Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
ab. Eines der riesigen Keilschiffe erschien in der Wiedergabe. Eine hell erleuchtete Öffnung bildete sich im Schiffsrumpf. Das Boot glitt geradewegs darauf zu.
32.
Cern Jost jagte den Fluggleiter mit Höchstgeschwindigkeit über den scheinbar endlosen Urwald hinweg.
»Der Antrieb ist überlastet«, sagte seine Begleiterin. Sie war eine exotisch wirkende Frau mit blauschwarzer Haut, weißem Haar, Augen mit Schlitzpupillen, spitz zulaufenden Ohren und einem aufreizend weiblichen Körper. Der Liga-Kundschafter hatte sie bei seinem letzten Erkundungsflug kennengelernt und mit zur Erde genommen. Von Terra aus war er mit Vljegah nach Olymp geflogen, wo er einen Bungalow in der Wildnis gemietet hatte. Er hatte sozusagen vor der Eifersucht seiner Exfreundin kapituliert – und das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. Oder umgekehrt.
»Wir müssen in Trade City sein, bevor die Invasoren landen«, sagte Jost verhalten.
»Im Bungalow wären wir sicherer gewesen«, behauptete die Chaioanerin. »Vor allem hätten wir mehr Zeit füreinander gehabt.«
Der Kundschafter seufzte. Er hatte geglaubt, in Vljegah die ideale Gefährtin für ein neues amouröses Abenteuer zu haben. Doch die schöne Exotin hatte ihm rasch klargemacht, dass er faktisch ihr Eigentum geworden war. Sie hatte ihn so mit Beschlag belegt, dass er erst durch den Aufruf Fürst Dagorews erfahren hatte, was sich schon seit zwei Tagen im System von Boscyks Stern zusammenbraute.
Selbstverständlich hielt er es für seine Pflicht, sich umgehend bei Dagorew zu melden und seine Hilfe anzubieten – vor allem, da Anson Argyris offenbar nicht auf Olymp weilte.
»Ich bin Kundschafter der Liga Freier Terraner.« Er hob den Gleiter leicht an, um einen erloschenen Vulkankegel zu überfliegen. »Olymp gehört zur Liga. Folglich muss ich mich der Regierung zur Verfügung stellen.«
»Ein Mann allein kann nicht gegen eine riesige Flotte einschreiten, Cern«, widersprach Vljegah. »Du weißt, wie ohnmächtig die Zivilisationen unserer Galaxis gegen das Hetos der Sieben waren.«
»Warum willst du nicht verstehen, dass schon ein einzelner Mann die Schwachstellen eines Gegners herausfinden kann? Er braucht nur einschlägige Erfahrungen und einen wachen Verstand.«
Jost riss den Gleiter ziemlich hart aus dem Kurs. Nur noch wenige hundert Meter voraus fauchte eine mächtige Dampfsäule in den Himmel.
»Was ist das?«, schrie Vljegah.
»Ein Geysir. Wir überfliegen soeben einen Nebenarm des Trap-Ozeans, unter dem die Planetenkruste ziemlich heiß ist.«
»Oh!«, sagte Vljegah. »Ich dachte schon, ein Riesensaurier hätte nach dem Gleiter gespuckt.«
Jost grinste. »Riesensaurier gibt es da unten auch. Aber sie sind halb so schlimm wie die Schauergeschichten, die in Trade City erzählt werden. Immerhin haben wir die halbe Strecke schon hinter uns, wenn wir am Trap-Ozean sind.«
»Gibt es hier auch Flugsaurier?«, fragte Vljegah nach einer Weile.
Der Kundschafter blickte seine Gefährtin an, als zweifelte er an ihrem Verstand. Vljegah deutete stumm in die Höhe.
Als Jost durch das transparente Dach des Gleiters schaute, hatte er das Gefühl, sein Herzschlag setze aus. Denn fast genau über ihnen, wenn auch einige hundert Meter höher als der Gleiter, schwebte etwas, das der Liga-Kundschafter bisher nur auf einem Foto gesehen hatte – auf einem von Vljegah gemachten Foto.
Es handelte sich um ein keilförmiges Raumschiff, kaum sehr viel länger als hundert Meter. Wegen der abgeflachten Bugsektion ähnelte es einem Keil.
Cern holte tief Luft. »Ein olympischer Flugsaurier!«, sagte er sarkastisch.
Vljegah lachte hell. »Hereingefallen, mein Freund! Siehst du nicht, dass es genauso aussieht wie das Schiff, das ich vor längerer Zeit auf dem Raumhafen von Manua Levu fotografierte?«
»Oh, diese Frauen!«, entfuhr es Jost. Er zog den Gleiter in einen wilden Zickzackkurs, weil nämlich das Keilschiff tiefer sank.
»Schließ die Augen, Baby, ein Strahlschuss ist ziemlich grell!«
»Das findest du wohl witzig!«, schrie Vljegah. »Du musst bei einem guten Versteck landen!«
»Erst eines haben«, gab der Kundschafter zurück. Er merkte, dass er schweißgebadet war. Kein Wunder, denn wenn die Schiffsbesatzung wollte, konnte sie den Fluggleiter mühelos abschießen.
Aber da drehte das Keilschiff ab, beschleunigte und war wenige Minuten später hinter dem Horizont verschwunden.
»Puh!«, machte Jost.
Vljegah drängte sich an ihn und strich ihm eine Strähne
Weitere Kostenlose Bücher