Silberband 083 - Kampf um die SOL
Antigravlift«, behauptete Rogan, der sich wieder in seinem Element fühlte. »Fragt sich nur, wie man ihn aktiviert. Sonst fallen wir bis zum Grund des Schachts.«
Kerndor tastete den Einstiegsbereich ab. Doch nichts geschah. Als Souza einen faustgroßen, aus der Wand herausgebrochenen Stein in den Schacht warf, fiel dieser senkrecht nach unten. Erst eine Minute später erklang der Aufschlag.
»Da ist nichts zu machen«, entschied Kerndor. »Wir müssen einen anderen Weg finden. Wahrscheinlich liegen die Energieanlagen unten im Berg, so an die zweihundert Meter tiefer. Aber oben muss es auch etwas geben, vielleicht Beobachtungsstationen und die Feuerleitstelle …«
»Suchen wir eine Treppe«, schlug Souza vor, was ihm einen vorwurfsvollen Blick Rogans einbrachte. »Für Notfälle müssen die Erbauer schließlich vorgesorgt haben …«
Nach einigem Herumirren fanden sie zwar keine Treppe, aber einen Gang mit rauem und rutschfestem Boden, der im Winkel von fünfundvierzig Grad abwärts führte. Beidseits war ein Geländer angebracht.
»Riecht nach Keloskern«, vermutete Kerndor. »Das ist bequemer für sie als Treppen.«
Spiralförmig führte der Gang nach unten, immer um den Liftschacht herum. Die Luft blieb stickig, aber atembar. Es gab anscheinend noch eine Zufuhr von außen. Endlich, nach fast einer Viertelstunde, flachte die Schräge ab. Die Männer standen wieder neben dem leeren Liftschacht. Souza bückte sich und hob einen faustgroßen Stein auf.
»Den habe ich oben in den Schacht geworfen«, sagte er. »Wir müssen die Energieanlage oder einen Kontrollraum finden.«
Mehrere Gänge führten in verschiedene Richtungen. Sie betraten den erstbesten, doch nach zwanzig Metern endete er vor nacktem Gestein.
»Nichts«, stellte Kerndor nach eingehender Untersuchung fest. »Das ist dicker Fels. Zurück!«
Mit dem nächsten Korridor hatten sie mehr Glück. Nach etwa hundert Metern verbreiterte er sich zu einem annähernd runden Saal, der aber auch keinen vielversprechenden Eindruck machte. Mit Sicherheit hatte es hier Maschinenanlagen gegeben, die unter herabgestürztem Geröll begraben lagen. Seitlich an den Wänden ragten noch zertrümmerte Kontrolleinrichtungen auf. In der hohen Decke klafften Spalten.
»Hier ist nichts mehr los«, fasste Kerndor zusammen. »Was immer diese Anlage gewesen sein mag, sie ist außer Betrieb. Wir können herzlich wenig mit ihr anfangen.«
»Also alles umsonst?«, vergewisserte sich Souza.
Rogan, der sich ausgiebig umgesehen hatte, nickte. »Ich fürchte, mit dem Zeug hier lässt sich kein Staat mehr machen. Meiner Schätzung nach hat seit tausend Jahren niemand die Anlage betreten.«
»Vielleicht finden wir weiter oben etwas.«
»Nachsehen werden wir auf jeden Fall.« Kerndor gab damit das Zeichen zum Aufbruch.
Rogan folgte ihnen schnaufend. Er dachte schon jetzt an den Abstieg hinab zum Plateau. Aber vor ihm lag zuerst der Weg nach oben über den Wendelgang. Es stellte sich heraus, dass er von jener Stelle aus, an der sie ihre Wanderung begonnen hatten, weiterführte. Kerndor kannte keine Milde. Ohne Pause ging er weiter, und Souza wie auch Rogan mussten ihm wohl oder übel folgen.
Der Winkel betrug unverändert fünfundvierzig Grad, und der Gang nahm kein Ende.
»Hoffentlich geht das nicht so bis zum Gipfel. Das ist ein Achttausender«, gab Rogan zu bedenken. »Und wir sind höchstens zweitausend Meter hoch.«
»Sobald wir am Ziel sind, wissen wir es«, antwortete Kerndor lakonisch.
Es war ein anstrengender Marsch, zumal die Luft kaum noch zum Atmen war.
»Sind wir bald da?«, fragte Souza, sichtlich erschöpft.
Kerndor blieb für einen Augenblick stehen. »Ich gebe so schnell nicht auf …«, gab er mitleidlos zurück.
»Wir auch nicht«, schnaufte Rogan, der sie einholte.
Endlich flachte die Steigung ab, der Gang wurde eben.
Zwanzig Minuten später gelangten sie in einen domartigen Raum. Wie sie bald feststellten, bestanden die nach oben zulaufenden Wände zwar aus einem transparenten Material, waren aber meterdick mit Schnee bedeckt.
»Der Gipfel eines Berges«, sagte Rogan erschrocken. »Sind wir wirklich so hoch gestiegen?«
In der Kuppel wirkte alles noch gut erhalten. Hier gab es keine herabgestürzten Felsbrocken, die Zerstörungen angerichtet hatten. Die Atemluft war frisch, offenbar existierte sogar eine Verbindung zur Außenwelt. Massive Aggregate standen im Zentrum der Halle, entlang der Wand erstreckten sich Schalttafeln. Souza äußerte die
Weitere Kostenlose Bücher