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Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit

Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit

Titel: Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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entfernt. Auf dem Nil würde man die Blöcke und Quader aus Kalk und Granit herbeischaffen müssen. Der Pharao trat aus dem Schatten hinaus; ein mittelgroßer Mann, den Arbeit, Verantwortung und Sorgen geprägt hatten. Er straffte sich, als sein Sandalenträger auf ihn zukam, sich niederkniete und die dünnen Ledersohlen festband.
    »Es wird schwierig sein, den richtigen Platz zu finden«, bemerkte der Baumeister. Menketre, schwarzbärtig und breitschultrig, hatte viele königliche Bauwerke errichtet. Er würde nach Kornspeichern, Hafenanlagen, Tempeln und Palästen auch die letzte Wohnung des Gottkönigs hochziehen.
    »Nichts ist schwierig, wenn der Ruf gehört, die Erkenntnis empfangen wird!«, bemerkte Chufu nachdrücklich.
    »Du hast recht, Horus!«, gab der Baumeister zurück.
    Ruhige Bewegung kam jetzt in den Tross, mit dem der Pharao reiste. Die Sänftenträger verneigten sich. Chufu setzte sich unter den schwankenden Baldachin und sprach leise einen Befehl. Die Sänfte wurde langsam hochgehoben, die Träger schritten aus.
    Eine merkwürdige Stimmung ergriff den Pharao.
    Die Sitte gebot, schon jetzt an das Grab zu denken und es rechtzeitig fertigzustellen. Trotzdem schauderte er bei dem Gedanken, nach einem Platz für die Pyramide zu suchen. Das Stück leere Landschaft vor ihm schien sowohl ihn selbst als auch sein Gefolge magisch anzuziehen. Nach einigen weiteren Schritten der schwitzenden Träger wusste Chnemu Chufu, dass offensichtlich auch schon die Reise hierher unter einem günstigen Stern gestanden hatte. Das Land dort vorn hatte sie angezogen, von weit her zu sich gerufen.
    »Baumeister Menketre!«, sagte der Pharao halblaut. »Spürst du etwas?«
    »Jeder spürt einen Sog, der die Gedanken mit sich nimmt. Es ist wie der Blick zwischen die Sterne der Nacht.«
    »Du sagst, dass jeder dieses Gefühl hat?«
    »Sogar die Sklaven«, gab Menketre zurück.
    »Und die Priester?«
    Der Oberste Priester ging auf der anderen Seite der Sänfte. Er zeigte in einer weit ausholenden Geste auf das Land. »Der Boden dort zieht uns alle an. Wir erhielten im Tempel gewisse Zeichen, dass es so sein werde. Ich sage dir, Herrscher, dass irgendwo dort vorn dein Grabmal stehen wird.«
    »Mein kleines Grabmal«, erwiderte der Pharao und spürte den warmen Hauch, als sich der Schatten spendende Wedel über seinem Kopf bewegte.
    In einer breiten Front schritten die Männer aus. Jeder schien von derselben Stimmung erfüllt zu sein wie der Pharao. Niemand sprach. Die Sänfte erreichte den Rand der Fläche, und unwillkürlich strebten die Männer fast gleichzeitig einem Punkt zu. Chufu versuchte zu erkennen, an welcher Stelle sich die Spuren treffen und schneiden würden. Wieder gab er einen leisen Befehl - die schwankende Sänfte aus Holz, Rohr, ledernen Schnüren und dünnem Gold bewegte sich auf diese Stelle zu.
    Einige Steinbrocken und ein nutzloser Felsen unterbrachen die Fläche. Die Sänfte schwankte nicht einmal, als die Träger schneller liefen.
    Schließlich erreichten alle Personen des Trosses, die ausgeschwärmt waren, fast gleichzeitig jene Stelle, die der Pharao in seinen Gedanken ermittelt hatte. Ein Kreis sandbestäubter und keuchender Männer bildete sich. Er öffnete sich an einer Stelle, um die Sänfte durchzulassen. Kräftige Arme setzten die Sänfte weich in den aufgewühlten Sand.
    »Herr! Der Vorgang, den wir alle miterleben konnten, ist nur durch das Wirken der Götter zu erklären!«, sagte der erschöpfte Oberpriester.
    Der Pharao stieg aus dem Sitz und ging langsam bis etwa in die Mitte des Kreises. Die einzige Besonderheit der ausgesuchten Fläche bestand darin, dass ein fingergroßes, vom Wind hierher gewehtes Stück Holz im Sand lag. Chufu bückte sich und hob das Holz auf.
    »Das ist nur ein unbedeutendes Zeichen«, sagte er. »Aber wie dieses Holz einst ein blühender Strauch war, wird an dieser Stelle mein Grabmal entstehen. Es wird als Pyramide aus dem unfruchtbaren Boden der Wüste hervorwachsen, eine mer für Chnemu Chufu aus der vierten Dynastie. Hesirâ! Gib mir den Stab.«
    Sein Oberster Schreiber überreichte ihm einen mannslangen, polierten Holzstab, der an beiden Enden mit einem goldenen Reifen eingefasst war.
    Der Pharao rammte den Stab, so tief es mit einer einzigen Bewegung möglich war, in den Boden. Die Spannung löste sich in einem Schrei aus mehr als hundert Kehlen. Die Soldaten schlugen mit den Streitäxten an die ledernen Schilde, die Priester stimmten einen liturgischen Gesang an,

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