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Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne

Titel: Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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begangen hatte.
    In mühevoller Kleinarbeit kamen wir dieser Sekte wenige Tage später auf die Spur. Wir umzingelten ihren Tempel und überraschten sie während eines schaurigen Rituals. Sie schlachteten ein Tier, weideten es aus, um es anschließend auszustopfen und einen Kunststoffabguss davon herzustellen. Diesen Götzen beteten sie an.
    Als wir den Tempel stürmten, gelang es allein unserer Tierarmee, sie zu überwältigen. Alle Sektenmitglieder standen unter Drogeneinfluss. Von einem, den wir zur Natur bekehren konnten, erfuhren wir später, dass die Drogen ihnen zu Wachträumen verholfen hatten. In ihren Träumen war die Welt voll technisiert, der Itrink hatte sich von der Natur losgesagt, war nicht mehr der Knecht der Schöpfung, sondern triumphierte über sie. Der Itrink konnte alles selbst erschaffen, seine Nahrung, seine Pflanzenkulturen und seine Haustiere. Alles synthetisch, wohin man blickte.
    Nachdem besagter Sektierer bekehrt worden war, bezeichnete er diese Visionen nur noch als das, was sie wirklich waren: Albträume, die niemals wahr werden durften. Er wurde daraufhin zu einem der fanatischsten Naturschützer. Jahre danach wurde er mein Vorgesetzter und führte die Todesstrafe für Naturschänder ein.
    Ich nahm Urlaub und kehrte zu Layga und meinem paradiesischen Wochenendhaus zurück. Als ich aus der Kutsche stieg, bemächtigte sich meiner ein Gefühl der Beklemmung. Das Haus, der Blütenhain, der Bach mit den Fischen – alles war wie immer, nichts hatte sich verändert. Und doch war in mir die furchtbare Angst, von diesem Paradies Abschied nehmen zu müssen.
    Ich blickte zum Kutscher zurück. Er nickte mir aufmunternd zu. Ich bückte mich im Gehen nach einer Blume, pflückte sie. Ich wollte Layga nicht mit leeren Händen gegenübertreten. Dann stand ich vor der Tür zu meinem Blumenhaus. Wieder bemächtigte sich meiner eine unerklärliche Angst. Ich wollte umkehren. Aber ein innerer Zwang veranlasste mich, die Tür zu öffnen. Vor meinen Augen wurde alles schwarz.
    »Horre! Horre!«, drang Laygas verängstigte Stimme wie durch einen Großstadtsmog zu mir. »Horre, so wach doch endlich auf!«
    Ich öffnete die Augen. Über mir war Laygas besorgtes Gesicht. Sie war schön wie immer, und doch war sie irgendwie verändert. In unserem Wochenendhaus hatte sie ganz anders ausgesehen, war sie von natürlicher Schönheit gewesen. Jetzt hatte sie einen geschminkten Schnabel, ihr Körperflaum war gefärbt, die Augen waren mit Leuchtfarben getönt.
    »Was ist geschehen?«, fragte ich verzweifelt.
    »Sie haben dich bewusstlos auf der Straße gefunden. Wie schon so oft in den letzten Wochen. Auf mein Ersuchen haben sie dich nicht zur Reparatur eingeliefert, sondern dich nach Hause gebracht. Du bist zu Hause, Horre!«
    Zu Hause?
    Ja … zu Hause … Aber das war nicht das Zuhause meiner Träume. Ich erinnerte mich wieder. Ich war im Klub gewesen und hatte die Spezialität des Hauses genommen.
    »Wie viel Zeit ist vergangen?«
    »Du meinst, seit du von hier fortgingst?«
    »Ja.«
    »Ein Tag, fast genau ein Tag.«
    »Und ich habe ein halbes Itrinkalter gelebt.«
    Ich blickte mich um, suchte nach dem dornenlosen Heckenbett, der Früchteküche, dem Gemüsegarten, dem Fischbach … Aber da war nur die Terrasse mit den Kunststoffblumen, die einmal am Tag für wenige Augenblicke im Sonnenlicht standen. Und dort stand auch das Aquarium mit den elektronischen Fischen. Und in meinen Händen hielt ich noch die Blume, die ich gepflückt hatte, bevor ich durch die Tür ging. Sie duftete intensiv, aufdringlich. Sie war aus Plastik. Ich steckte sie Layga mit zitternden Fingern in den gefärbten Kopfflaum.
    »O Horre!«, rief sie beglückt aus.
    Da wusste ich endgültig, dass der Traum von einer besseren Welt zu Ende war. Ich hatte die Spezialität des Hauses genossen, ein kurzes Glück, aus dem es jedes Mal ein böses Erwachen gab. Es würde lange dauern, bis ich mich mit meinem Leben in der Kunststoffwelt zurechtfinden würde. Aber trotz dieser schrecklichen Nachwirkung würde ich wieder in den Klub gehen und wieder träumen. Ich war süchtig nach diesen verbotenen Träumen von Bäumen und Gräsern und Blumen und Kutschen mit vorgespannten Llongas und unübersehbaren Tierherden.
    In den Nachrichten kam gerade die Meldung, dass das letzte Llonga im Tiersanatorium von Cranschto verstorben war. Die Ärzte, die um das Leben dieses Tieres gekämpft und letztlich doch versagt hatten, waren nach dem Paragraphen soundso des

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