Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne
sondern bewegten sich seitwärts davon.
Plötzlich trat Allag auf die Bremsen. Das Spezialfahrzeug rutschte noch einige Schritte weit durch den Schnee und blieb dann mit röhrendem Motor stehen.
»Was ist los?«, fragte Layzot.
»Ich weiß nicht«, antwortete der Assistent. »Mir ist nicht wohl. Ich … ich spüre etwas.«
»Er hat Angst, weiter nichts«, sagte Keek Arkark. »Fahren Sie weiter. Oder soll ich das Steuer übernehmen?«
Seem Allag beachtete ihn nicht. Er löste die Bremsen und trat den Akzelerator durch. Der Semmler ruckte an und kroch den Hang hoch auf den Bergsattel zu, als etwas Helles über sie hinwegschoss. Unmittelbar darauf wurde der Semmler erschüttert.
Layzot fuhr herum. »Emper Had!«, rief er stöhnend.
Seem Allag blickte nur kurz zurück. Er sah, dass Semmler II nur noch ein qualmendes Wrack war. Er beschleunigte scharf. Das Kettenfahrzeug geriet an den Rand einer Schneemulde. Allag ließ es hineinrutschen. Es glitt auf eine Eishöhle zu, die durch mehrere übereinander liegende Eisbrocken gebildet wurde. In der Höhle bremste er. Der Semmler hatte zu viel Fahrt. Er schlitterte auf eine Wand zu und prallte krachend dagegen. Die Männer wurden nach vorn geschleudert. Keek Arkark fluchte.
»Ich sollte Ihnen den Schädel einschlagen, Sie hirnverbrannter Narr!«, schrie er Allag an.
Der wissenschaftliche Assistent wies durch das Rückfenster nach draußen. »Wenn ich nicht die Höhle erreicht hätte, dann wäre von uns jetzt genauso viel übrig wie von Semmler II und III«, sagte er. Arkark drehte sich langsam um und blickte durch das Rückfenster. Auch Semmler III war nur noch ein brennender Trümmerhaufen.
»So schnell geht das«, sagte Reelahg Layzot erschüttert.
»Funkverkehr einstellen!«, befahl Arkark. »Wir wollen uns nicht verraten.«
Koliek Beyrik informierte Quarrisch über den Vorfall und schaltete das Funkgerät aus. Draußen war es still.
»Was nun?«, fragte Arkark unschlüssig.
»Was nun?«, spottete Seem Allag. »Der große Feldherr ist ratlos.«
»Halten Sie den Mund!«
»Im Gegenteil. Reelahg, wir sollten aussteigen und zu Fuß weitergehen. Wir dürfen den Semmler nicht gefährden. Außerdem knallt man uns sofort ab, wenn wir weiterfahren.«
»Sie begehen Selbstmord, wenn Sie zu Fuß gehen«, wandte Arkark nervös ein. Er war jetzt ganz und gar nicht mehr so mutig wie zuvor. Zum ersten Mal im Laufe seiner militärischen Karriere wurde er in Kampfhandlungen verwickelt. Er war überhaupt der erste Soldat seit 126 Jahren, der direkt mit dem unsichtbaren Feind konfrontiert wurde.
»Du hast Recht, Seem«, stimmte Layzot zu. »Nimm eine Trommeldum mit.«
»Sie wollen wirklich nach draußen?«, fragte Arkark. Er packte den Arm des Wissenschaftlers. Layzot blickte ihn fast mitleidig an.
»Was meinen Sie wohl, weshalb wir die Strapazen der letzten Tage auf uns genommen haben? Um hier zu sitzen und zu warten, dass irgendetwas geschieht? Begleiten Sie mich, Arkark, oder ziehen Sie es vor, hier zu bleiben?«
Der Offizier gab knurrende Laute von sich, deutliche Zeichen seiner Unsicherheit und Angst.
»Ich erinnere Sie daran, dass Sie zu unserem Schutz mitgekommen sind, Arkark«, sagte Seem Allag kalt. »Also – raus mit Ihnen!«
Er stieg in die Schleuse, schloss das Schott hinter sich und erschien wenig später vor einem Seitenfenster. Die Schleuse wäre kaum nötig gewesen, da die Expedition sich wieder in einer Höhle befand, in der eine ausreichende Luftdichte vorhanden war. Sie stellte lediglich einen gewissen Komfort dar, weil die Wissenschaftler damit verhindern konnten, dass die Kälte in die Kabine drang. Layzot schaltete die Kontrollen daher aus und fuhr beide Schotten zur Seite. Sofort fiel die Temperatur in der Kabine ab. Layzot klemmte sich eine langläufige Trommeldum unter den Arm und kletterte aus dem Semmler. Zögernd und langsam folgten ihm Keek Arkark und Koliek Beyrik. Die drei Ingenieure bewaffneten sich ebenfalls und verließen den Semmler als Letzte.
»Eigentlich müsste einer von uns hier bleiben, um notfalls berichten zu können«, sagte Keek Arkark unsicher.
»Sie kommen mit uns«, erwiderte Allag scharf, »obwohl ich mich frage, wer hier eigentlich wen beschützen muss.«
Er strich sich mit der Hand über die Nase. Die Kälte machte sich vor allem an den empfindlichen Membranen bemerkbar. Die gesamte Gruppe hatte ein ausgedehntes Außentraining hinter sich, dennoch fiel es den Männern schwer, sich auf die Temperaturen im Polargebiet
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