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Silberband 073 - Schach der Finsternis

Titel: Silberband 073 - Schach der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Stadtteils kannte. Mikul arbeitete seit Jahren auf dem Gebiet der ›Raumbeschaffung‹. Das war ein Beruf, den die katastrophale Enge der yaanztronischen Wohnstädte sozusagen als Bastard in die Welt gesetzt hatte. Die riesigen unterirdischen Städte waren nicht das Ergebnis sorgfältiger Planung, wie manche Leute dachten. Die Bevölkerungsexplosion hatte die Städtebauer, obwohl man sie hätte vorausberechnen können, mehr oder weniger wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Plötzlich war kein Wohnraum mehr vorhanden. Im Nu war die Oberfläche des Planeten für die Milliarden und aber Milliarden von Bewohnern zu klein geworden. Man stürzte sich auf den unterirdischen Städtebau. Innerhalb weniger Tage entwarfen die Computer alle nötigen Pläne. Mit unglaublichem Elan begann man, Schächte in die Tiefe zu treiben, Stollen zu ziehen, Höhlungen zu schaffen und die Kruste von Yaanzar überall dort, wo es möglich war, in eine einzige riesige Wohnwabe zu verwandeln.
    Bei dieser Hast konnten Ungenauigkeiten nicht ausbleiben. Hier wich ein Schacht, wenn auch nur um eine halbe Bogenminute, von der Senkrechten ab. Dort betrug der Winkel, unter dem sich zwei Stollen kreuzten, nicht 90, sondern nur 89,9 Grad. Und dergleichen mehr. Aus solchen Ungenauigkeiten ergab sich toter Raum, der nicht genutzt wurde, weil ihn die Baupläne nicht vorgesehen hatten. Die Arbeit der ›Raumbeschaffer‹ nun bestand darin, solche toten Räume ausfindig und nutzbar zu machen. Das Geschäft der Raumbeschaffung war angesichts der menschenunwürdigen Enge, in der die Städter lebten, ein blühendes. Der Raumbeschaffer verlangte für das beschaffte Wohnvolumen keinen Preis, sondern lediglich eine Provision. Er betätigte sich also als Makler, und das war ein ehrbarer Beruf. Die kleine Zelle zum Beispiel, in der Tembalan lebte, war ein Erzeugnis derartiger Raumbeschaffung. Nur hatte Mikul in Tembalans Fall auch keine Provision verlangt.
    Er kannte sich also hier aus, und er wußte, daß sie sich im Augenblick noch immer in der Zone der Nutzräume befanden. Er erinnerte sich, daß dieser Gang an einer Rampe endete, die mit geringer Neigung nach oben führte. Das war also der Ausgang, den die Organisation kannte und dessen Existenz sie den Eingeschlossenen verschwiegen hatte. Der Gang zur Rechten, an dessen Mündung sie jetzt vorbeischritten, führte zu einem der großen Lastenaufzüge, durch die die Kaufhäuser des Stadtteils ihre Waren bezogen, und in der Nähe gab es ein Abstellgelände für die Gleitkarren, mit denen die Lasten vom Aufzug zur Innenstadt befördert wurden – ein unübersichtlicher Platz, auf dem die Karren wirr und wahllos herumstanden.
    Mikuls Plan war fertig. Es war ein Plan der Verzweiflung, und nur einer, dem als einzige andere Alternative der Tod winkte, konnte ihn ausführen. Sie kamen noch an einigen Gängen vorbei. Aber schließlich begann der Boden anzusteigen. Sie hatten die Rampe erreicht, die in stetiger, sanfter Steigung zu dem nächsthöher gelegenen Stadtteil hinaufführte. Mikul wartete, bis sie etwa die Hälfte der Rampe hinter sich hatten. Dann trat er in Aktion.
    Für die beiden Betrüger kam sein Angriff völlig überraschend. Mikul sprang in die Höhe. Im Sprung trat er dem Mann, der hinter ihm ging, die Füße in den Leib. Der Getroffene stieß einen gurgelnden Schrei aus und ging zu Boden. Die Lampe entfiel ihm dabei. Auch Mikul stürzte; aber trotz der Unbeholfenheit, die durch die Fesselung der Arme hervorgerufen wurde, war er blitzschnell wieder auf den Beinen. Die Lampe, immer noch brennend, rollte langsam die Rampe hinab. Mikul setzte ihr nach. Als er sie einholte, versetzte er ihr einen wütenden Tritt. Sie prallte gegen die Wand und zerschellte. Damit war die Finsternis vollkommen.
    Mikul stürmte weiter die Rampe hinab. Hinter ihm fluchte und schrie Wilamesch, und der Mann, den Mikul in den Leib getreten hatte, gab gurgelnde Laute von sich. Mikul bemühte sich, nach Möglichkeit nur mit den Fußspitzen aufzutreten, so daß seine Schritte nur wenig Geräusche verursachten. Wilamesch schien noch mit seinem Begleiter beschäftigt zu sein, den der Tritt arg mitgenommen haben mußte. Mikul stürmte weiter. Jede Sekunde brachte ihm zusätzliche Sicherheit. Schon jetzt konnte man oben auf der Rampe seine Schritte gewiß nicht mehr hören. Die Verfolger würden keine Ahnung haben, in welche Richtung er sich vom Fuß der Rampe aus gewandt hatte.
    Er strich dicht an der linken Seitenwand des Ganges

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