Silberband 104 - Raumschiff des Mächtigen
nichts zu trinken gibt.«
»Was für eine Welt wäre das?«
»Eine Welt ohne Menschen – ganz aus Metall gebaut. So wie die Welt, die ich jenseits von Westend gesehen habe.«
»Wenn wir jeden unserer Schritte genau planen …« Tarmair unterbrach sich mitten im Satz und deutete in Richtung des Spaltes. »Sie kommen!«, sagte er.
Ein Gleiter des Typs, den auch Tarmair und Cainstor benützten, senkte sich aus dem Spalt herab, bis er beinahe die Oberfläche des Sees berührte. Das Fahrzeug schwebte eine Zeit lang bewegungslos, dann glitt es auf das Ufer zu und drohte aus dem Blickfeld der beiden verborgenen Beobachter zu verschwinden.
Tarmair robbte aus dem Versteck bis fast ans Ufer. Unter einem Busch verborgen sah er, dass der Gleiter etwa dreihundert Meter entfernt landete. Nabalik stieg aus. Das Fahrzeug setzte sich wieder in Bewegung, überflog den See und ging am jenseitigen Ufer nieder. Tarmair glaubte, den Asogenen aus der Schüssel klettern zu sehen. Aber ganz sicher war er seiner Sache nicht, die Entfernung war zu groß.
Er wandte seine Aufmerksamkeit Nabalik zu. Die Frau kam am Ufer entlang auf das Versteck zu. Offenbar suchte sie nach Spuren, denn manchmal drang sie in den Wald ein und blieb minutenlang verschwunden.
Tarmair kehrte zu Cainstor zurück. »Sie kommt«, raunte er. »Sie und Raylto suchen nach Spuren. Nabalik wird unsere beiden Fahrzeuge finden!«
»Gut«, sagte Cainstor. »Das ist die Gelegenheit, auf die ich gewartet habe.«
Eine Viertelstunde verging. Dann knackten Zweige unter dem Fuß eines Menschen. Blätter raschelten. Tarmair und Cainstor verständigten sich mit Gesten und verbargen sich am Rand der Lichtung.
Kurz darauf kam Nabalik aus dem Dickicht. Sie stieß einen halblauten erstaunten Ruf aus, als sie die beiden Fahrzeuge erblickte. Sie war auf der Suche nach Cainstors Spur gewesen; zwei Gleiter zu finden musste sie verblüffen.
Tarmair erhob sich und ging auf sie zu. Cainstor kam vom gegenüberliegenden Rand der Lichtung her. Nabalik war so in den Anblick der Gleiter vertieft, dass sie die Männer erst bemerkte, als sie bis auf wenige Schritte herangekommen waren.
Ihr Blick wanderte von einem zum andern und fixierte schließlich Tarmair. »Du …?«, stieß sie hervor.
Tarmair fand, dass sie schlecht aussah. Ihre Wangen waren eingefallen, die dunklen Augen unnatürlich groß.
»Der dort will mit dir sprechen!«, sagte er und zeigte auf Cainstor.
Mechanisch wandte die junge Frau sich um.
»Man sagt, du hast Prentach umgebracht!«, rief der Alte mit schwerer Stimme.
»Das war nicht ich!« Nabalik schrie beinahe auf.
»Wer sonst?«
»Der Asogene.«
»Raylto?«
»Er hat eine tödliche Waffe! Er machte mir klar, dass ich zu Prentachs Haus zu gehen und etwas gegen ihn zu unternehmen hätte. Ich ging, und als ich mit Prentach debattierte, brachte Raylto einen Stab zum Vorschein, aus dem Feuer sprüht. Er richtete die Waffe auf Prentach, im nächsten Augenblick war der Alte tot.«
Nabalik wirkte gequält. Die Erinnerung bereitete ihr Schmerzen, das konnte jeder sehen.
»Gab der Asogene für seine Handlungsweise einen Grund an?«, fragte Cainstor.
Nabalik machte die Geste der Bejahung. »Er sagte, er handele im Auftrag des LARD. Ich war von Sinnen, als ich sah, dass Prentach tot war. Ich beschimpfte Raylto und befahl ihm zu verschwinden, doch er rührte sich nicht von der Stelle. Er erklärte mir, dass die Asogenen die unmittelbaren Diener des LARD sind, während die Spötter nur eine mittelbare Funktion ausüben. Jeder Spötter hat deshalb einen Asogenen als Begleiter, damit das LARD ihn besser überwachen kann.«
Cainstor lächelte matt. »Das war mir klar. Für dich muss es wie ein Schock gekommen sein. Gehst du diesem Beruf mit Freude nach?«
Nabaliks Gesicht war grau. Das Reden fiel ihr schwer. »Ich bin ein Spötter, weil Raylto gedroht hat, mich ebenso zu töten, wenn ich dem LARD den Dienst versage.«
»Du bist hier, um nach mir zu suchen?«
»Aber ich bin nicht allein. Raylto sucht das gegenüberliegende Ufer ab.«
»Wirst du ihm sagen, dass du uns gefunden hast?«
Nabalik zögerte.
»Das LARD ist ein Ungeheuer!«, drängte Cainstor. »Es verbreitet Lehren, die nur Lügen sind. Tarmair und ich suchen nach der Wahrheit. Wirst du uns verraten?«
Nabaliks Blick wanderte zu Tarmair. »Du also auch?« Sie lächelte schmerzlich.
»Das LARD ist nicht mehr mein Herr«, antwortete Tarmair ernst. »Das LARD tötet um der Reinheit seiner Lehre willen. Das
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