Silberband 106 - Laire
zu machen«, sagte er.
Venres blickte Wimbey fragend an. Es schien, als sei er nicht mehr in der Lage, der nervlichen Belastung standzuhalten.
»Wir alle sind erschüttert«, erklärte der Flottenkryn. »Plondfair und Demeter haben uns in eine unmögliche Situation gebracht. Wir wissen, dass ein Chaos unvermeidlich ist, falls das Raumschiff nicht explodiert.«
»Das weiß ich alles«, sagte Venres ungeduldig. »Komm zur Sache.«
»Ich bin empört darüber, dass es den Ketzern gelungen ist, Zweifel in unsere Herzen zu tragen«, fuhr Wimbey fort. »Diese Zweifel werden noch größer werden, wenn das Alles-Rad aus Zorn über unsere Zweifel das Raumschiff in die Verbotene Zone eindringen lässt.«
»Du meinst, das Alles-Rad lässt das Raumschiff unbehelligt, um uns für unsere Haltung zu strafen?«, fragte Kaptetar. Seine Stimme wurde schrill vor Erregung.
»Genau das wollte ich damit sagen«, bestätigte Wimbey. »Unsere Zweifel sind eine Beleidigung für das Alles-Rad.«
»Du könntest recht haben«, erwiderte Venres. »Aber ich weiß nicht, was du willst. Komm endlich zu deinem Vorschlag.«
»Du kennst mich genau, obwohl ich erst seit wenigen Tagen die Ehre habe, in deiner Nähe zu weilen«, versetzte Wimbey. »Ich habe in der Tat einen Vorschlag zu machen. Wir sollten den Knopf jetzt schon drücken.«
Kaptetar deutete auf das Ortungsbild. »Überall in Algstogermaht wird dieses Bild empfangen. Alle Wynger sehen, dass das Raumschiff die Verbotene Zone noch nicht erreicht hat.«
»In zwei Minuten wird es dort sein. Wir zerstören das Schiff Bruchteile von Sekunden, bevor es in die Verbotene Zone eindringt. Niemand wird bemerken, dass wir das Alles-Rad davor bewahrt haben, uns beweisen zu müssen, dass es noch existiert, weil sich grafisch gar nicht genau darstellen lässt, wo der tödliche Bereich der Verbotenen Zone beginnt.«
Venres nickte. »Wimbey hat recht. Wir befreien uns von den Zweifeln, und gleichzeitig verhindern wir, dass das Alles-Rad uns zürnt. Die Explosion beweist den Gläubigen die Existenz des Alles-Rads, ganz gleich, wo sie erfolgt.«
Er atmete durch und presste die Rechte gegen die Brust. »Zerstöre das Raumschiff!«, befahl er.
Wimbey klappte die Abdeckung zurück und berührte den Sensor.
»Drehen Sie sich mal um, Galto«, bat die Radiologin.
»Wenn Sie mir unbedingt in die Augen sehen wollen, dann könnten Sie das freundlicher ausdrücken«, erwiderte Quohlfahrt. Unverwandt beobachtete er Insekten-Sue, die das Herz der Jungkönigin massierte.
»Hier ist niemand, der Ihnen in die Augen sehen möchte!«, rief eine markante Stimme. »Viel lieber würde ich Ihnen ins Hinterteil treten.«
Quohlfahrt fuhr herum. »Gavro Yaal! Was für eine Überraschung.« Er schluckte für einen Moment und fuhr dann gelassen fort: »Statt Drohungen auszustoßen, helfen Sie uns lieber, Dorania zu retten. Sie stirbt, wenn wir sie nicht sofort in die TUNDRA bringen.«
Hinter Yaal kamen weitere Männer und Frauen der Expedition. Quohlfahrt unterrichtete sie knapp über den Zustand der Ansken-Königin. Natürlich war ihm klar, dass er gegen alle Bordregeln verstoßen und sich eine Strafe eingehandelt hatte. Unter Umständen bedeutete das seinen Ausschluss von künftigen Expeditionen. »Konzentrieren wir uns auf Dorania und das Problem, auf das wir hier gestoßen sind«, schlug er schließlich vor.
»So einfach kommen Sie mir nicht davon«, sagte Yaal.
»Dorania wäre schon tot, wenn ich nicht eigenmächtig gehandelt hätte.«
»Das steht keineswegs fest.«
»Aber es entspricht den Tatsachen«, wandte Anja Veronese ein. »Jeder Kosmobiologe wird das bestätigen. Nur weil wir rechtzeitig hier waren und weil Insekten-Sue die Massage vornehmen konnte, hat Dorania noch eine Chance. Sie war schon so gut wie tot, als wir sie fanden.«
»Trotzdem wurden meine Anweisungen missachtet.«
»Ja, natürlich«, gestand der Robotologe. »Aber wir hatten Erfolg, und das zählt letztlich. Und jetzt ist vor allem wichtig, dass wir herausfinden, weshalb Dorania an diesen Ort gekommen ist.«
»Gut.« Der Expeditionsleiter gab sich einen Ruck. »Wir sehen uns ausführlich um. Über alles andere reden wir später.«
»Haben Sie die Fabrikationsanlagen gesehen?«, fragte Quohlfahrt.
»Allerdings«, antwortete Yaal. »Alles ist uralt. Mir ist aufgefallen, dass die produzierten Roboter humanoide Gestalt haben. Das ist immerhin überraschend, weil die vorherrschende Intelligenz den Insekten zuzurechnen ist.«
Quohlfahrt
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