Silberband 083 - Kampf um die SOL
Sonne. »Das ist nicht unser Zielstern!«
»Sie müssen es wissen, Sir«, gab Hellmut gelassen zurück. »Ich kann das nicht beurteilen, weil ich das Ziel nicht kenne.«
»Begreifen Sie denn nicht? Diese verflixten Roboter spielen ihr eigenes Spiel. Sie haben uns absichtlich in ein fremdes System gebracht. Ich verlange, dass Romeo und Julia kurzgeschlossen werden.«
»… was ich für einen Fehler halte«, entgegnete Hellmut. »Wir brauchen beide. Vor allem sollten wir sie zuerst fragen, was sie zur Kursänderung bewogen hat.«
Galbraith Deighton erhob sich und zog seinen Impulsstrahler. »Mit Verrätern diskutiere ich nicht«, erklärte er zornig. »Entweder schließen Sie die Roboter kurz, oder ich zerstöre beide.«
Als Joscan Hellmut nichts darauf sagte, hob Deighton die Waffe – und brach stocksteif zusammen.
»Sir!«, rief Hellmut erschrocken.
Auch die anderen Offiziere in der Zentrale wurden von Lähmstrahlen getroffen. Romeo und Julia mussten die Positronik veranlasst haben, die internen Paralysatoren gegen die Besatzung einzusetzen.
Nur er, Joscan Hellmut, war verschont geblieben. »Meine Freunde«, sagte er verbittert, »warum habt ihr das getan? Ihr habt euch gegen euren Herrn gewendet. Das verstößt gegen die Robotergesetze und macht euch zu Irregulären.«
Romeo drehte seinen quadratischen Kopf herum, blinkte den Kybernetiker aus leuchtenden Augenzellen an und erwiderte: »Wir mussten so handeln, da diese Personen niemals verstanden hätten, worum es geht. Deighton wollte uns kurzschließen oder zerstören lassen. Das durften wir nicht akzeptieren, denn wir werden von den Menschen noch dringend gebraucht. Bei dir rechnen wir mit Verständnis. Wir bitten dich, uns zu vertrauen und mit uns zum dritten Planeten des Borghal-Systems zu fliegen.«
Joscan Hellmut blickte die Roboter lange an, dann sagte er: »Ihr wusstet also von vornherein, dass ihr uns nicht zum Zielplaneten bringen würdet, sondern zu einer anderen Welt in einem fremden Sonnensystem. Anstatt mit uns zu kooperieren, habt ihr insgeheim gegen uns gearbeitet. Warum konntet ihr nicht offen argumentieren?«
»Weil die Menschen uns niemals verstanden hätten«, antwortete Romeo. »Das Problem ist so kompliziert, und die Schwierigkeiten sind so vielschichtig, dass es einem menschlichen Gehirn nicht möglich ist, alles zu durchschauen und den einzigen logischen Schluss zu ziehen. Dazu ist nur SENECA in der Lage.«
Der Kybernetiker holte tief Luft. »Ihr gebt also zu, dass ihr weiterhin Funkkontakt zu SENECA unterhaltet?«, fragte er.
»Natürlich«, sagte Romeo. »Es war notwendig, diese Tatsache eine Zeit lang zu verschleiern. Nun können wir es eingestehen. SENECA weiß genau, was er tut und warum. Wir bitten dich nochmals, uns zu vertrauen.«
Joscan Hellmut lachte trocken. »Etwas anderes bleibt mir wohl nicht übrig. Also schön, fliegen wir zum Planeten – wie heißt er doch gleich?«
»Takrebotan«, antwortete Romeo. »Seine Sonne Borghal gehört zu den sehr seltenen Sternen, die überwiegend im fünfdimensionalen Bereich strahlen.«
»Aber derartige 5-D-Strahler müssen durch äußere Einflüsse zu ihrer besonderen Emission angeregt werden«, gab Joscan Hellmut zu bedenken.
»Das trifft zu. Borghal steht in der Nähe des gefürchteten Dimensionstrichters der Kleingalaxis Balayndagar, der von den Keloskern Große Schwarze Null genannt wird. Wir sind zurzeit etwa 370 Lichtjahre von Last Stopp entfernt.«
»Die Ortungssysteme wurden von uns wieder aktiviert, Joscan«, warf Julia ein. »Du kannst den Planeten während des Anflugs beobachten und analysieren, wenn du das möchtest.«
Der Kybernetiker erhob sich. »Wenigstens etwas, das ich noch tun kann«, sagte er missgelaunt. »Ich bin gespannt, auf was für eine Welt ihr uns entführt habt.«
8.
Fasziniert verfolgte Joscan Hellmut die Ausschläge auf dem Gravimeter und die Zacken und Kurven im dazugehörigen Diagramm. Die grüne Sonne Borghal war ein 5-D-Strahler, wie er unter zehn Milliarden Sternen nur einmal vorkam. Im Vergleich zu seinem fünfdimensionalen Spektrum war die normale Reststrahlung verblüffend schwach. Andernfalls hätte Borghal wahrscheinlich rund zehnmal heller geleuchtet.
Der Kybernetiker stellte außerdem fest, dass Romeo und Julia die Schutzschirme des Kreuzers aktiviert hatten. Natürlich kannten sie die Gefahren, die von einem 5-D-Strahler wie Borghal drohten. Ein ungeschütztes Raumschiff konnte förmlich zerrissen werden, oder es verschwand
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