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Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg

Titel: Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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wo sie den verzweifelten Menschen eine Fluchtmöglichkeit boten.
    Germell war erschüttert. Die Außenkameras blickten nur in bleiche Gesichter, in denen sich das Entsetzen und eine abgrundtiefe Bestürzung widerspiegelten. Er nahm Funkkontakt mit den Gleitern auf. »Beginnen Sie sofort mit der Suche nach anderen, die in Not sind!«, rief er. »Und wenn Sie noch so erschöpft sind. Wir haben nicht genügend Gleiter zur Verfügung, wenn jede Maschine nur mit drei bis vier Mann besetzt wird. Retten Sie, wen immer Sie sehen können!«
    Er rüttelte die Siedler mit seiner Aufforderung auf. Sie gehorchten, und Germell konnte verfolgen, dass die Kabinen sich mit durchnässten und schlammbedeckten Menschen füllten.
    Er forderte die Männer und Frauen auf, die Gleiter zur MEBRECCO zu fliegen, sobald genügend Personen an Bord waren.
    Die Arbeiten der Roboter konnte er nicht so gut beobachten. Er stellte lediglich fest, dass immer mehr Automaten zur MEBRECCO zurückkehrten und dort Geborgene absetzten. Die Hangars füllten sich mit verzweifelten Menschen.
    Der Regen dauerte sieben Stunden. Darüber brach die Nacht herein. Als die Sonne am nächsten Morgen über den Horizont stieg, war der Himmel klar. Paradise City war nur noch ein einziger Trümmerhaufen. Neunzig Prozent aller Häuser waren zerstört. Die Stadt glich einer Schutthalde. Die Ebene ringsum stand unter Wasser. Der Fluss war nicht mehr auszumachen. Die Reste von Paradise City lagen in einem riesigen See. Es dauerte drei Tage, bis der Wasserspiegel so weit gesunken war, dass der Verlauf des Flussbetts wieder zu erkennen war. Die Kolonie hatte über tausend Menschen verloren. Die meisten von ihnen waren ertrunken.
    Das Paradies hatte seine ersten Opfer gefordert.

26.
    Am 1. Juni 3460 – vier Wochen nach der Katastrophe – zog Oberst Germell in sein Haus ein, das auf sicherem Felsgrund an einem Hang errichtet worden war. Paradise City war neu erstanden. Die Kolonisten hatten den Schock überwunden. Man glaubte wieder an das Paradies und war entschlossen, von nun an keine Fehler mehr zu machen. Die neue Stadt war so erbaut worden, dass sie von keinem Regen weggeschwemmt werden konnte.
    Germell war gerade dabei, seine Sachen in den Schränken zu verstauen, als Professor Horindolly sich bei ihm meldete.
    »Hallo, Doc«, sagte der Oberst erfreut. »Was gibt's?« Er blickte den Arzt an. »So ernst? Ist etwas passiert?«
    »Allerdings. Ich habe einen Patienten.«
    »Das sollte eigentlich mal vorkommen, Doc.« Oberst Germell wartete darauf, dass der Arzt sagen würde, er habe einen Verletzten. Er fürchtete sich davor, dass es anders sein könnte. Auf Paradise gab es keine Mikroorganismen, die Krankheiten auslösen konnten. Deshalb hatte Paradise City darauf verzichtet, ein Krankenhaus zu bauen. Der Mediziner verfügte nur über eine kleine Praxis, in der er bisher jedoch noch keine ernsthaften Fälle zu behandeln gehabt hatte. Im Auftrag des Obersten hatte er ausschließlich an wissenschaftlichen Aufgaben gearbeitet und weitere Untersuchungen über Fauna und Flora des Planeten angestellt.
    »Ich habe einen Patienten, Danzien, keinen Verletzten. Bitte, kommen Sie in meine Praxis.«
    »Muss das sein? Ich möchte die Bevölkerung nicht beunruhigen.«
    »Niemand wird sich etwas dabei denken, wenn wir ruhig hinübergehen.«
    »Also gut«, stimmte Germell seufzend zu. Zusammen mit dem Professor verließ er sein Haus und schlenderte zur Praxis hinüber, die nicht weit entfernt war. Auf dem Wege dorthin begrüßte er einige Freunde und Bekannte, die ihnen begegneten, und wechselte einige Worte mit ihnen. Er ließ sich nicht anmerken, wie es tatsächlich in ihm aussah.
    Professor Horindolly führte ihn in ein Nebenzimmer seiner Praxis. Dort lag ein Mann in einem schimmernden Antigravfeld. Er war unbekleidet. Seine Haut war bläulich verfärbt. Haarbüschel, die direkt neben seinem Kopf schwebten, verrieten, dass er nicht schon seit längerer Zeit kahlköpfig war. Die Augen waren unnatürlich geweitet. Hätte der Kranke keine Howalgoniumbrille getragen, dann hätte der Oberst ihn nicht erkannt.
    »Kanscho«, sagte er erschüttert. Er blickte den Arzt an. »Warum haben Sie mir das nicht schon vorhin gesagt?«
    »Weil Sie dann nicht so ruhig gewesen wären, wie Sie es glücklicherweise waren, Danzien. Die Leute hätten Ihnen etwas angemerkt.«
    »Hört er uns?«
    »Ich weiß es noch nicht. Er ist weder wach noch bewusstlos. Er zeigt keinerlei Reaktionen. In seinem Blut habe ich

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