Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne
Es stand für mich nun außer Zweifel, dass es sich um echtes Llongafleisch handelte, das man im Klub servierte. Es war mir bei meinem vorletzten Besuch gelungen, einen Knochen an mich zu nehmen, ohne dass es jemand bemerkte. Ich hatte ihn zur chemischen Analyse eingereicht, und das Ergebnis war positiv. Das hatte mir ein peinliches Verhör eingebracht, doch meiner Integrität und meiner Immunität hatte ich es zu verdanken, dass die Geheimpolizisten mich ungeschoren ließen. Ich konnte ihnen plausibel machen, dass ich einer großen Sache auf der Spur sei, und ich brachte sie sogar dazu, meinem Chef Gisgo keine Meldung zu machen. Aber jetzt erwartete man langsam Ergebnisse von mir.
Meine Sehnsucht nach den grünen Wiesen des Traumlands, dem Haus mit der Gemüsegarten-Küche und dem Fisch-Bad und dem Heckenbett wurde immer größer. Dennoch konnte ich dem Verlangen widerstehen, den Klub aufzusuchen. Ich spielte sogar mit dem Gedanken, den Klub in einer groß angelegten Razzia auszuheben.
Da kam mir der Zufall zu Hilfe. Gisgo bestellte mich in sein Büro. Als ich dort eintraf, war er völlig verstört. Er sagte, dass er schnell fortmüsse, um eine unaufschiebbare Angelegenheit zu erledigen, dass er aber bald wieder zurückkomme. Er ging. Ich war allein in seinem Büro. Diese Gelegenheit wollte ich nutzen, und ich begann sein Büro zu durchsuchen. Zwischen Schriftstücken über Fälle, die mir bekannt waren, fand ich auch einige handschriftliche Notizen auf naturreinem Zellulosepapier. Eine Rarität! Ein fast unbezahlbarer Luxus. Ich erinnerte mich, dass ich auf dieser Papiersorte einmal vom Klub eine Einladung erhalten hatte.
Dies war jedoch keine Einladung. Dieses Schriftstück war der Plan für den Überfall auf die Naturschutzzone Süd. Der Plan war in allen Einzelheiten ausgearbeitet und anhand einiger Skizzen erläutert. Ich machte eine Kopie und legte das Schriftstück auf seinen Platz zurück. Bald darauf kam Gisgo wieder. Er wirkte zufrieden.
»Ich habe einen Geheimauftrag für Sie, Horre«, sagte er. »Wie ich aus sicheren Quellen weiß, soll ein Überfall auf eine Naturschutzzone stattfinden.«
Das Kartenhaus meines Verdachts gegen Gisgo stürzte in sich zusammen. Hatte ich noch vor Minuten glauben müssen, dass er mit den Verschwörern unter einer Decke steckte, so schien das durch seine Aussage widerlegt zu werden. Er war nicht ein beteiligter Mitwisser an dem Überfall, sondern verwandte sein Wissen zum Kampf gegen die Verbrecher.
»Wir müssen unsere gesamten Kräfte mobilisieren, um diesen Überfall zu verhindern. Es geschieht zur Errettung eines der letzten Flecken unberührter Natur. Wir Naturschützer werden die Zone Nord, wenn nötig, auch mit unserem Leben verteidigen.«
»Die Zone Nord?«, fragte ich überrascht.
»Da staunen Sie, was?«, sagte Gisgo, sich des Überraschungseffekts vollauf bewusst. »Jawohl, diese fanatischen Kunststoffanbeter planen einen Überfall auf die Naturschutzzone Nord. Sie werden Jagd auf die Tiere machen und den Park anzünden. Sie wollen die letzten Spuren der Vegetation und der Tierwelt auf Zannack beseitigen. Aber Sie und Ihre Männer werden das verhindern.«
Benommen verließ ich sein Büro. Also hatte sich mein erster Verdacht doch bestätigt. Obwohl er wusste, dass der Überfall auf die Naturschutzzone Süd stattfinden sollte, wollte er mich und meine Naturschutz-Truppen zur Zone Nord locken.
Aber er würde sich wundern. Das war die beste Gelegenheit, Gisgo d'Everen zu Fall zu bringen.
***
»Horre, wann kommt endlich diese Sondersendung?« Layga rutschte unruhig auf ihrem Sessel hin und her. Sie stopfte unaufhörlich Algenplätzchen in den Mund und spülte sie mit Milchersatz hinunter.
»Gedulde dich doch etwas, Schatz«, vertröstete ich sie. »Bei den Sendern weiß man in diesem Augenblick wahrscheinlich noch nicht einmal etwas davon.«
»Wie kannst du dann sicher sein?«
»Wie oft soll ich es dir noch erklären«, sagte ich seufzend. Ich bereute es fast, Layga vorzeitig eingeweiht zu haben. »Das Projekt ist geheim. Nicht einmal meine Leute wissen, warum sie zum Einsatz kommen. Ich habe die Vorbereitungen sogar ohne Wissen meines direkten Vorgesetzten getroffen.«
»Wie aufregend!« Layga erschauerte in wohliger Gänsehaut. »Wenn ich bedenke, dass ich außer dir die Einzige bin, die über die bevorstehenden Ereignisse Bescheid weiß! Meine Freundinnen würden blass vor Neid werden. Ich möchte sie am liebsten anrufen. Horre, du musst mir diesen
Weitere Kostenlose Bücher