Silberband 087 - Das Spiel der Laren
Die Stadt lag an einem riesigen See, den sie zur Hälfte umschloss. Die Gebäude waren überwiegend niedrig und weit voneinander entfernt errichtet, nur an einer Stelle schien so etwas wie eine Innenstadt mit einigen Hochbauten zu bestehen. Der kleine Raumhafen lag weit von diesem Zentrum entfernt. Schon aus großer Höhe konnten wir erkennen, dass sich eine dichte Gleiterkette von der Stadt zu unserem Landeplatz hin bewegte.
»Ich werde meine Freunde zusammentrommeln«, sagte ich.
»Sie bleiben hier, Galto. Wir warten ab bis nach der Landung. Dann sehen wir weiter«, entschied Rhodan.
Ich widersprach ihm nicht. Er hatte Recht. Es war besser, zunächst zu beobachten, was sich in der unmittelbaren Umgebung der KOLTEY tat. Danach war noch Zeit genug, die Posbis und Willys zu rufen.
Thure Pasker richtete sich von dem Lager auf, auf dem er sich von der kosmetischen Operation erholt hatte. Kylia trat ein. Inzwischen war Pasker davon überzeugt, dass sie in der Widerstandsbewegung weit vorne stand.
»Komm«, sagte sie hastig. »Wir müssen nach oben.«
»Die Operationen sind noch nicht abgeschlossen«, wandte er ein. »Bislang ist erst die Nase verändert worden.«
»Und das nicht einmal gut. Vorher warst du schöner.« Er wurde verlegen, doch sie schien es nicht zu bemerken. »Schnell«, fuhr sie fort. »Wir haben keine Zeit.«
Kylia schritt eilig aus. Ihr Weg führte durch ein Gewirr von Stollen, die teils primitiv aus Felsgestein herausgeschlagen, teils mit hochwertigen Materialien verkleidet waren. Einfache Glühstäbe verbreiteten sparsames Licht.
»Rhodan will auf Denmork landen«, erklärte sie endlich. »Es ist wirklich der verschollene ehemalige Großadministrator des Solaren Imperiums.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe eine Konferenz von denen da oben belauscht.« Sie deutete mit dem Daumen an die Decke. »Die älteren Vhratonen haben Rhodan erkannt. Enaskat ist beinahe zweihundert Jahre alt. Er kann sich noch genau an Rhodan erinnern.«
Kylia öffnete eine versteckte Tür. Dahinter führte eine enge Treppe in die Höhe.
»Dann ist es gut«, sagte Thure Pasker. »Rhodan wird uns helfen.«
»Das werden die Vhratonen nicht zulassen. Sein Eingreifen wäre das Ende ihrer Macht. Keiner von ihnen hat ausgesprochen, was sie mit Rhodan vorhaben, aber ich fürchte, sie wollen ihn aus dem Weg schaffen.«
Thure Pasker blieb stehen und hielt Kylia am Arm fest. Erstaunt blickte sie ihn an.
»Eine Frage noch, Kylia. Wer steht hinter uns?«
»Hinter uns? Ich verstehe nicht.«
»Du weißt sehr gut, was ich meine. Eine solche Organisation wie eure braucht einen mächtigen Mann im Hintergrund. Ohne die Hilfe eines Vhratonen wäre es unmöglich gewesen, die Abhöranlagen einzurichten. Also, wer ist es?«
Sie schüttelte den Kopf und erwiderte: »Man sollte es nicht für möglich halten. Kaum bist du bei uns, stellst du schon derartige Überlegungen an. Aber ich werde dir noch nichts verraten, Thure. Alles zu seiner Zeit.«
Er hielt sie noch immer fest. Ihre Antwort hatte ihn verunsichert. Da stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn flüchtig auf den Mund. Das kam so überraschend, dass er sie losließ. Kylia eilte die Treppe hinauf, er folgte ihr verwirrt. Ihm lagen hundert Fragen auf der Zunge, aber er brachte keine einzige heraus.
Eine weitere Tür schloss die Treppe ab. »Vorsicht«, mahnte Kylia. »Wir dürfen uns nicht verlieren, sonst findest du nicht zurück.«
Sie drückte die Tür auf. Überrascht stellte Thure fest, dass sie dick wie eine Wand war, sodass sie alle Geräusche von außen zurückgehalten hatte. Jetzt hallte die Stimme von Aralf Ogneman zu ihnen herein. Kylia zog Thure hinter sich her. Die Tür fiel zu. Als er sich umdrehte, blickte er nur auf eine graue Wand mit aufgerauter Oberfläche, in der keine Fugen erkennbar waren. Kylia drängte sich mit ihm zusammen in eine vor dem Vhratohaus versammelte Menschenmenge. Der Absolute Vhratone stand mit seinen Vhratonen auf dem Balkon. Aus zahlreichen Lautsprechern hallten seine Lügen auf das Volk herab.
»Dieser Mann, der sich der Vhrato nennt und sich erdreistet, auf Denmork zu landen, ist ein Betrüger!« behauptete Aralf Ogneman. »Glaubt ihm nicht! Lasst euch nicht verführen! Tretet ihm kritisch gegenüber und gebt ihm die Antwort, die ihm gebührt. Geht jetzt hinaus zum Raumhafen und empfangt ihn, wie man einen schamlosen Betrüger empfängt, der sich nicht scheut, das in den Schmutz zu ziehen, was uns heilig
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