Silberband 109 - Das Loch im Universum
Antigravplattform war weitergeflogen. Sie prallte einige hundert Meter entfernt gegen eine der Stahlinseln und explodierte. Eine Stichflamme schoss weithin sichtbar in die Höhe und verbreitete grell flackerndes Licht.
Pankha-Skrin schwebte in höchster Gefahr. Irgendwo in der Nähe lauerte Laire, der noch seine vollständige Ausrüstung besaß, während er selbst nur mehr den Translator hatte. Wenn er die nächsten Stunden überstehen wollte, musste er sich auf eine der Inseln retten.
Etwa hundert Meter von ihm entfernt begann eine Brücke. Sie führte zu einem turmartigen Bauwerk, und von diesem aus verliefen vier Stege zu künstlichen Inseln.
Pankha-Skrin eilte zu der Brücke. Sie war schmal, und er konnte die Geländer zu beiden Seiten greifen. Er lief bis zum Turm. Vor einer Stahltür musste er stehen bleiben.
Das Quellhäuschen pulsierte heftig. Pankha-Skrin blickte zum Land zurück.
Laire erschien soeben auf einem Felshügel. Die dunkle Gestalt wirkte wie ein Schatten und schien alles Licht zu absorbieren.
Pankha-Skrin drückte sich gegen die Stahltür und schlug mit den Tentakeln dagegen. Die Schläge hallten dumpf durch den Turm, doch niemand schien sie zu hören.
Laire hatte sich in Bewegung gesetzt. Er kam langsam näher, aber schließlich lief er schneller, als fürchtete er, sein Opfer könne ihm entkommen.
Verna Theran fühlte, wie sich ihr Puls beschleunigte, als sie Pankha-Skrin plötzlich aus der Ortung verlor. Noch während sie prüfte, weshalb der Ortungskontakt zu dem Loower nicht mehr bestand, verschwand auch Laire aus der Erfassung.
Ein roter Strich erschien in der Infrarotortung. Verna zuckte zusammen. Laire hatte auf Pankha-Skrin geschossen.
Sie zog den Shift bis fast fünfhundert Meter hoch. Jetzt zeichnete sich der Laire-Reflex wieder ab und unmittelbar darauf auch der des Loowers. Verna verfolgte, dass der Quellmeister mit seiner Antigravplatte zu den Stahlinseln flog und dass sein Fluggerät dort explodierte.
Obwohl sie nicht wusste, ob der Quellmeister den Anschlag überlebt hatte, wurde sie wieder ruhiger. Wegen der zuletzt mäßigen Geschwindigkeit der Antigravplatte ging sie davon aus, dass Pankha-Skrin abgesprungen war. Sie wollte den Quellmeister mit der Infrarotortung suchen, da drehte der Shift ohne ihr Zutun nach Norden ab und beschleunigte. In den ersten Sekunden war Verna zu überrascht, um überhaupt folgerichtig reagieren zu können. Aber als sie dann in die Steuerung eingriff, erzielte sie keine Wirkung. Der Shift hielt unverändert die Höhe und beschleunigte bis zur Höchstgeschwindigkeit. Vergeblich versuchte Verna, den Antrieb auszuschalten.
Sie hatte Laire und Pankha-Skrin unterschätzt. Wahrscheinlich hatten beide geahnt, dass sie auf Terzowhiele bleiben würde. Einer von ihnen hatte den Shift manipuliert.
Sie musste abwarten, bis der Shift selbsttätig landete. Danach konnte sie versuchen, die positronischen Schaltelemente durch Ersatzeinschübe auszutauschen. Während des Fluges wollte sie diesen Eingriff nicht riskieren.
Etwa eine Stunde verstrich, dann sank der Flugpanzer langsam tiefer. Erst ab einer Höhe von hundert Metern sah Verna im fahlen Mondschein unter sich eine hügelige Landschaft mit spärlicher Vegetation. Im Norden erstreckte sich eine Wasserfläche bis zum Horizont, im Westen ragten Felsnadeln gut dreihundert Meter hoch auf. Im Osten wirkte das Land flach und wüstenartig.
Der Flugpanzer setzte sanft auf, die Triebwerke verstummten.
Verna begann sofort mit der Arbeit an der Steuerpositronik. Sie machte die verblüffende Entdeckung, dass die Mikroprozessoren verändert worden waren, und sie untersuchte die Manipulationen unter einem Positronenmikroskop. Dabei wurde ihr deutlich, dass nur Laire das getan haben konnte.
Als Verna die Reparatur beendete, war etwa eine Stunde verstrichen. Es war so dunkel geworden, dass sie außerhalb des Shifts nichts mehr erkennen konnte. Sie stutzte. Innerhalb einer Stunde sollte der Mond untergegangen sein?
Sie schaltete die Scheinwerfer an und zuckte überrascht zusammen. Die Umgebung des Shifts hatte sich völlig verändert. Der Flugpanzer stand inmitten eines Waldes. Schlanke Bäume, die sie an Palmen erinnerten, wuchsen rundum. Fingerdicke Äste hatten sich über die Maschine gelegt.
Einige Zweige drückten gegen die Panzerplastkuppel. Sie formten eine menschliche Gestalt.
Verna glaubte, sich versehen zu haben. Sie wischte sich über die Augen und blickte erneut hin. Sie hatte sich nicht
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