Silberband 110 - Armada der Orbiter
kamen auf Loerde zu. Der Techniker wollte sich an dem Generatorblock entlang zurückziehen, stieß dabei aber an die herausragende Konsole des Steuerelements. Das Geräusch war in der Stille ringsum schwer zu überhören.
Im nächsten Moment sah er sich schon dem Paar gegenüber. Beide musterten ihn argwöhnisch, wie ihm schien.
»Lauschen Sie?«, fragte der Mann, ein sehr dünner Mensch mit haarlosem eiförmigen Kopf.
Loerde schüttelte den Kopf. »Ich nehme nur eine Überprüfung vor«, erklärte er und deutete auf das Steuerelement.
»Gehen wir, Milder!«, drängte die Frau. Sie war eine zierliche Technikerin mit großen dunklen Augen und schwarzem Haar, das sie im Nacken zu einem Knoten geschlungen hatte.
Als sie gegangen waren und Loerde das Öffnen und Schließen des Schotts gehört hatte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Erst vor einer Woche hatte er über die Bordunterhaltung die letzten von Terra eingetroffenen gesammelten Nachrichten verfolgt. Dabei hatten Meldungen über die Flibustier Priorität genossen; ihre Konterfeis waren mehrfach gezeigt worden.
Die beiden Techniker von eben erinnerten Loerde fatal an zwei der flüchtigen Verbrecher: Markon Treffner und Kayna Schatten. Es konnte gar nicht anders sein.
Ich muss das melden!, dachte er.
Aber dann kam ihm in den Sinn, dass er auch erklären musste, wo er die beiden Verbrecher gesehen hatte – in einer Sektion des Tenders, die keineswegs zu seinem Arbeitsbereich gehörte. Er konnte auch nicht riskieren, einen anderen Ort vorzuschieben, denn das mochte sich bei den obligatorischen Untersuchungen als falsch herausstellen.
Alles blieb besser so, wie es war. Sollten Treffner und Schatten ruhig ihr Unwesen auf der DINO IX treiben. Loerde führte seine Sabotageschaltung am Steuerelement des Generatorblocks zu Ende, dann verließ er die Sektion IV und ließ sich von den Gleitbändern zu den Unterkünften tragen.
Als er beim Durchqueren einer Verteilerhalle ein Geräusch hinter sich vernahm, fuhr er erschrocken herum. Für einen Moment hatte er gefürchtet, die beiden Flibustier hätten ihm hier aufgelauert, weil sie ahnten, dass er sie erkannt hatte. Aber da waren nur zwei Arbeitsroboter, die eine Antigravplattform mit Material begleiteten.
Loerde bemühte sich, sein Zittern zu unterdrücken. Er ahnte, dass er von nun an mit der Furcht vor den Piraten leben musste.
»Probelauf in zwei Minuten«, sagte der für die Schutzschirme des Tenders verantwortliche Ingenieur.
»Sind Sie sicher, dass nichts schiefgehen kann, Jarkin?«, erkundigte sich Berghurst.
Die beiden Männer standen vor dem Kontrollpult in der Zentrale der Kommandokugel. Ringsum herrschte die übliche hektische Betriebsamkeit. Viele Arbeitsstationen waren geöffnet. Spezialroboter arbeiteten an dem komplizierten Inneren.
Jarkin Durou nickte. »Absolut sicher«, erklärte er.
»Inspektionsschiff der LFT im Anflug, Chef!«, meldete ein Funker.
»Es soll in sicherer Entfernung stoppen!«, ordnete Berghurst an. »Sagen Sie dem Inspekteur, dass wir die HÜ-Schirme zur Probe aufbauen. Er kann sehen, wie hier gearbeitet wird.«
»Es ist gleich so weit.« Durou setzte sich an die Kontrollen. Seine Finger glitten über mehrere Sensoren. »HÜ-Schirme aktiviert, Chef!«, sagte er zufrieden.
Berghurst sah in der Außenbeobachtung, dass rings um die DINO IX ein sanftes Flimmern entstand und gleich darauf als grünlich strahlende Hülle Kommandokugel und Werftplattform überspannte.
Der Schirm hatte sich noch nicht vollständig stabilisiert, da zuckten plötzlich grelle Blitze auf. Eine Alarmsirene heulte auf, dann brach das Hochenergie-Überladungsfeld in sich zusammen.
»Explosion in FG-Sektion IV!«, meldete eine Lautsprecherstimme. »Druckabfall!«
Berghurst schnappte prompt nach Luft. »Sie machen nie halbe Sachen, Durou, nicht wahr!«, sagte er leise, aber mit vor Wut bebender Stimme. »Wenn Sie eine Panne verursachen, dann knallt es gleich richtig.«
Über Armbandfunk gab er seine Anweisungen an das Rettungsteam und die Reparaturtrupps. Dann wandte er sich wieder an Durou, der wie erschlagen vor den Kontrollen saß. »Sie sind Ihres Postens enthoben!«, sagte er bebend. »Melden Sie sich morgen früh beim Einsatzstab Außenkommando für Arbeiten, die weder eine Qualifikation noch Verantwortungsgefühl erfordern!«
Langsam erhob sich Jarkin Durou. Sein Gesicht war kalkweiß. »Ich weiß wirklich nicht, was ...«
»Noch schlimmer!«, fuhr Berghurst ihn an. »Falls bei
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