein Duynter-Körper war völlig nackt an eine Metallstange gefesselt, die vom Boden bis zur Decke reichte. Er war in einem kleinen Raum gefangen, der einen runden Querschnitt besaß und etwa zehn Meter durchmaß. Der Boden bestand aus einer Masse, die wie erstarrte Lava aussah, aber sehr weich war. Das konnte Rhodan mit seinen Füßen spüren. Die Wände waren mit gepreßten und getrockneten Blüten geschmückt. Obwohl es sehr hell war, konnte Rhodan keine Lichtquelle entdecken.
Ein paar Schritte von ihm entfernt hockten zwei in weiße Umhänge gekleidete Priester. Sie hatten ihre Strahlwaffen auf den Beinen liegen und starrten ihn an.
Als sie sahen, daß er bei Bewußtsein war, stand einer von ihnen auf und trat auf ihn zu.
»Furloch hat dich in unsere Hände gegeben«, sagte er zufrieden. »Wir werden dich Furloch opfern und damit seine Größe preisen.«
»Ihr verdankt es nicht Furloch, sondern meiner eigenen Unvorsichtigkeit, daß ich jetzt hier stehe«, gab Rhodan zurück. »Außerdem sind meine Götter mächtiger als euer Furloch. Sie werden nicht zulassen, daß ich geopfert werde.«
Der Priester versetzte ihm einen Hieb in den Leib, daß ihm die Luft wegblieb. Dann kicherte er.
»Wo sind deine Götter? Warum kommen sie nicht, um dir zu helfen?«
Die Schmerzen ließen Rhodans Duynter-Augen feucht werden. Der Blick, den er dem Priester zuwarf, ließ diesen unwillkürlich ein paar Schritte zurückweichen.
»Ich hole Draymon«, sagte er zu den anderen. »Paßt inzwischen gut auf ihn auf.« Er verließ den Raum.
»Wurden meine Freunde gefangen?« fragte Rhodan den zweiten Priester.
»Nein«, sagte der Mann. »Aber sie können in Furlochs Reich nicht überleben. Wir werden sie früher oder später fangen.«
Diese Auskunft ließ Rhodan erleichtert aufatmen. Solange Gayt-Coor und Zeno noch in Freiheit waren, konnte er auf Befreiung hoffen. Die Frage war nur, ob seine beiden Freunde schnell genug sein würden.
»Warum habt ihr mich nicht sofort getötet?« fragte er den am Boden hockenden Mann.
»Wir hätten dich erschossen, wenn es uns nicht gelungen wäre, dich zu fesseln«, sagte der Priester bereitwillig. »Als Gefangener bist du jedoch wertvoller für uns, denn wir können dich Furloch opfern und außerdem mit dir deine Freunde anlocken. Sie werden …«
Er unterbrach sich, denn in diesem Augenblick kam ein halbes Dutzend Priester herein. Sie wurden von einem breitschultrigen alten Yaanztroner angeführt, der als einziger keinen Waffengürtel trug. Dafür hielt er einen leuchtenden Stab in den Händen. Das Gesicht des Mannes war eingefallen, sein Haarfell, soweit es unter dem Umhang sichtbar wurde, zeigte goldfarbene Flecken. Rhodan nahm an, daß dieser Mann eine Art Oberpriester war.
»Ich bin Draymon«, sagte der Ankömmling mit kaum hörbarer Stimme. Er hob den leuchtenden Stab. »Ich trage Energie in den Händen. Das ist Furlochs Blut. Furlochs Blut ist Energie. Es pulsiert in meinen Händen ebenso wie überall im Schiff. Solange Furlochs Blut pulsiert, werden wir leben.«
»Wahrhaftig!« bestätigte Rhodan. »Denn ohne Energie würde sich dieses Generationenschiff in einen riesigen Sarg verwandeln. Ihr hättet keine andere Wahl, als an die Planetenoberfläche zu gehen, und es ist fraglich, ob ihr euch in freier Natur noch zurechtfinden würdet. Immerhin sieht es so aus, als würde euer Volk schon sehr lange hier leben.«
Sekundenlang schien Draymon verblüfft zu sein; er hatte offenbar nicht damit gerechnet, daß der Gefangene so aktiv reagieren würde.
»Du scheinst viel über Furlochs Reich zu wissen«, sagte Draymon schließlich.
»Ja«, stimmte Rhodan zu. »Ich verlange, daß man mich sofort zu Furloch bringt. Ich möchte mit ihm reden.«
Das brachte die Priester aus der Fassung. Einige von ihnen rissen ihre Waffen heraus. Bevor sie jedoch einen Schuß auf Rhodan abgeben konnten, wurden sie von Draymon besänftigt.
»Er wird für seine lästerlichen Reden sterben«, versicherte der Oberpriester.
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