Silberband 101 - Eiswind der Zeit
sich Taschkent näherte. Er machte sich Vorwürfe, weil er sich von Demeter getrennt hatte.
Gegen seine Gewohnheit flog er das Versteck direkt an. Er landete sogar vor dem Haus, dessen Türen und Fenster offenstanden. Keiner seiner Mitarbeiter hielt sich im Freien auf. Niemand kam ihm entgegen.
Boyt Margor war dicht davor, die Fassung zu verlieren. Er blieb vor dem Hauseingang stehen, und ein Gefühl der Furcht kam in ihm auf.
Er atmete einige Male tief durch und tupfte sich den Schweiß mit einem Tuch von der Stirn. Dann betrat er das Haus. Obwohl die Fenster offenstanden, herrschte im Innern ein eigenartiges Dämmerlicht.
Auf dem Boden lag eine der Frauen. Margor kniete neben ihr nieder. Sie war nicht tot, sondern nur bewusstlos.
Der Mutant durchsuchte alle Räume des Gebäudes. Er fand sämtliche Paratender bewusstlos.
Demeter war verschwunden.
Inzwischen kehrte Kershyll Vanne nach Terrania City zurück. Er ging augenblicklich zu Julian Tifflor. Der Erste Terraner befand sich in einer Konferenz, unterbrach diese jedoch, um den Sieben-D-Mann zu seiner Rettung zu beglückwünschen.
»Ich bin froh, dass nichts Schlimmeres geschehen ist«, sagte Tifflor. »Was ist auf Kreta eigentlich los?«
»Das weiß ich noch nicht mit letzter Sicherheit.« Vanne runzelte die Stirn. »Ich glaube, dass Payne Hamiller uns besser erklären könnte, was die Vorgänge bedeuten, wenn er nur die Wahrheit sagen würde.«
Tifflor schaute Vanne überrascht an. »Payne Hamiller lügt?«
»Zumindest verschweigt er einiges. Es gibt da Dinge im Zusammenhang mit Hamiller, die nicht in Ordnung sind. Wahrscheinlich bin ich nicht zufällig verschüttet worden, obwohl es mir schwerfällt, an einen Anschlag zu glauben.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hamiller so etwas tun würde«, entgegnete Tifflor. »Das ergibt doch keinen Sinn.«
»Ich glaube, dass Hamiller mehr über die Kapsel weiß, die im Forschungsinstitut von Durban explodiert ist. Warum verschweigt er uns in dieser Hinsicht etwas? Sollte er etwas gefunden haben, was er für sich reservieren will?«
»Er wird die Erde an Bord der BASIS verlassen. Was hätte er davon, wenn er hier auf der Erde etwas vor uns versteckt?«
Kershyll Vanne schüttelte ratlos den Kopf. »Payne Hamiller hat mir durch seine kühnen hyperphysikalischen Ideen imponiert«, stellte er fest. »Sein ruhiges und ausgeglichenes Wesen hat mir gefallen. Doch von all dem habe ich auf Kreta nichts gespürt. Dort kam er mir eher vor wie ein hilfloser junger Mann, der sich auf etwas eingelassen hat, was ihm langsam aber sicher über den Kopf wächst.«
»Ich habe ihn von Betty Toufry überprüfen lassen«, bemerkte Tifflor. »Sie hat nichts festgestellt. Allerdings ließ sie mich wissen, dass da irgendetwas sei, ohne das aber konkretisieren zu können.«
»Vielleicht kann Hamiller sich gegen Telepathen abschirmen?«
Julian Tifflor schüttelte den Kopf. »Das kann er nicht. Dennoch: Die Mutanten werden ihn von nun an nicht mehr aus den Augen lassen.«
Kershyll Vanne nickte. »Damit keine Missverständnisse aufkommen«, sagte er, bevor er sich verabschiedete, »Payne Hamiller ist mir nach wie vor sympathisch. Ich würde ihm gern helfen, wenn ich kann, denn ich habe das Gefühl, dass er Hilfe benötigt.«
»Vielleicht sorgen die PEW-Mutanten dafür, dass wir ihm helfen können«, entgegnete Tifflor.
Er blickte dem Sieben-D-Mann nach, als dieser sein Büro verließ. Er vertraute dem Rat für Wissenschaften immer noch, und er hoffte, dass Hamiller einen schwerwiegenden Grund für sein Verhalten vorweisen konnte, denn er fürchtete sich vor der menschlichen Enttäuschung. Nachdenklich kehrte er in die Konferenz zurück.
Boyt Margor war außer sich. Er rannte kopflos durch das Haus, konnte aber nicht einen seiner Mitarbeiter aufwecken.
Schließlich erinnerte er sich an die Medikamente, die noch im Gleiter lagen. Sie waren für Demeter vorgesehen gewesen, aber er hatte sie nicht gebraucht. Er rannte zum Gleiter und holte die Präparate. Ob sie in dieser Dosierung auch für die Männer und Frauen im Haus geeignet waren, interessierte ihn nicht. Bei Demeter war er übervorsichtig gewesen, um sie nicht zu gefährden. Jetzt ließ es ihn kalt, ob seine Helfer durch das Medikament gefährdet wurden. Sie waren nicht mehr als seelenlose Werkzeuge für ihn.
Er injizierte das Präparat einer Frau. Sekunden darauf zitterte sie am ganzen Körper. Sie schlug die Augen auf und blickte ihn an.
»Wo ist sie?«, fragte
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