Silberband 079 - Spur des Molkex
Wissenschaftler waren dafür gewesen, und sie schlugen als ›Fangbehälter‹ einen Kasten aus Terkonitstahl vor, dem gleichen Material also, aus dem auch die Hüllen der Schiffe bestanden. Zuvor war ein anderer Versuch unternommen worden. Ein kleineres Schiff hatte Fahrt aufgenommen und versucht, Lineargeschwindigkeit zu erreichen. Was die Männer vor den Schirmen zu sehen bekamen, ließ das Ausmaß der Katastrophe zum ersten Mal richtig deutlich werden. Das Schiff beschleunigte unendlich langsam, erreichte aber nicht die gewünschte Geschwindigkeit, und als sein Kommandant trotzdem versuchte, das Linearmanöver durchzuführen, gelang es nicht. Das Schiff verging in einem Energieblitz.
Damit wurde auch Kasom bewusst, dass es aus dem kosmischen Sargassomeer vorerst keine Fluchtmöglichkeit gab. Das war der Grund für seine Genehmigung, dass Leutnant Habakar versuchen sollte, einige Rauschtänzer einzufangen.
»Offensivflotte!«, murmelte Kasom verbittert, während er über die Schleusenkameras das Ausschleusmanöver des Freiwilligen verfolgte. »Wir sind eine Defensivflotte geworden, und das wegen dieser verdammten Goldfäden, die besser auf den Kopf einer schönen Frau passten.«
»Dann wäre die aber ganz schön geladen«, meinte Major Kaschart trocken. »Ich jedenfalls möchte sie nicht haben …« Inzwischen stand Habakar allein in der Luftschleuse. Die Luft war nicht völlig abgesaugt worden, um das Eindringen der goldenen Fäden beim Öffnen der Außenluke zu verhindern. Der Leutnant sollte mit dem Rest der Atmosphäre das Schiff verlassen.
Er war kein Feigling, sonst hätte er sich kaum gemeldet, aber besonders wohl war ihm auch nicht zumute. Da draußen hinter der Luke lauerte eine unbekannte Gefahr, und er würde sich mitten in sie hineinstürzen. Aber das war die einzige Möglichkeit, eine eventuelle Reaktion zu testen und die gewünschte Probe zu erhalten.
Das rote Licht leuchtete auf, dann öffnete sich die kleine Luke. Der Sog riss Habakar mit sich. Er drehte sich langsam um seine eigene Achse und trieb vom Schiff fort, bis er den Sturz ins Nichts bremste und seinen Flug regulierte.
Was er sah, war mehr als phantastisch. Er schwebte inmitten der goldenen Wolken, nicht weit vom Schiff entfernt, dessen Hülle nun ebenfalls golden schimmerte, so als hätten sich viele Milliarden der Fäden darauf niedergelassen. Sie bildeten regelrechte Muster. Habakar öffnete die Klappe des Behälters und hoffte, dass einige der Rauschtänzer auf die Idee verfielen, sich freiwillig hineinzubegeben.
Um das Schiff nicht aus den Augen zu verlieren, ließ er sich wieder zu ihm hintreiben. Zu seiner Befriedigung bemerkte er, dass schon einige tausend Fäden im Behälter eingeschlossen waren. Seiner Meinung nach genügte das, und er verschloss ihn. Dann befestigte er ihn an seinem Gürtel, um die Hände frei zu haben. Im Kopfhörer vernahm er die Stimme des Admirals: »Leutnant, hören Sie mich?«
»Sehr gut, Sir.«
»Wie ist es? Können Sie etwas Außergewöhnliches feststellen?«
»Verzeihung, Sir, aber das Ganze ist außergewöhnlich. Meinen Sie etwas Bestimmtes?«
Unter normalen Umständen wäre Kasom jetzt sicherlich wütend geworden, aber er blieb ungewöhnlich ruhig. »Fällt Ihnen etwas Besonderes auf? Glauben Sie, dass diese Fäden überlegt handeln? Tun sie etwas, das gewöhnlicher Staub in einem Zimmer nicht auch tun würde, wenn kein Luftzug vorhanden ist?«
»Sie meinen, ob er sich irgendwo absetzt? Ja, die goldenen Fäden scheinen von den Schiffshüllen wie magisch angezogen zu werden. Sie lassen sich in dicken Wolken darauf nieder und bilden eigenartige und wunderschöne Muster. Fast sehen sie wie Spinnennetze aus.«
»Spinnennetze, Leutnant?«
»Genau so, Sir. Tausende von ihnen, eins neben dem anderen. Hat das etwas zu bedeuten?«
»Fragen Sie die Wissenschaftler, Leutnant. Und nun kommen Sie ins Schiff zurück. Sie müssen gegen den erzeugten Luftstrom ankämpfen, aber es darf keiner der Fäden ins Schiff – außer denen in Ihrem Behälter.«
Habakar trieb näher zum Schiff, und da sah er noch etwas, das er vorher nicht bemerkt hatte. Die Netze, wenigstens einige von ihnen, verdichteten sich. Es sah aus, als ob die einzelnen Fäden näher zusammenrückten und im Zentrum des Netzes einen Kokon bildeten. Da die Fäden wie feine Risse wirkten, erschrak der Leutnant fast zu Tode, aber dann kam ihm zum Bewusstsein, dass es nur eine optische Täuschung sein konnte. Nichts konnte Terkonitstahl
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