Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
Zusammenkunft hielt.
»Sie werden sich wundern, dass ich Sie trotz der aktuellen Alarmsituation rufen ließ«, sagte Haum ernst. Er war ein mittelgroßer, magerer Mann, der still und unauffällig wirkte. »Es gibt jedoch unaufschiebbare Probleme.«
»Eines davon ist Bjo Breiskoll«, erriet Ressacker spöttisch. »Der Kater hat also nicht den Mund gehalten.«
»Keineswegs! Einer Ihrer Freunde hat sich mit dem Überfall vor einer Gruppe junger Solaner gebrüstet, und von ihnen hat Lareena Breiskoll die Geschichte erfahren. Sie können einer Mutter nicht verübeln, dass sie ihren Sohn zu schützen versucht, schon gar nicht, wenn es ein Sohn wie Bjo Breiskoll ist.«
Ressacker versteifte sich.
»Ein Studium der Geschichtsdateien würde Ihnen zeigen, wie man in der Vergangenheit auf der Erde mit ethnischen Minderheiten umgesprungen ist und welche Folgen sich daraus ergaben«, sagte Haum. »Ihre Einstellung zu Bjo Breiskoll ist also durchaus nicht außergewöhnlich. Ich will nicht so weit gehen und dieses Verhalten als Krankheit bezeichnen – aber ich kann Ihnen zu einer Korrektur Ihres Vorstellungsvermögens verhelfen, vorausgesetzt, dass Sie bereit sind, sich helfen zu lassen.«
»Das soll wohl ein Witz sein?«, entrüstete sich Ressacker.
»Warum hassen Sie Bjo?«
Haum bekam keine Antwort. »Das war eine rhetorische Frage«, stellte er daraufhin fest. »Ich kenne natürlich die Gründe, aber das hilft Ihnen momentan nicht weiter. Sie müssen mir Gelegenheit geben, Ihnen das Absonderliche Ihres Verhaltens bewusst zu machen.«
Ressacker entgegnete kühl: »Ich halte nichts von Seelenkunde. Mich interessieren nur Dinge, die ich sehen und greifen kann.«
Haum nickte. »Wenn Sie ein derart realitätsbezogener Mensch sind, brauche ich mit der Wahrheit auch nicht hinter dem Berg zu halten. Sie hassen Bjo Breiskoll, weil er Ihnen trotz seiner vermeintlichen Andersartigkeit in allen Belangen überlegen ist.«
»Das ist nicht wahr!«, begehrte Ressacker auf. »Wie können Sie es wagen, dieses Halbtier über einen Menschen zu stellen?«
»Ich fürchte, Corn, wir werden längere Zeit miteinander zu tun haben«, stellte der Psychologe fest.
Die Informationsabfragen von Joscan Hellmut dauerten nur wenige Stunden und gaben Perry Rhodan keinen Grund für ein Eingreifen. Hellmuts innere Unrast wurde jedoch unverkennbar, Rhodan spürte förmlich, dass der Kybernetiker litt.
Als Hellmut seine Verkrampfung endlich lockerte und sich zurücklehnte, schien er völlig erschöpft zu sein. Rhodan legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Gibt es etwas, das Sie mir mitteilen sollten?«
»Aus der augenblicklichen Situation heraus ergeben sich eine Reihe zwangsläufiger Entwicklungen«, sagte Hellmut verbissen. »Die Notwendigkeit, sie zu beachten, steht außer Frage. – Wir sollten die SOL auf einem der Planeten landen.«
»Auf Drackrioch?«
»Auf einer der äußeren Welten! Dort könnten wir uns in Ruhe vorbereiten. Wenn wir uns vor BARDIOC schützen wollen, müssen wir ein Bündnis mit der Kaiserin eingehen.«
Das waren bestimmt keine von SENECA gefassten Entschlüsse!, erkannte Rhodan. Auf noch ungeklärte Weise machte Hellmut sich zum Sprecher der Kaiserin von Therm. Trotzdem – oder gerade deshalb – war er irritiert. Nachdem die SOL in den Orbit über Drackrioch gelockt worden war und alles auf eine bevorstehende Landung hindeutete, kam Hellmut nun mit diesem Vorschlag.
Natürlich dachte eine Superintelligenz mehrgleisig und verfolgte gleichzeitig viele Vorhaben.
»Von einem Stützpunkt auf einer der äußeren Welten könnten wir groß angelegte Expeditionen für die Kaiserin von Therm durchführen«, fuhr der Kybernetiker fort. »Als Gegenleistung würde die Kaiserin uns vor BARDIOC schützen.«
»Die Superintelligenz geht offensichtlich davon aus, dass die SOL die Rolle des MODULs übernehmen soll«, stieß Atlan hervor.
Rhodan hatte Mühe, einige SOL-Geborene zurückzuhalten, die sofort laut protestierten. Jemand nannte Hellmut einen Verräter.
»Wir haben gar keine andere Wahl, als auf die Vorschläge der Kaiserin einzugehen«, behauptete Joscan Hellmut dennoch.
»Er steht völlig unter dem Einfluss dieser Existenzform!«, rief Fellmer Lloyd. »Ich frage mich, wie sie es geschafft hat, ihn so unter ihre Kontrolle zu bringen.«
»Ich weiß es!«, sagte Bjo Breiskoll Sekunden später.
Rhodan schaute den jungen Mutanten auffordernd an. »Jeder weiß, dass du deinen Freund schützen möchtest, Bjo. Aber wir
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