Silberband 079 - Spur des Molkex
ebenso geht wie um das deine, antwortete Kakuta in Gedankenschnelle. Stirbst du, sterbe ich. Der Pariczaner steht zu weit entfernt. Seine Aura reicht nicht bis zu uns. Ich kann nicht auf ihn übergehen.
»Die sicherste Methode, mir Leticrons Zorn zuzuziehen«, sagte der Überschwere mit dröhnender Stimme, »ist, ihn wegen einer derart lächerlichen Angelegenheit zu belästigen. Solche Sachen werden bei uns immer gleich an Ort und Stelle erledigt – getreu nach Leticrons Motto: Ein guter Terraner ist ein toter Terraner!«
Kantenberg sah, wie sich der kräftige Finger über dem Auslöser straffte.
Du Narr!, hörte er den Mutanten in sich. Du wirfst dein Leben einfach fort …!
In diesem Augenblick gab Kantenberg nach. Die Kontrolle seines Gehirns ging an Tako Kakuta über. Der Mutant handelte sofort. Vor den verblüfften Augen des Überschweren begannen die Umrisse der Gestalt des Terraners zu verschwimmen, und einen halben Atemzug später war der Fremde einfach verschwunden.
Du siehst, dass ich Wort halte, lauteten die Gedanken des Mutanten. Wir befinden uns noch immer an Bord des pariczanischen Schiffs, und du hast die Kontrolle über deinen Körper zurück. Ich möchte, dass du dich daran erinnerst, wenn du wieder einmal in Lebensgefahr gerätst.
Kantenberg war verwirrt. Er tastete sein Bewusstsein vorsichtig ab, bewegte den Arm, spannte die Muskeln. Tatsächlich, der Mutant hatte ihm die Kontrolle zurückgegeben. Er befand sich in einem großen Raum, vielleicht einer Lagerhalle. An den Wänden entlang standen mit Schubladen versehene Gestelle. Weit und breit war kein Überschwerer zu sehen.
»Warum bist du nicht zur TALLAHASSEE zurückgesprungen?«, wollte Kantenberg wissen. Er sprach seine Gedanken aus Gewohnheit laut aus.
Weil ich keinen Bezugspunkt habe, lautete die Antwort. Ich vermute, dass die TALLAHASSEE inzwischen gestartet ist.
»Du hattest beim Sprung in dieses Schiff auch keinen Bezugspunkt …«
Aber du hattest ihn, unterbrach der Mutant seinen Gedankenstrom.
»Ich …?«
Glaubtest du wirklich, ich wollte hierher?, fragte Kakuta. Mein Ziel war der Kommandostand der TALLAHASSEE. Ich wollte dich zwingen, dein Geheimnis auszuplaudern. Aber ausgerechnet in diesem Augenblick hast du eine letzte Anstrengung unternommen, meinen Willen von dir abzuschütteln. Du hast mir ein Bild vorgegaukelt, ein deutliches Bild vom Innern eines Raumschiffs, von dem du genau gewusst hast, wo es sich befand.
»An der Grenze des Ortungsschattens der Sonne Wild Man, Wabe 1000 immer unmittelbar gegenüber«, murmelte Kantenberg.
Wie …?
»Ach, nichts. Die Begriffe haben sich mir nur so eingeprägt.«
Das hättest du sein lassen können, antwortete der Mutant ärgerlich. Nur deinetwegen befinde ich mich hier.
Kantenberg war noch immer verwirrt. »Und was geschieht jetzt?«, fragte er.
Du hast die Kontrolle!, spottete Kakuta. Tu, was du willst!
»Sie werden mich umbringen, sobald sie mich vor Augen bekommen«, beklagte sich Kantenberg.
Und mich mit, bestätigte der Mutant trocken.
»Du musst mir helfen!«
Den Teufel werde ich tun! Ich helfe nur mir, nicht dir!
»Also musst du mir helfen! Denn wenn ich sterbe, stirbst auch du. Das hast du selbst gesagt!«
Das ist richtig. Aber bei der ersten Gelegenheit werde ich deinen ungastlichen Körper verlassen und mich an einen Ort begeben, wo mir weniger Gefahr droht.
»Ich werde mich hüten, einem Pariczaner so nahe zu kommen, dass du auf ihn überspringen kannst!«
Es wird sich nicht immer vermeiden lassen, antwortete der Mutant mit großer Gelassenheit. Wohin willst du übrigens?
»Nach Zabrijna. Ich muss Leticron Bericht erstatten.«
Ein paar Sekunden lang schwieg der Mutant. Dann sagte er: Also gut, ich helfe dir.
Sofort war Kantenbergs Misstrauen wieder da. »Warum?«
Das geht dich nichts an. Ich habe meine eigenen Gründe.
»Wenn du meinst, dass ich mich auf so etwas einlasse, dann täuschst du dich. Ich brauche kein Ersatzbewusstsein, das mich zielsicher in den Tod steuert.«
In den Tod steuerst du dich selbst, mein Junge, spottete der Mutant, nämlich durch deinen Verrat an der Menschheit. Selbst wenn Leticron dir nichts antut, nachdem du deinen Auftrag ausgeführt hast, wird dein Gewissen dich nicht mehr in Ruhe lassen. Aber du täuschst dich in mir. Ich bin bereit, auf derselben Basis wie eben weiter mit dir zusammenzuarbeiten. In kritischen Augenblicken übernehme ich die Kontrolle, und sobald die Gefahr beseitigt ist, gebe ich sie an dich
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