Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne
Überfall der Rasierten auf die drei Semmler war offensichtlich der Anlass zu dieser Veranstaltung gewesen. Die Regierungsvertreter verteidigten ihren Standpunkt der absoluten Zurückhaltung.
»Diese Narren«, sagte Keek Arkark aufgebracht. »Sie reden in aller Öffentlichkeit über diese Dinge.«
»Warum sollten sie es nicht tun?«, fragte Seem Allag.
»Das ist typisch für euch weltfremde Laborkriecher«, entgegnete der Offizier verächtlich. »Ihr könnt nicht über eure Glasgefäße hinaussehen. Dazu reicht es nicht.«
»Danke für das Kompliment«, erwiderte der Assistent. »Layzot freut sich sicherlich.«
»Ihn habe ich doch nicht gemeint«, sagte Arkark bestürzt.
»Nun erklären Sie mir schon, was Ihnen an der Diskussion nicht passt.«
»Sie wird öffentlich übertragen«, sagte Arkark. »Das bedeutet, dass unsere Feinde mithören können. Sie wissen also genau, was wir denken und was wir planen. Dümmer kann man sich kaum verhalten.«
»Sie haben nicht völlig Unrecht«, gab Seem Allag zu. »Auf diese Weise provozieren wir geradezu einen Angriff.«
»Das tun wir mit dieser Expedition auch«, fügte Koliek Beyrik hinzu.
»Übertreiben Sie nicht«, sagte Seem Allag. »Die Semmler stellen für niemanden eine Gefahr dar. Außerdem steht noch lange nicht fest, dass das Tal im Norden mit unseren Feinden etwas zu tun hat.«
Schweigend verfolgten die Männer den Fortgang der Diskussion. Arkarks Befürchtungen erwiesen sich als übertrieben. Die Regierungspolitiker setzten sich durch. Die Aggressiven hatten wieder einmal nichts erreicht.
»Dabei wäre eine gezielte Angriffsaktion gegen den dritten Planeten gar nicht einmal so verkehrt«, sagte Seem Allag.
»Sie sind wohl überhaupt nicht zu überzeugen, wie?«, fragte Arkark.
»Doch, mein Freund, durchaus. Nur hilft es uns nicht, wenn wir uns in unseren Städten vergraben. Je mehr Zeit vergeht, desto weiter können unsere Feinde ihre Raumfahrttechnik entwickeln, desto größer wird ihr Vorsprung, bis er schließlich uneinholbar für uns wird. Und was dann, Arkark?«
Der Semmler rutschte ab. Er glitt über eine steil abfallende Eiswand hinunter. Der Offizier versuchte vergeblich, die Maschine in seine Gewalt zu bekommen. Die Motoren heulten auf. Die Männer wurden durcheinander geschleudert, und dann schlug das Fahrzeug hart auf. Reelahg Layzot flog quer durch die Kabine und landete auf dem Boden. Seem Allag stürzte auf Keek Arkark und warf ihn um. Dann wurde es ruhig. Die Motoren liefen langsamer. Die Männer hörten, dass die Ketten sich durch das Eis fraßen.
»Es ist alles in Ordnung«, berichtete Koliek Beyrik dann. »Wir haben noch einmal Glück gehabt.«
***
Nach sieben weiteren Tagen, die ohne große Zwischenfälle verliefen, rückten die drei Semmler langsam auf das Gebiet der großen Barrieren zu. Hier bedeckte das Eis die Berge bis zu einer Höhe, die die Phäbäer nur erreichen konnten, weil die Semmler über Druckkabinen verfügten. Die Spannung wuchs. Nicht mehr lange und sie gelangten in die unmittelbare Nähe der geheimnisvollen Täler. Die Offiziere saßen von nun an pausenlos an den Ortungsgeräten. Sie überwachten das Gelände und den Luftraum, ständig darauf gefasst, angegriffen zu werden. Immer wieder mussten sie sich mit Thermitgeschossen den Weg freischmelzen. Jeder von ihnen hätte gern auf diese Maßnahme verzichtet, weil alle wussten, dass sie damit den Gegner auf sich aufmerksam machten. Aber es gab keine andere Möglichkeit, voranzukommen.
Seem Allag übernahm das Steuer. Ihm gelang es, einige Eisspalten aufzuspüren, in denen sie sich voranpirschen konnten. Die Männer standen unter besonderer Spannung. Sie fragten sich, was aus den Expeditionen geworden sein mochte, die in früheren Jahrhunderten in dieses Gebiet eingedrungen waren.
»Schalten Sie die Funkverbindung ein!«, befahl Keek Arkark seinem untergeordneten Offizier. Beyrik spannte sich das Mikrofon über den runden Kopf und sprach leise hinein. Für die anderen kaum hörbar, schilderte er, wie sie sich vorankämpften, wie hoch die eisbedeckten Berge waren und wie die Stimmung an Bord der Semmler war. In Quarrisch und in der Station Extrem wurde sein Bericht aufgezeichnet. Sollte die Expedition scheitern, dann wollte man wenigstens wissen, warum.
Der Semmler I kroch durch eine mit Schnee gefüllte Mulde auf einen Eissattel zu. Seem Allag blickte durch die Sichtluken zurück. Die beiden anderen Fahrzeuge waren dicht hinter ihm. Sie folgten nicht in der Spur,
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