Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 102 - Aufbruch der Basis

Titel: Silberband 102 - Aufbruch der Basis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Widerschein eines gewaltigen Blitzes deutlich sehen.
    Der Lufke wusste nicht, ob Morgdähn zu ihm herüberblickte oder ob er ihm den Rücken zuwandte. Er hatte indes keine andere Wahl, als näher an den Wächter heranzugehen, wollte er ihn in der Dunkelheit nicht verlieren.
    Hinter großen Eisbrocken fand Plondfair Deckung. Schnee und Eis aus Ammoniak türmten sich zu gewaltigen Höhen auf. Hinter ihm erhob sich der rot glühende Energieschirm, der Kermershäm überspannte. Plondfair spürte, dass der Tornister auf seinem Rücken vibrierte. Eine automatische Steuerung sorgte dafür, dass er nicht von einer heftigen Sturmbö davongewirbelt wurde.
    Der Wächter setzte sich in Bewegung und flog über eine Eiskuppe hinweg. Plondfair folgte ihm. Er hätte sich ohne Fluggerät in dieser Welt nicht eine Minute lang halten können, aber auch so hatte er das Gefühl, vom Sturm mitgerissen zu werden. Seine Fantasie spiegelte ihm Schreckensbilder vor; er sah sich selbst als hilflosen Spielball der tobenden Naturgewalten über Schnee und Eis hinweggewirbelt.
    Wuchtig prallte er gegen einen Block aus Ammoniak-Eis, der sich splitternd auflöste. Plondfair fühlte, dass der Tornister bebte. Ihm schien, dass er in einem rasend schnellen Wirbel festhing.
    Als er Morgdähn wieder sah, war der Wächter nur mehr etwa zehn Schritte von ihm entfernt. Plondfair konnte zwar erahnen, dass er seinen Schutzhelm geöffnet hatte, aber wenig erkennen. Klar war jedoch, dass sich Morgdähn in dieser Umgebung wohlfühlte; er schien sich geradezu in dem Wasserstoff-Ammoniak-Methan-Gemisch zu aalen.
    Der Lufke gewann den Eindruck, als ob der mächtige Körper inmitten der tosenden Gewalten tanzte. Daran änderte sich auch nichts, als mit unglaublicher Wucht Methan abregnete. Plondfair stöhnte auf. Ein Teil dieses massiven Regens wurde nicht von dem Aggregat auf seinem Rücken abgefangen. Der Berufene brach unter der Last der Methanmassen zu Boden. Er streckte die Arme aus, um sich aufzustützen, aber seine Hände versanken in schwarzem Morast. Schlamm überschüttete ihn.
    Ächzend beschleunigte er mit dem Fluggerät, weil er meinte, sich nur so aus dem Chaos befreien zu können. Doch es schien, als befände er sich in einem Sumpf, der von einem gigantischen Quirl umgerührt wurde.
    Panik stieg in ihm auf. Er fürchtete, von den Methanmassen eingeschlossen zu werden und bei einem Temperaturumschwung im schnell entstehenden Eis zu ersticken.
    Endlich riss ihn das Triebwerk in die Höhe. Der Lufke kämpfte sich durch die Methanflut aufwärts und hatte dennoch das Gefühl, mit beiden Beinen im Sumpf zu stecken.
    Ein Blitz zuckte aus der Höhe herab und löste eine gewaltige Knallgasexplosion aus. Plondfair fühlte sich von einer riesigen Faust beiseitegewischt. Geblendet schloss er die Augen, während er versuchte, seinen Flug zu stabilisieren.
    Er dachte an Morgdähn und daran, dass er den Wächter nicht verlieren durfte. Gleichzeitig kämpfte er gegen die in ihm aufsteigende Resignation an. Hatte es überhaupt noch einen Sinn, Morgdähn zu verfolgen? War dieser ihm nicht in der tobenden Hölle unendlich weit überlegen, weil er sich ohne Schutzanzug bewegen konnte? Hatte der Wächter ihn vielleicht längst bemerkt und ignorierte ihn nur?
    Druck und Temperatur stabilisierten sich. Es hörte auf, Methan zu regnen. Plondfair konnte dennoch nicht einmal erkennen, ob er hoch über dem Boden oder nur wenige Meter über dem Sumpf war.
    Langsam ließ er sich absinken und beobachtete dabei die Instrumente. Er merkte schnell, dass er so gut wie nichts damit anfangen konnte. Der atmosphärische Druck wechselte beständig, und demzufolge war eine Höhenmessung so gut wie unmöglich.
    Er drehte sich mehrmals um sich selbst, weil er hoffte, das rötliche Leuchten des Energieschirms von Kermershäm zu sehen. Vergeblich. Es gab nichts, woran er sich hätte orientieren können.
    Plondfair ließ sich sinken, bis er glaubte, festen Boden unter den Füßen zu haben. Er blickte nach unten und bemerkte, dass er bis an die Oberschenkel im Morast steckte. Es wurde ein wenig heller. Eiskristalle und Schneeverwehungen waren verschwunden, doch dafür erstreckten sich Seen und Sümpfe aus halb flüssigem Ammoniak nach allen Seiten.
    Der Berufene reagierte grenzenlos verwirrt. Er war keineswegs genügend auf diese Welt vorbereitet, die nicht nur physisch riesige Anforderungen stellte, sondern auch psychisch extrem belastete.
    Irgendwo in der Dunkelheit vor ihm bewegte sich etwas.

Weitere Kostenlose Bücher