Silberband 093 - Abschied von Terra
sprechen, die in irgendwelchen Archiven existieren sollten. Vari ging sofort darauf ein.
»Sicher, eine ganze Menge sogar. Film- und Tonrollen. Auch Mikrobücher wurden gerettet. Aber, wenn ich ehrlich sein soll, sie verstauben in den Archiven. Tarrol ist der Meinung, man sollte alte Geschichten nicht aufwärmen.«
»Aber man lernt aus ihnen.«
»Der Meinung bin ich zwar auch, aber wo sollten wir damit anfangen?«
»Wenn es für dich wichtig ist, Vari, dann helfe ich dir gern.«
Der Ingenieur sah Falk forschend an. »Ich weiß, dass du wenig Zeit hast, sonst hättest du mich öfter besucht. Wieso also dein plötzliches Interesse?«
Das war die erste unangenehme Frage.
»Wie soll ich dir das erklären …?«, sagte Falk Berntor. »Die Neugierde ist auf einmal da. Zum Beispiel der Name Harno. Hast du jemals von Harno gehört?«
Tembo schüttelte den Kopf. »Niemals! Um die Aufzeichnungen ha be ich mic h nie gekümmert. Ich wurde auf No geboren und kenne alles Alte nur vom Hörensagen. Aber wenn du willst, vielleicht finde ich etwas über diesen Harno. Wer soll das überhaupt gewesen sein?«
»Eine Art Mutant.«
»Da müsste es Unterlagen geben. Wann kommst du wieder?«
»Sobald du willst.«
Vari Tembo verbarg sein Erstaunen hinter einem Schluck Wein. »Du hast wohl weniger Arbeit jetzt? Hat das Unwetter dir zu schaffen gemacht?«
»Nicht viel, Vari. Wir hatten Glück.«
»Dann würde ich vorschlagen, du lässt dich in den nächsten Tagen wieder sehen.«
In der Nacht drangen Harnos Gedanken in Falks Bewusstsein.
Du hast deinen Freunden in der Stadt viele Fragen gestellt, Falk. Warum? Traust du mir nicht?
Ich muss alles über dich wissen, dachte Falk zurück. Vorher kann ich dir nicht helfen. Außerdem muss ich vorsichtig sein, denn es ist nicht einfach, eine Atombatterie zu bekommen. Ich muss Tembo einweihen.
Aber du darfst ihm mein Versteck nicht verraten.
Am nächsten Tag inspizierte Falk Berntor gemeinsam mit seiner Frau die Felder, und sie behoben einen Teil der Schäden. Mittags, als sie eine Pause einlegten, erklärte er ihr, dass er wieder in die Stadt müsse. Kara war sofort einverstanden, als er ihr vorschlug mitzukommen.
Am Abend ging Falk noch einmal in den Geräteschuppen. Die kleine schwarze Kugel lag an ihrem Platz, ohne Gedankenimpulse auszusenden. Harno sparte Energien.
Am frühen Vormittag fuhren Falk und Kara los. Sie hatten Zeit, den Markt zu besuchen, denn an der Tür von Vari Tembos Haus hing ein Zettel: Falk! Bin in den Bunkern. Komme vor Sonnenuntergang zurück.
Sie vertrieben sich die Wartezeit, so gut sie konnten. Am frühen Abend war der Ingenieur dann zu Hause. Kara bereitete ein Abendessen, während die Männer im Wohnzimmer redeten.
»Du hast etwas gefunden?«, fragte Falk ohne jede Einleitung.
Vari nickte. »Alles ist wohl geordnet in den Archiven. Du wirst dich wundern, wenn ich dir sage, dass es sich bei diesem Harno nicht um einen menschlichen Mutanten handelt, sondern um ein ganz seltsames Ding, aus dem niemand schlau geworden zu sein scheint. Einmal wurde Harno sogar als eine ›Kugel aus Raum und Zeit‹ bezeichnet, aber das brachte mich auch nicht weiter. Jedenfalls soll das Ding ein Freund der Terraner gewesen sein, das scheint sicher. Warum willst du das überhaupt so genau wissen?«
»Eine Kugel aus Raum und Zeit …«, murmelte Falk vor sich hin. »Das könnte sogar stimmen …«
»Was könnte stimmen, Falk?«
Der Farmer schwieg eine halbe Minute lang, erst dann sagte er: »Ich werde dir später antworten. Vorher muss ich eins wissen, unter welchen Umständen es dir möglich wäre, mir eine Atombatterie zu beschaffen.«
Der Ingenieur richtete sich jäh auf. »Eine Atombatterie? Bist du verrückt geworden? Was willst du damit?«
»Wäre es möglich? Könntest du eine Batterie unbemerkt aus dem Lager holen? Du bist doch der Einzige, der dort ein und aus geht. Und du bist auch der Einzige, der Energieabstrahlungen kontrolliert.«
»Ich könnte es, aber auf der anderen Seite ist es unmöglich …«
»Schon gut, ich sage dir alles. Mir genügt dein Hinweis, dass Harno ein Freund der Menschen war.« Ausführlich berichtete Falk von dem Geschehen vor drei Tagen, ohne zu erwähnen, wo er Harno versteckt hatte.
»Verstehst du nun, warum ich die Batterie brauche? Die Kugel verhungert ohne neue Energie. Hinzu kommt, dass Harno von einer Gefahr sprach, die auch für uns zum Verhängnis werden kann. Deshalb interessiere ich mich plötzlich für die
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