Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit
Handspanne kleiner als Eawy, hatte ein großporiges, derb wirkendes Gesicht mit einer fleischigen Nase, und was ihm an Körpergröße fehlte, hatte er in der Breite angesetzt. Obwohl vom Typ her Pykniker und massig wirkend, war er nicht fettleibig, sondern muskulös. Aber wie bei den beiden anderen ließ auch bei ihm die äußere Erscheinung keine Rückschlüsse auf seine besonderen Fähigkeiten zu.
»Wir dürfen nicht länger untätig zusehen«, fuhr er fort. »Es wird höchste Zeit, dass wir Margor endlich das Handwerk legen. Wie hast du das Verbrechen entdeckt, Dun? War es dir nicht möglich, es zu verhindern?«
Vapido schüttelte bedauernd den Kopf. »Denner wurde schon in diesem Zustand hierher gebracht. Offensichtlich sollte seine Leiche im Müllkonverter verschwinden. Bevor es dazu kam, habe ich einen Hagelschauer erzeugt, der die Helfershelfer in die Flucht jagte. Beide waren kleine Ganoven, die von Margors Existenz keine Ahnung haben. Ich wurde auf sie aufmerksam, als ich das Gebäude der GEPAPH beobachtete, bis wohin ich Denner gefolgt war. Sein Tod zeigt, dass ich auf der richtigen Fährte war. Margor muss sich in der Hauptniederlassung der Gesellschaft aufgehalten haben, wahrscheinlich kontrolliert er diese Organisation. Wir sollten die Gesellschaft zur Erforschung paranormaler Phänomene‹ im Auge behalten, um Hinweise auf seinen weiteren Aufenthalt zu bekommen. Das wäre deine Aufgabe, Eawy.«
Das war eine ungewöhnlich lange Rede für den sonst so verschlossenen Wettermacher und Paralogiker.
»Ich werde mich in das Funknetz der Gesellschaft einschalten, sobald wir in unserem Quartier sind«, erklärte Eawy ter Gedan. Wegen ihrer Fähigkeit, Funksendungen jeder Art, sofern sie nicht kabelgebunden waren, nur mit ihrem Geist empfangen und auswerten zu können, wurde sie auch ›Relais‹ genannt.
»Gehen wir«, beschloss Bran Howatzer, der Pykniker mit der fleischigen Nase. »Hier können wir ohnehin nichts mehr tun.«
Sie verließen das Gelände der Müllverwertungsanlage Nord und bestiegen den Privatgleiter, mit dem Howatzer und die Frau angeflogen waren, nachdem Vapido sie informiert hatte. Zu dritt kehrten sie ins Zentrum von Terrania zurück.
Auf dem Weg in ihr Quartier informierte Howatzer die Behörden über den öffentlichen Notruf anonym davon, dass sie beim nördlichen Müllkonverter eine Leiche finden würden. Eawy suchte sich die Frequenz der GEPAPH heraus und schaltete sich in deren Funkverkehr ein, während Howatzer und Vapido das Problem diskutierten.
»So schwer es uns fällt, wir müssen endlich mit den Behörden zusammenarbeiten«, sagte Howatzer bekümmert. »Die Hoffnung, dass wir mit Margor allein fertig werden, war Selbstbetrug. Es wird Zeit, dass wir uns eingestehen, dass wir aus der Anonymität heraus nichts erreichen ...«
Eawy schreckte aus ihrer Versunkenheit hoch. »In der Gesellschaft geht es hektisch zu«, berichtete sie. »Ein Funkspruch jagt den anderen. Sinn und Zweck sind offenbar, ein neues Versteck für Margor zu finden. Dennoch scheint es sich um reine Ablenkungsmanöver zu handeln, als ahnten die Paratender, dass wir mithören. Ist euch eigentlich bekannt, dass die GEPAPH auf der griechischen Halbinsel Chalkidike in den ehemaligen Athosklöstern eine Heilstätte für geistig Gestörte unterhält?«
»Ist das wichtig?«, fragte Vapido mürrisch.
»Möglicherweise. Der Tenor einiger Funksprüche ist, dass dort eine wichtige Persönlichkeit als Patient eingeliefert werden soll. Vielleicht ist Margor gemeint.« Eawy sank erneut mit geschlossenen Augen und hoch konzentriert in ihrem Sessel zurück.
»Wir sollten endlich reinen Tisch machen und der Regierung von Margors Existenz berichten.« Howatzer nahm das Thema wieder auf. »Aber nicht anonym, sondern persönlich und mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.«
»Als ich Denners Leichnam entdeckte, dachte ich wie du«, sagte Vapido nachdenklich. »Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Wir müssen etwas unternehmen, das ist klar. Aber bevor wir die Regierung über Margor informieren, sollten wir ihm ein Ultimatum stellen. Vielleicht können wir ihn dazu bewegen, die Erde zu verlassen. Eawys Annahme, er könnte in eine Klinik gebracht werden, lässt vermuten, dass Margor tatsächlich Hilfe braucht.«
»Du glaubst, er befindet sich in einer geistigen Krise?«, fragte Howatzer ungläubig. »Das ist reine Spekulation.«
»Und Denners Tod? Das sieht eher nach einem Unglücksfall als nach einer
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