Silberband 107 - Murcons Vermächtnis
Gastwirt andichtet.«
Der Einwand verfing nicht.
»Wir fordern dich auf, mit uns zu kommen! Du bist eingeladen, Gast unserer Gewerkschaft zu sein.«
»Danke, aber daran liegt mir nichts«, antwortete der Quellmeister.
Der junge Zaphoore reagierte zornig. Er brachte einen stabförmigen Gegenstand zum Vorschein, den Pankha-Skrin für eine Waffe hielt.
»Du wirst die Einladung annehmen, oder du verlässt diesen Ort nicht lebend!«
Der Quellmeister erhob sich schwerfällig. »Unter diesen Umständen bleibt mir wohl keine Wahl.«
»So hörst du dich schon besser an!« Der Zaphoore lachte gehässig. »Merke dir eines: Der Tolle Vollei bekommt immer, was er verlangt!«
»Ist das dein Name?«, fragte Pankha-Skrin.
»Das ist mein Name!«, bestätigte der Zaphoore stolz. »Man kennt ihn überall im Gasthaus!«
»Warum nennst du dich so? Bist du wirklich toll?«
Auf diese Frage blieb Vollei die Antwort zunächst schuldig.
Der Tolle Vollei wollte sofort den Rückweg antreten. Narney dagegen hielt das nicht für die richtige Methode, und da sein Wort unter den Freidenkern Gewicht hatte, hörte man ihn an.
»Ihr mögt glauben, dass ihr von niemandem beobachtet worden seid«, sagte er. »Aber wie oft seid ihr einer überlegenen Gruppe ausgewichen und habt euch versteckt, bis die Gefahr vorüber war? Kann sich vor euch nicht ebenso gut jemand versteckt haben? Wie sicher könnt ihr sein, dass niemand euch gesehen hat?«
Die Antwort war an den verlegenen Gesichtern abzulesen.
»Also müssen wir Späher vorausschicken«, folgerte Narney. »Diese Aufgabe übernehme ich, wenn ihr nichts dagegen habt. Vollei, gib mir drei oder vier hübsche Frauen mit, die ich als Verbindungsleute einsetze. Du gehst erst weiter, sobald du von einem meiner Boten hörst.«
Pankha-Skrin hatte die kurze Unterhaltung mitgehört. Etwas an Narney kam ihm vertraut vor. Es war, als sei er diesem Mann schon begegnet. Aber sosehr er sich auch anstrengte, er konnte sich an Zeit und Ort der Begegnung nicht erinnern.
Nach etwa zwanzig Minuten kehrte eine der vier Frauen zurück.
»Alles ist ruhig bis zur nächsten großen Gangkreuzung«, wandte sie sich an Vollei. »Du sollst den Gastwirt bis dorthin bringen.«
Der Trupp brach sofort auf. Vier Freidenker nahmen Pankha-Skrin in ihre Mitte. Sie schlugen ein Tempo ein, das der Quellmeister nur schwer mithalten konnte. Vollei hielt es nicht für unter seiner Würde, dem Loower mitunter einen harten Stoß zu versetzen, wenn dieser vor Anstrengung langsamer wurde.
Bald wurde im Gang eine Gestalt sichtbar. Narney winkte aufgeregt.
»Boronzot ist mit einer ganzen Armee unterwegs!«, rief er. »Wir laufen ihm in die Arme, wenn wir nicht vorsichtig sind. Am besten, wir teilen uns. Ein kleiner Trupp bringt den Gastwirt auf sicheren Wegen zurück zur Gewerkschaft. Die anderen leisten Boronzot Widerstand, bis der Gastwirt in Sicherheit ist.«
»Gute Idee!«, lobte Vollei. »Wer soll die kleinere Gruppe führen?«
»Ich«, bot sich Narney an.
»Warum ausgerechnet du?«
»Willst du es übernehmen?«, höhnte Narney. »Bist du nicht der Anführer? Es ist deine Aufgabe, für die Sicherheit des Gefangenen zu sorgen. Du tust dies, indem du Boronzot den Weg verlegst. Oder möchtest du andere für dich kämpfen lassen?«
»Nein«, antwortete Vollei mürrisch.
»Also dann!«, rief Narney. »Ich brauche drei Begleiter, dazu den Gefangenen. Wir trennen uns an der nächsten Abzweigung. Der Haupttrupp hält sich links.«
»Wo sind überhaupt deine übrigen Späher?«
»Sie warten auf dich, Vollei. Sie beobachten Boronzots Bewegungen und werden dir alle Informationen zukommen lassen. Jetzt aber schnell weiter!«
An der nächsten Gabelung des Weges entfernte sich Narney der Wüstling mit dem Gefangenen und seinen Begleitern vom Haupttrupp. Die kleine Gruppe drang durch finstere Gänge vor und erreichte schließlich einen erleuchteten Platz.
»Zwei von euch sichern voraus!«, befahl Narney. »Wir Übrigen warten hier, bis wir von euch hören. Geht bis zur nächsten großen Höhle. Wenn ihr bis dahin nichts von Boronzots Leuten bemerkt habt, sind wir sicher.«
Zwei Freidenker machten sich auf den Weg. Narneys dritter Begleiter blieb zurück. Er sah den beiden anderen nach, wie sie in der Dunkelheit eines der Gänge verschwanden.
In diesem Augenblick sagte Narney: »Der eine macht mir wenig Sorge.«
Er trat von hinten auf den Freidenker zu und legte ihm den rechten Arm um den Hals. Der Mann fuchtelte erschreckt mit
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