Silberband 088 - Der Zeitlose
Vater von mir gegangen. Macht mit mir, was ihr wollt …«
Die Laren wechselten bedeutungsvolle Blicke, aus denen hervorging, dass sie mich zumindest für äußerst exzentrisch, wenn nicht gar für übergeschnappt hielten. Und das bezweckte ich auch.
Die Laren berieten sich kurz in ihrer Sprache und beschlossen, mich zur Beobachtung mitzunehmen.
Ich ließ mich widerstandslos abführen. Sie brachten mich auf einen SVE-Raumer und sperrten mich in eine Zelle.
Danach unterzogen sie mich einer Reihe von Psychotests, befragten mich und versuchten, mich in Widersprüche zu verwickeln. Aber mein posbilogisch geschulter Verstand fiel darauf nicht herein. Ich blieb standhaft bei meiner Geschichte, die zwar verrückt klang, aber zumindest in einem Punkt der Wahrheit entsprach, nämlich, dass ich von den Posbis als einer der Ihren anerkannt wurde.
Meine synthetische Glatze, meine Ersatzfinger, die Kunststoffohren, meine Beinprothese und nicht zuletzt mein falsches Gebiss waren Beweis genug für meine Integration. Als ich Hotrenor-Taak vorgeführt wurde, wiederholte ich meinen ›Lebenslauf‹ zum x-ten Mal.
Demnach wurde ich auf der BOX-3691 geboren. Nach dem Tod meiner Eltern, die sich der terranischen Gerichtsbarkeit durch Flucht auf den Fragmentraumer entzogen hatten, wurde ich von den Posbis aufgezogen. Ich kümmerte mich nie um Politik. Ich wusste auch nie, wohin die BOX-3691 unterwegs war und in welcher Mission, und es kümmerte mich nie, in welchem Teil des Universums wir gerade waren, ob auf einem Planeten oder im Linearraum. So hatte ich von den Geschehnissen kaum etwas mitbekommen.
Eines Tages wurde ich mit den Keloskern konfrontiert. Ihr fremdartiges Aussehen erschreckte mich so, dass ich mich instinktiv vor ihnen versteckte. Mit dem Eintreffen der Kelosker änderte sich mein idyllisches Leben schlagartig. Sie programmierten meine Freunde um, sodass sie zu Fremden wurden. Nur jenen Posbi, der mich großgezogen hatte, meinen ›Vater‹, konnte ich retten. Doch er hatte längst ausgedient – und in der Demontagehalle war das Ende seines Lebens gekommen.
Nachdem ich geendet hatte, hörte ich Hotrenor-Taak zu einem der Offiziere sagen: »Das erklärt, warum die Kelosker die Existenz dieses Terraners nicht erwähnten. Und ich dachte schon, wir hätten einen Beweis gegen sie gefunden.«
»Sie sind doch nicht darüber traurig, dass sich die Sache als harmlos herausgestellt hat, Hotrenor-Taak«, meinte Maylpancer lachend.
Hotrenor-Taak stimmte in das Lachen ein. »Keineswegs, Maylpancer. Ich bin überaus froh, dass nichts gegen die Kelosker spricht. Es erleichtert mich, ihnen vertrauen zu können. Ich weiß auch schon, wie ich sie einsetzen kann.«
»Handeln Sie nicht übereilt, Hotrenor-Taak!«, kam es warnend von der Hyptontraube über unseren Köpfen.
»Was soll nun mit diesem Verrückten geschehen?«, erkundigte sich der Offizier. »Sollen wir ihn verhören?«
Hotrenor-Taak machte eine wegwerfende Geste in meine Richtung. »Was soll dabei schon herauskommen«, sagte er abfällig. »Er ist den Zeitaufwand nicht wert. Bringen Sie ihn zurück auf die BOX. Solange er unsere Leute nicht stört, bleibt er unbehelligt.«
»Diese sechsundzwanzig Kelosker sind von unschätzbarem Wert für uns, Maylpancer«, erklärte Hotrenor-Taak dem Überschweren. »Sie stellen einen ungeheuren Machtfaktor dar. Wenn wir ihre Fähigkeiten richtig nützen, sind wir unschlagbar. Dann haben wir keinen Gegner zu fürchten.«
»Was macht diese Hand voll Kelosker so übermächtig?«, fragte Maylpancer skeptisch.
»Ihre Fähigkeit, n-dimensional zu denken und aufgrund ihrer 7-D-Mathematik vorausschauend auf Jahre und Jahrzehnte planen zu können. Die keloskische Strategie ist unschlagbar, Maylpancer. Sie war bis heute der Grundstein der Konzilsmacht.«
»Und von jetzt an soll sie Ihre Macht festigen, wenn ich richtig verstehe.«
Hotrenor-Taak warf einen besorgten Blick zu den Hyptons hinauf und schränkte ein: »Ich will keine persönliche Macht, sondern nur das Beste für das Konzil. Aber das Konzil krankt an einem Krebsgeschwür, und ich bin dazu ausersehen, dieses Geschwür zu eliminieren. Selbst wenn ich nicht wollte, muss ich doch die Verantwortung übernehmen.«
»Wer kann Sie zwingen, Hotrenor-Taak?«
»Mein Verantwortungsbewusstsein«, behauptete der Verkünder der Hetosonen so überzeugend, dass nicht einmal die Hyptons zweifelten. »Wenn Balayndagar nicht mehr existiert, gibt es auch keine Kelosker mehr. Mir stehen die
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