Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
davon.
Ottarsk hatte sich entgegen seinen Gewohnheiten an diesem Morgen nicht gemeldet. Sie ließen ihn in Ruhe, denn sie wollten ihn nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. Der Arzt litt auch so schon genug unter dem, was sich in seinem Haus abspielte.
Als sie in den Gleiter stiegen, stellten sie fest, dass ein Teil der Ausrüstung gestohlen worden war. Den Rest hatten die Diebe unbrauchbar gemacht.
»Geh in Deckung!«, befahl Tekener, und Jennifer zog sich hinter eine Brüstung zurück. Besorgt beobachtete sie, wie ihr Mann den Gleiter einer gründlichen Inspektion unterzog. Sie atmete auf, als Ronald ihr beruhigend zuwinkte.
»Ich habe ja schon gesagt, dass sie uns nicht ans Leben wollen«, murmelte er. »Jedenfalls nicht gleich. Jetzt müssen wir alles noch einmal besorgen und verlieren Zeit.«
»Ich werde wohl nie begreifen, wieso Menschen sich so benehmen«, sagte Jenny.
Sie gingen in das Geschäft, in dem sie schon beim ersten Mal eingekauft hatten. Hier konnten sie sich von den besten Jägern und Fährtensuchern Durgens beraten lassen. Als sie eintraten, war niemand zu sehen. Nur ein paar menschlich verkleidete Roboter standen herum, sie trafen aber keine Anstalten, sich der neuen Kunden anzunehmen.
»Ein überaus freundlicher Empfang«, stellte Tekener sarkastisch fest. »Wir suchen uns schon mal heraus, was wir brauchen.«
An der ersten Regalwand trat ein junger Mann auf sie zu.
»Nanu«, sagte Tekener überrascht. »Ich dachte schon, Sie machen heute einen Betriebsausflug.«
»Dieses Geschäft ist Arkoniden vorbehalten«, sagte der Mann arrogant. »Terraner werden nicht bedient.«
»Das macht nichts«, versicherte Tek freundlich. »Wir bedienen uns selbst, keine Sorge.«
»Wir können es unseren Kunden nicht zumuten, dass sie hier auf Terraner treffen«, protestierte der Arkonide.
Tekener lachte laut auf. »Es ist niemand außer uns da, junger Freund. Und falls Ihnen unser Anblick auf den Magen schlägt, dürfen Sie sich ruhig zurückziehen. Wir sind in wenigen Minuten fertig.«
Mit hochrotem Kopf verschwand der Mann hinter einer gepolsterten Tür.
»Nun aber schnell«, raunte Tekener. »Der kommt bestimmt mit dem Geschäftsführer zurück.«
Jennifer war bereits unterwegs und holte aus den Fächern, was sie und Tekener für den geplanten Ausflug brauchten. Sie trugen alles zum Kassenrobot, der glücklicherweise keine Optiksensoren besaß, sondern nur auf Kreditchips reagierte. Als sie die verpackten Waren in Empfang nahmen, kam der junge Mann zurück, einen schnaufenden, ungemein fettleibigen Arkoniden im Schlepptau. Der Dicke zeterte wie am Spieß.
»Das ist Diebstahl!«, schrie er. »Ich lasse Sie festnehmen. Bleiben Sie stehen!«
»Wir haben alles bezahlt«, sagte Tekener kalt. Er klemmte sich einen Teil der Pakete unter den Arm, und Jennifer lud sich den Rest auf. »Verschwinden Sie, ehe ich die Geduld mit Ihnen verliere!«
»Du wagst es, mir zu drohen?«, kreischte der Dicke. »Leute wie dich hat man früher an die Kette gelegt. Leg die Pakete weg, du Dieb, du Terraner ...«
Der junge Mann versuchte, sich den beiden in den Weg zu stellen. Tek schob ihn mühelos zur Seite. Wahrscheinlich deshalb kam er zu dem trügerischen Schluss, dass er bei der Frau mehr ausrichten könne. Er warf sich mit einem Sprung auf Jennifer, die auf beiden Armen Pakete vor sich hertrug. Sie wich spielerisch leicht zur Seite aus, und als der Arkonide an ihr vorbeitaumelte, versetzte sie ihm einen heftigen Tritt. Der Junge ging zu Boden und blieb wie betäubt liegen. Er hatte sich bestimmt nicht verletzt, sondern stand eher unter Schock.
Die beiden Terraner verließen das Geschäft, ohne noch auf den Dicken zu achten. Draußen standen einige Arkoniden ratlos herum.
»Sklavenpack!«, sagte einer, aber er sagte es nicht sehr laut. Tekener und seine Frau überhörten die Beschimpfung geflissentlich. Sie waren sich zu deutlich der Tatsache bewusst, dass sie auf einer Bombe saßen. Ein einziges Wort konnte alles hochgehen lassen. Dann würde es Verletzte geben und noch mehr Ärger.
Trotzdem allem nahmen sie sich die Zeit, die Waren sorgfältig zu verstauen. Ihre scheinbare Ruhe mochte den Ausschlag geben – niemand rührte sich, bis der Gleiter aufstieg. Von oben sahen sie, dass die Arkoniden davongingen.
»Was, zum Teufel, ist in diese Leute gefahren?«, fragte Jennifer ratlos. »Vor zwei Tagen waren sie noch ganz vernünftig!«
»Sie haben Angst«, erklärte Tekener gelassen. »Seit ungefähr
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