Silberband 083 - Kampf um die SOL
los?«, fragte er besorgt. »Ist Ihnen nicht gut?«
Der Kybernetiker schluckte ein paarmal und ließ endlich den Arm wieder sinken. »Dort standen sie vor wenigen Sekunden«, stammelte er. »Ein dickes Kind mit Kürbiskopf und hellblauer Haut und ein langes dürres Kind mit schwarzblauer Haut. Sie müssen die Zentrale verlassen haben, während ich mich an Sie wandte.«
Der Gefühlsmechaniker taxierte die Strecke zwischen dem angegebenen Standort der Kinder und dem Schott und schüttelte den Kopf. »So schnell können sie den Ausgang nicht erreicht haben. Es sei denn, sie wären gerannt. Aber das wäre aufgefallen.« Er hob die Stimme und rief: »Hat jemand zwei Kinder hier gesehen?«
Die Offiziere schüttelten entweder verneinend den Kopf oder blickten Deighton an, als zweifelten sie an seinem Verstand.
»Zur Besatzung der BRESCIA gehören keine Kinder, Sir«, sagte der Erste Offizier schließlich. »Außerdem würde ich nie dulden, dass Jungvolk an einem gefährlichen Auftrag teilnimmt.«
Galbraith Deighton nickte. »Daran zweifle ich nicht. Aber wäre es denkbar, dass sich zwei Kinder vor dem Start an Bord geschlichen haben?«
»Ich muss doch sehr bitten, Sir!«, entgegnete der Erste Offizier entrüstet. »Die Schleusenkontrollen sind wegen der vielen Kinder auf der SOL so scharf, dass es nicht einmal eine Maus heimlich an Bord geschafft hätte.«
»Ich habe zwei Kinder gesehen«, beharrte Joscan Hellmut.
»Wie sahen sie denn aus?«, wollte der Erste Offizier wissen. Nachdem Hellmut sie beschrieben hatte, schüttelte er den Kopf. »Wahrscheinlich haben Sie mit offenen Augen geträumt …«
»Augenblick!«, fuhr Deighton erregt auf. »Das eine Kind hatte hellblaue Haut, Mr. Hellmut?«
»Richtig.« Joscan Hellmut nickte heftig. »Und das war bestimmt keine Halluzination.«
»Hellblaue Haut«, murmelte Deighton. »Ich erinnere mich, dass Dr. Hershan von einer hellblauen Hand sprach, die aus dem Katarakt gekommen sein soll. Und Captain Lahore, der Romeo und Julia im Saal der Ballettschule entdeckte, berichtete von einer kleinen hellblauen Hand, die kurz in der Wand des Saales sichtbar gewesen sein soll. Eine kleine hellblaue Hand, das hätte durchaus die Hand eines Kindes sein können.«
»Welcher Mensch hat schon hellblaue Haut?«, wandte der Erste Offizier ein.
»Vielleicht war es kein menschliches Kind«, gab Joscan Hellmut zu bedenken. »Oder nicht einmal ein Kind, sondern ein Extraterrestrier, der einem terranischen Kind ähnelt.«
»Schon möglich«, sagte Deighton.
»Aber das erklärt noch nicht, wie ein Unbefugter an Bord der BRESCIA gelangt sein soll«, protestierte der Erste Offizier.
»Natürlich nicht. Es sei denn, es handelt sich um einen Teleporter.« Galbraith Deighton wollte noch mehr sagen, doch in diesem Augenblick stimmten Romeo und Julia einen merkwürdigen Gesang an, der wegen ihrer plärrenden Stimmen und seines Textes grotesk und unheimlich zugleich wirkte:
»Sieben, neun, acht,
im Hyperkom hat es gekracht.
Zwei, drei, vier,
der Sternenwolf steht vor der Tür.
Der Strahlensturm summt an der Wand,
SENECA hat ihn nicht erkannt.«
So plötzlich, wie sie ihr Lied angestimmt hatten, brachen die Roboter den Gesang wieder ab. Ihre Lampen flackerten hektisch.
Galbraith Deighton blickte den Kybernetiker fragend an. »Was war das, Mr. Hellmut?«
Joscan Hellmut war blass geworden. »Das kann ich mir nicht erklären, Sir. – Romeo und Julia!«, rief er.
Die Roboter wandten ihre würfelförmigen Köpfe langsam in seine Richtung. Ihre Münder klappten auf, und sie fragten synchron: »Warum störst du uns, Joscan?«
»Was habt ihr eben gesungen? Und vor allem: Warum habt ihr das gesungen?«
»Wir haben nicht gesungen, sondern gearbeitet«, erwiderte Romeo.
Galbraith Deighton holte tief Luft. »Wir alle haben es gehört. Es ist zwecklos, eine Tatsache abstreiten zu wollen.«
»Richtig, Sir«, sagte Julia. »Aber wir streiten nichts ab. Wir stellen nur fest, dass wir nicht gesungen haben. Wäre es anders, müssten wir es doch wissen.«
»Was sollen wir denn gesungen haben?«, warf Romeo ein.
Deighton wiederholte den Text. Fragend blickte er die Roboter an.
»Es handelt sich um ein altes Kinderlied, das vor ungefähr dreiundzwanzig Jahren von Catryn Hratec gedichtet wurde«, erklärte Julia. »Seitdem singen es die Kinder an Bord der SOL. Die Behauptung, SENECA würde einen Strahlensturm nicht erkennen, ist natürlich unsinnig. SENECA weiß alles. Schon deshalb würden Romeo und
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