Silberband 079 - Spur des Molkex
hier erwartet«, bemerkte er stattdessen. »Du siehst uns überrascht. Aber dennoch wissen wir die Ehre zu schätzen, dich an Bord zu haben.«
Ich musste rasch handeln. Es ging darum, meine Position zu festigen. Denn in wenigen Augenblicken würde der Befehl zur Umkehr von Zabrijna her eintreffen. Unabhängig davon, ob Hotrenor-Taak vermutete, dass ich hierher geflohen war oder nicht, würde er das Kurierschiff auf jeden Fall zurückbeordern. Es lag ihm nichts daran, dass Laafnetor-Brecks Bericht zum Hauptquartier gelangte.
»Ich war gezwungen, meine Abreise geheim zu halten«, erklärte ich dem Kommandanten mit lauter Stimme. »Auf Zabrijna konnte ich nicht bleiben, dort war ich meines Lebens nicht mehr sicher. Ich fliege mit zum Hauptquartier!«
Die Disziplin an Bord des larischen Schiffs war bewundernswert. Nur der Kommandant beschäftigte sich mit mir, die übrigen Offiziere gingen weiterhin ihren Aufgaben nach und taten, nachdem die erste Überraschung verflogen war, so, als gebe es mich überhaupt nicht.
»Dir droht Gefahr?«, fragte der Kommandant ungläubig.
»Das ist richtig. Hotrenor-Taak benützt diese Expedition, um seinen eigenen Interessen Vorschub zu leisten. Ich habe eindeutige Beweise dafür, dass er diese Galaxis nicht in das Hetos eingliedern, sondern sich zu ihrem Alleinherrscher aufschwingen möchte.«
Ich musste so dick wie möglich auftragen, wenn ich Eindruck schinden wollte.
Der Kommandant wurde fahlgrau im Gesicht. »Alleinherrscher!«
»Er weiß, dass ich ihm auf die Schliche gekommen bin«, fuhr ich unbeirrt fort. »Du weißt, dass er über alle Macht verfügt. Ich bin nur der Stellvertreter. Seine Häscher sind bereits unterwegs, um mich zu fassen.«
Ein unangenehmer Gedanke schien den Kommandanten zu beschäftigen. Er warf einen Blick auf den Schirm, auf dem Zabrijnas grünblaue Scheibe mit zunehmender Geschwindigkeit kleiner wurde.
»Weiß der Verkünder, dass du dich an Bord dieses Fahrzeugs befindest?«, fragte er besorgt.
»Er weiß es nicht, aber in Kürze wird er anfangen, es zu vermuten. Das Schiff ist nämlich ohne sein Wissen gestartet. Der Startbefehl kam von mir!«
Er sah mich ratlos an. Ich wusste, in welchem Dilemma er sich befand. Selbst wenn er mir glaubte, unterstand er doch noch immer dem Befehl des Verkünders der Hetosonen. Wenn Hotrenor-Taak auf den Gedanken kam, das Raumschiff zurückzurufen, musste er gehorchen.
Ich befreite ihn aus dem Zustand der Unsicherheit. Er trug eine Waffe mit Trichterlauf – denselben Typ, dessen Laafnetor-Breck sich hatte bedienen wollen – im Gürtel. Ich beugte mich nach vorne und griff zu, das alles mit zwei blitzschnellen Bewegungen, die ihn völlig überraschten. Ich hielt die Waffe schussbereit, jedoch mit der Mündung nach unten. Mein Lächeln war so freundlich, wie es auf der Miene des hochmütigen Laafnetor-Breck wahrscheinlich selten gesehen worden war.
»Ich kenne deine Gedanken«, redete ich ihm zu. »Die Sache, um derentwillen ich unterwegs bin, ist von allerhöchster Wichtigkeit und erfordert unorthodoxes Vorgehen. Das Hetos muss meinen Bericht erhalten. Es muss Gelegenheit bekommen, mich anzuhören. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir einige Regeln brechen müssen. Ich will dir die Sache erleichtern. Wenn Hotrenor-Taak das Schiff zurückbeordert, dann …«
Es war, als hätte ich damit ein Stichwort gegeben. Ein heller, klingender Ton stand plötzlich im Raum. Der Kopf des Kommandanten ruckte herum.
»Meldung von Zabrijna!«, rief der Kommunikationsoffizier. »Sichtverbindung mit dem Verkünder der Hetosonen!«
Der Kommandant warf mir einen ängstlichen, fragenden Blick zu.
»Geh und antworte ihm!«, befahl ich. »Dich wird keine Schuld treffen!«
Ein zweiter Schirm war inzwischen aufgeleuchtet. Übergroß war Hotrenor-Taaks Gesicht zu sehen. Es bedurfte nur eines einzigen Blicks, um zu erkennen, dass der sonst so kühle, berechnende Mann sich in einem Zustand höchster Erregung befand.
Er zuckte zusammen, als er mich erkannte. Ich stand seitwärts hinter dem Kommandanten und hatte den Lauf der Waffe auf seinen Rücken gerichtet. Hotrenor-Taak wandte sich mir zu.
»Du?«, drang es ihm voller Staunen über die Lippen. »Also bist du es doch, der verdammte Terraner!«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, erwiderte ich so hochmütig, wie man es von Laafnetor-Breck gewohnt war. »Ich bin unterwegs zum Hauptquartier des Hetos, um den Verantwortlichen über deinen Verrat zu berichten.«
»Du
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