Silberband 101 - Eiswind der Zeit
beeindruckt.
»Ich hoffe, wir müssen nicht ebenso lange hier herumhocken«, bemerkte der alte Prospektor.
»Wenn unser Ausflug nicht entdeckt wird, kehren wir nach etwa zehn Stunden zum Schiff zurück. Inzwischen wird die Automatik des Gleiters eine Notlandung in den Bergen vorgetäuscht haben. Sobald ich ein Kodesignal sende, startet der Gleiter und fliegt auf dem Weg zu unserem Schiff hier vorbei.«
So fängt man Molekülverformer
Die beiden Männer näherten sich einem Panzerschott aus Ynkenit, das die Innensektoren von Trapper abriegelte. Hotrenor-Taaks Gerät ließ die Schotthälften zur Seite gleiten.
Der Lare wollte in den Hauptkorridor eilen, als Arzachena ihn am Arm zurückhielt. »Hier stimmt etwas nicht!«, flüsterte Pyon.
»Ich sehe nur einen leeren Korridor – und ich höre keine verdächtigen Geräusche«, erwiderte Hotrenor-Taak.
Pyon Arzachena schnüffelte demonstrativ. »Es riecht nach Molekülverformern!«, stellte er mit Bestimmtheit fest.
Hotrenor-Taak blickte den alten Prospektor ungläubig an. »Sie reden Unsinn!«, sagte er unwirsch. »Die Gys-Voolbeerah strömen zwar einen arttypischen Geruch aus, aber er kann nur von Artgenossen wahrgenommen und identifiziert werden. Anson Argyris hat damals erfolglos versucht, die Moleküle zu isolieren, die an den Riechzellen der Gys-Voolbeerah den Reiz des arttypischen Geruchs auslösen. Ihre Nase kann nicht besser funktionieren als seine Spürgeräte. Oder sind Sie ein Molekülverformer?«
Pyon lachte glucksend. »Es kommt noch soweit, dass jeder jeden verdächtigt, ein Molekülverformer zu sein. Ich wittere zwar keine Molekülverformer, aber mein Instinkt sagt mir, dass hier etwas Fremdes ist. Wir sind nicht allein!«
»Vielleicht doch ein Molekülverformer«, überlegte Hotrenor-Taak. »Wenn ja, dann wird er versuchen, einen von uns zu kopieren. Und wir werden versuchen, ihn zu überlisten und einzufangen.«
Arzachena zog eine flache, verbeulte Metallflasche aus seiner Gesäßtasche, schraubte sie auf, füllte die Schraubkappe und kippte den Inhalt in einem Schluck.
»Was ist das?«, fragte der Lare.
»Ein Wundertrank. Man wundert sich, wie schnell man über den Berg kommt.«
»Wenn man über dem Berg ist, geht es abwärts«, bemerkte Hotrenor-Taak.
Pyon Arzachena füllte die Schraubkappe erneut und reichte sie dem Laren. Zu seiner Verwunderung griff Hotrenor-Taak zu und trank.
»Mein Geschmack ist es nicht, Pyon. Aber wir sollten ernsthaft überlegen, wie wir den hypothetischen Molekülverformer fangen können. Wir würden von ihm viel über die Verbreitung der Gys-Voolbeerah und ihre Stützpunkte in unserer Galaxis erfahren.«
»In unserer Galaxis?«, fragte Pyon.
»Sie werden es nicht glauben, aber ich fühle mich in der Milchstraße zu Hause.«
»Schon gut!«, erwiderte Pyon Arzachena. »Wenn wir eine Substanz hätten, die den Stoffwechsel von Lebewesen verlangsamt, könnten wir sie in die Klimaanlage einleiten. Ein Molekülverformer würde dadurch behindert werden, vorausgesetzt, er wäre gerade im Begriff, jemanden zu kopieren.«
»Beispielsweise mich«, erwiderte der Lare. »Ihre Idee ist gut, Pyon.«
»Wenn auch undurchführbar.«
»Wir können die Klimaanlage so einstellen, dass die Temperatur auf minus vierzig Grad absinkt. Es käme dann auf einen Versuch an, ob niedrige Temperaturen einen Gys-Voolbeerah behindern. Sie werden die Klimaanlage entsprechend regeln, während ich mich dem Molekülverformer als Opfer anbiete.«
»Wie lange können Sie bei minus vierzig Grad Celsius überleben – in einer ungeheizten Bordkombination?«, fragte der Prospektor besorgt.
Hotrenor-Taak lächelte. »Ich habe eine Droge, die das Absinken der Körpertemperatur verhindert und die chemoelektrischen Prozesse meines Körpers auch bei sehr niedrigen Außentemperaturen erhält. Folglich werde ich einem Molekülverformer gegenüber im Vorteil sein.«
Tengri Lethos wunderte sich über die Naivität, mit der jemand, der immerhin einmal die Milchstraße im Griff seiner Macht gehabt hatte, das Einfangen eines Molekülverformers plante.
Der Hüter des Lichts sah und hörte Hotrenor-Taak und Pyon Arzachena mithilfe seiner semibionischen Wächter, schwebender Gebilde, die nicht einmal geortet werden konnten. Lebewesen vermochten sie zwar zu fühlen, würden sie aber niemals für funktionelle Systeme, sondern vielleicht für winzige Schweiß- oder Wassertropfen halten. Was die Wächter sendeten, wurde in Lethos' Gehirn in visuelle und
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