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Silberband 109 - Das Loch im Universum

Silberband 109 - Das Loch im Universum

Titel: Silberband 109 - Das Loch im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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die ihn speiste und dafür sorgte, dass er stabil blieb. Außerdem besaß er ein verzweigtes System von Seitenarmen, in denen er sich verlor. Bisher war der Strömer niemals dorthin gelangt, trotzdem wusste er genau, dass dieses Netzwerk existierte.
    Der Strömer hätte gern gewusst, wie alles begonnen hatte, aber das war eine Frage, die keiner beantworten konnte. Der Strom war in dieser Hinsicht nicht klüger als er. Der Strom lag in irgendetwas eingebettet, was dem Verständnis verschlossen blieb. Der Strömer hatte sich noch niemals dorthin begeben, denn erstens fiel es ihm schwer, sich quer zum Strom oder gar gegen ihn zu bewegen, und zweitens sagte ihm ein sicheres Gefühl, dass es gefährlich war, sich in die Randgebiete zu wagen. Dort waren seiner Art der Existenz Grenzen gesetzt, und es war durchaus möglich, dass er einfach erlosch, wenn er seine gewohnte Umgebung verließ. Der Strömer fragte sich oft, ob er der Einzige war, der in dieser Form zum Strom gehörte. Vielleicht gab es andere, die genauso waren wie er. Bisher hatte er jedoch keinen Beweis dafür erhalten.
    »Bin ich allein?«, fragte er den Strom immer und immer wieder.
    »Nein«, erwiderte der Strom.
    »Und wo sind die anderen?«
    »Die anderen? Wie ist das zu verstehen? Ich bin der Strom. Du gehörst zu mir.«
    Tatsächlich, gestand sich der Strömer ein, war er nichts Eigenständiges. Sobald die Quelle, der der Strom entsprang, einmal versiegen würde, gab es für den Strömer keine Existenzmöglichkeit mehr.
    Der Zustand, in dem er sich befand, würde bis in alle Ewigkeit anhalten, solange er sich nicht gegen den Strom bewegte oder sich in die Randgebiete vorwagte. So gesehen bedeutete seine Existenz eine Sinnlosigkeit, aber der Strömer war nicht geschaffen, sich darüber Gedanken zu machen. Ab und zu träumte er davon, bis zur Quelle gegen den Strom zu schwimmen und das Gebiet zu erkunden, in dem der Strom entsprang. Von den Randbereichen, die er noch niemals gesehen hatte, drangen oft seltsame Empfindungen in sein Wahrnehmungszentrum. Der Strömer wusste, dass er sich im Zuge des Energieaustauschs mit dem Strom ständig erneuerte, aber da seine Grundform stets die gleiche blieb, behielt er seine Identität. Er hatte sich schon so oft aufgelöst und wieder zusammengesetzt, dass er getrost davon ausgehen konnte, dass bestimmte Teilchen schon mehrere tausendmal in ihm gebündelt worden waren. Das verführte ihn oft zu der Annahme, er selbst könnte der Strom sein. Demnach wären alle Zwiegespräche im Grunde genommen nichts weiter als Monologe gewesen.
    So gleichmäßig, wie der Strom dahinglitt, konnte er annehmen, dass die Quelle ebenfalls eine Konstante war. Anders musste es sich mit den Seitenarmen verhalten, in die recht unregelmäßig Energie abgegeben wurde. Einige dieser Phasen wiederholten sich und schienen einem bestimmten, wenngleich unerklärbaren Rhythmus zu unterliegen, andere präsentierten sich dem Strömer als willkürliche Erscheinungen. Niemals jedoch musste der Strom so viel von seiner Kapazität in die Nebenarme abgeben, dass sein Kreislauf davon berührt worden wäre.
    Neben der Quelle und den Randgebieten stellte das Netzwerk von Verästelungen das größte Phänomen des Stroms dar. Der Strömer überlegte oft, ob es sich dabei um eine Art Wunde handelte, die dem Strom beigebracht worden war. Diese Theorie unterstellte jedoch, dass es außerhalb des Stroms »etwas« gab.
    Der Anlass, dass der Strömer sich schließlich entschloss, zu den Seitenarmen vorzudringen, war vergleichsweise geringfügig, aber man muss bedenken, dass der Strömer in einer Umgebung existierte, in der niemals Veränderungen auftraten und in der niemals etwas Ungewöhnliches geschah.
    Dieser Anlass war ein kurzer Ruck, der den Kreislauf des Stroms beeinflusste. Es war, als ströme ein Schwall zusätzlicher Energie aus der Quelle, treibe den Strom an und überflute ihn mit Hitze. Doch der Strom nivellierte sich augenblicklich.
    Dieses kaum wahrnehmbare Signal schreckte den Strömer aus seinem betulichen Dasein auf, es war für ihn das erste Anzeichen einer sich abzeichnenden Veränderung. Er, der immer in dem Glauben existiert hatte, dass sich niemals etwas verändern würde, sah sich plötzlich wieder mit Fragen konfrontiert, die er bislang erfolgreich aus seinem Bewusstsein verdrängt hatte.
    »Was ist geschehen?«, wandte er sich an den Strom.
    Der Strom reagierte unsicher und zurückhaltend. Er wusste nicht, was sich ereignet hatte.
    Der

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