Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit

Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit

Titel: Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Grabkammer war auf der nördlichen Fläche festgelegt worden. Dreißig Ellen über dem Boden begann der Gang, führte achtunddreißig Ellen abwärts, dann wieder aufwärts. Dieser Knick würde von gigantischen Quadern versperrt werden - dann, wenn sich die Mumie des Pharaos in der Grabkammer befand. Der Granit war bereits aus Assuan herbeigeschafft worden, auf schweren Nilbarken.
    Menketre ließ seinen Blick über die ausgedehnte Szenerie schweifen. Tausende Menschen vollführten einen Lärm, der über der Baustelle hing wie ein ewiges Summen und Klirren, zugleich mit der Wolke aus Gestank nach Schweiß und Essen.
    »In dreißig Tagen will der Pharao das Geschenk, das er ›Auge der Götter‹ nennt, in die kleine Kammer auf die Granitpodeste legen. Und zwar eigenhändig, was für den Mut und die Zuversicht unseres Herrn spricht.«
    »Wenn es nach den Arbeitern und uns geht, steht diesem Termin nichts entgegen.«
    »Haben sich die Priester gemeldet?«
    »Nein. Genau das macht mich unsicher und lässt mich fürchten, dass Omen-tep-phaser etwas vorhat, was uns alle sehr überraschen wird.«
    Voller Ernst erwiderte der Baumeister: »Ich sprach vor drei Tagen mit Chufu. Er denkt dasselbe. Aber er zeigt keine Furcht ...«
    Neunundzwanzig Tage verstrichen ohne Hast und größere Zwischenfälle. Die Pyramide wuchs, der Berg aus weißem Stein wurde kleiner. Der lang gestreckte löwenartige Körper wurde erkennbar, aber der Kopf, die Schultern und die Vorderpranken waren noch nicht bearbeitet worden. Auch Hesirâs Steintafel voller Hieroglyphen befand sich noch weit entfernt vom Rätselbild und der Pyramide.
    Schließlich brach der dreißigste Tag an.
    In der Zeit zwischen Sonnenaufgang und Mittag legten die vielen reich geschmückten Barken an. Die Arbeit wurde an diesem Tag erst gar nicht begonnen; die vielen Tausende wuschen sich im Nil, tranken und aßen, etliche schliefen lange, bis der Lärm sie weckte. Arbeiter sangen, klatschten in die Hände und stampften mit den Sohlen den kühlen Sand. Musikinstrumente klimperten und rasselten.
    Zwischen der Anlegestelle und dem großen Eingang des geheimen Ganges bildete sich, ohne dass Menketre oder Ranofer einen Befehl hätten geben müssen, eine breite Gasse. Eine andere, schmalere Gasse öffnete sich zwischen den massiven Bauten der Bauhütten und dem kleinen Tempel, in dem das Göttergeschenk ruhte, von zwölf Bogenschützen in drei Gruppen bewacht.
    Hesirâ traf als Erster bei Menketre und Ranofer ein und stürzte einen riesigen Becher Bier hinunter. »Wenn die geringste Panne passiert, wird der Pharao mitsamt dem Götterauge unmumifiziert eingemauert«, sagte er. »In diesem Fall habe ich eure edlen Köpfe heute zum letzten Mal gesehen. Man wird sie euch nämlich nehmen.«
    Menketre, der mit einem Bronzemesser an seinem Hals schabte, knurrte nervös: »Warum, Vater der Schönschrift, denkst du, dass wir Festschmuck angelegt haben?«
    »Wegen der heißblütigen Sklavinnen in Chufus Gefolge?«
    »Wegen der Würde, du Schmierer!«, antwortete Ranofer grob. »Damit unsere abgeschlagenen Köpfe wenigstens gut aussehen.«
    Als der Oberste Schreiber sie anblickte, sahen sie voller Verwunderung, dass sein Gesicht von tödlicher Blässe war.
    »Was ist los, Hesirâ? Was hast du?«
    »Ich fürchte mich zu Tode, Freunde«, sagte der Schreiber heiser und griff wieder nach dem Becher. »Ich ahne Unheil, aber ich weiß nicht, warum. Einige von uns werden heute Abend nicht mehr leben.«
    Das Ergebnis mehrerer weiterer Becher voll kalten Bieres und keineswegs herzlicher Wortwechsel war, dass Ranofer und Menketre die lang geschäfteten Zeremonienwaffen, Zeichen ihrer Würde, in die breiten Gürtel schoben und sich aufmachten, Chnemu Chufu gebührend zu begrüßen.
    Vom Ufer des Nils schob sich die feierliche Prozession heran. Die Sänfte des Pharaos schwankte leicht hinter der Abteilung der sehnigen Soldaten. Die halb nackten Priester folgten. Dann der Hofstaat. Die Reihen der Arbeiter wichen auseinander, die Männer warfen sich zu Boden. Etwa fünfundzwanzig Priester sangen eine Liturgie, die kaum jemand verstand.
    Die Karawane bewegte sich auf den winzigen weißen Tempel zu, in dem die schimmernde Sensation aufgestellt war und jetzt wieder im Licht der Morgensonne aufleuchtete.
    Die Sänfte wurde abgesetzt. Der Pharao stieg aus dem Sitz und holte das Auge der Götter von dem schlichten Sockel herunter, während der Lärm zu ohrenbetäubendem Jubel anschwoll.
    Chufu hielt das Geschenk der

Weitere Kostenlose Bücher