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Silberband 106 - Laire

Silberband 106 - Laire

Titel: Silberband 106 - Laire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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wiederholte er sich in kürzer werdenden Abständen. Die Laute kamen näher. Margor hatte das Gefühl, dass sie von einem vernunftbegabten Wesen ausgestoßen wurden. So hätte auch ein Mensch in höchster Not schreien können.
    Er nahm den Strahler in Anschlag, und als er links von sich eine Bewegung registrierte, richtete er die Waffe in diese Richtung. Viel zu langsam, wie er meinte, denn der Ann gehorchte ihm noch nicht recht.
    Ein Mensch durchbrach die Hecke, eine hochschwangere Frau. Sie trug eine neutrale, vorn aufgeschlitzte Kombination, und sie schrie im Schmerz der Wehen. Margors Anwesenheit schien sie gar nicht wahrzunehmen. Er kauerte da wie erstarrt.
    Auf einmal glaubte Margor, seine eigene Geburt zu erleben. Ihm war, als sehe er Virna Marloy vor sich, seine Mutter, die sich in die Obhut der Zwotter begab. Blinizzer, der treue Diener seines vincranischen Vaters Harzel-Kold, stimmte die Schmerzensarie an, und die Schreie der Mutter vermischten sich mit seinem klagenden Gesang. Schließlich senkte sich Finsternis über die Szene. Die Schreie verstummten. Stille. Entspannung.
    Ein Zittern durchlief Margors Körper; er musste erst wieder von Zwottertracht in die Wirklichkeit zurückfinden. Da war die Hecke. Dort die Mutter. Nicht ermattet und entkräftet, wie es zu erwarten gewesen wäre, sondern springlebendig wie ihr Neugeborenes. Sie hatte ihm die Nabelschnur durchgebissen und säugte es. Neid stieg in Margor auf, er war eifersüchtig auf das Kind, das auf diese Weise die erste Liebesbezeigung seiner Mutter empfing. Er dagegen war damals von den psionischen Sendungen der präzwotterischen Psychode aufgeladen worden …
    Er unterdrückte seine Gefühle und schalt sich wegen dieses Rückfalls in die embryonale Phase. Er hatte keine Mutterliebe gebraucht, denn er hatte sich schon vor der Geburt aus Virna Marloys Körper alles geholt, was sie zu geben imstande gewesen war. Er hatte alles genommen und für sie nichts zurückgelassen. Danach war Virna Marloy ausgehöhlt gewesen, leer und ausgebrannt.
    Das lag schon fünfundneunzig Jahre zurück, und heute war eine andere Zeit.
    Was für eine seltsame Situation. Boyt Margor saß nur wenige Schritte von der Mutter entfernt, und doch schien sie seine Gegenwart noch nicht bemerkt zu haben. Als sich der Säugling von ihrer Brust löste, sank sie erschöpft zurück. Das erst wenige Minuten alte Kind rutschte ins Gras, überschlug sich, strampelte ein wenig mit Armen und Beinen – und rappelte sich auf.
    Das Kind erhob sich. Es machte zwei oder drei tollpatschige Schritte und wankte, verlor jedoch nicht das Gleichgewicht.
    Margor konnte es nicht fassen. Als das Baby sich in seine Richtung wandte, sah es ihn aus großen Augen an. Der Blick war wild, eine ungezügelte Leidenschaft schlug dem Gäa-Mutanten entgegen.
    In dem Moment schrie das Kind und stürzte in seine Richtung. Margor zuckte unwillkürlich zurück, als das Balg, wie von einem unstillbaren Drang vorangetrieben, in seine Richtung stolperte. Er hob reflexartig den Strahler und wusste doch, dass er es nicht über sich gebracht hätte, abzudrücken. Im ersten Erschrecken hatte er tatsächlich befürchtet, von dem Neugeborenen könnte ihm Gefahr drohen. Von dem Kind ging eine so starke Aggression aus, dass er regelrecht entsetzt war. Wenn es nach dem Wollen dieses Balgs gegangen wäre, hätte es ihn vermutlich zerfleischt.
    Eine Armlänge vor ihm stolperte das Kleine und kreischte zornig. Ein Zwotter hätte dieses angeborene Ungestüm, diese Wildheit und Aggressivität vermutlich in tempestoso besungen. Deshalb benannte Boyt Margor das Kind nach dieser musischen Bezeichnung: Jota-Tempesto!
    Das Geschrei hatte die Mutter aufgeschreckt. Sie erhob sich, und jetzt entdeckte sie Margor. Ihr eben noch entspannt wirkendes Gesicht wurde zur wutverzerrten Fratze. Ihre Augen sprühten vor ungezügelter Mordlust.
    Margor erkannte, dass es nun wirklich gefährlich wurde.
    Er hatte keine andere Wahl, als seine aufgestauten Psi-Energien freizugeben. Durch das in seinem Geist entstehende Vakuum sah er die Frau unter den unsichtbaren Kräften erschauern. Sie schrumpfte vor seinen Augen. Der explosiv einsetzende Zerfall ihrer Zellkerne ließ ihre Haut austrocknen und runzlig werden. Noch bevor der Schrumpfungsprozess abgeschlossen war, sank sie rücklings ins Gestrüpp.
    Von allen Seiten ertönten Rufe. Das Schreien des Neugeborenen hatte andere Stammesangehörige erreicht. Margor bedauerte schon, das Kind nicht sofort

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