Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
mit verzücktem Ausdruck im faltenreichen Gesicht. Er zerrte an Bodenbrettern und Kunststoffplatten. Trotz der großen Anstrengung zeigte er keine Anzeichen von Ermüdung oder Anstrengung. Schon riss er die erste Platte heraus.
»Ist sein Wahrnehmungsvermögen beeinträchtigt?«, fragte der Ertruser. »Ich meine, sieht er beispielsweise Sand, wo sich Felsen befinden?«
»Keine Sinnesfunktion wird ausgeschaltet oder verwirrt«, antwortete Tomas. »Er handelt in den Grenzen seines Rauschs völlig vernünftig.«
»Hör auf damit!«, befahl Corbeddu. »Erwürge dich selbst!«
Der Mann fasste sich an den Hals und fing an, mit tödlicher Konsequenz zuzudrücken. Der Ertruser machte eine beschwichtigende Bewegung, denn das Entsetzen der Zuschauer wurde greifbar.
»Schluss damit! Singe uns ein Lied, bis du wieder normal bist!«
Taddas holte tief Luft. Mit schmeichelndem Bariton stimmte er ein unbekanntes Lied an. Doch die Wirkung der winzigen Menge Munarquon ließ bereits nach.
»Macht das Zeug süchtig?«, fragte Pinky, der Gnom, in die Stille zwischen zwei Strophen.
Scrugg Tomas zuckte die Achseln. »Nicht mehr als jedes Gewürz.« Er lachte.
Es gab einiges, was er über Munarquon niemals preisgegeben hätte. Weil diese Informationen ihn schnell in ernste Schwierigkeiten bringen konnten. Die Wirkung der von Boyt Margor eingesetzten Psychode sollte der des Rauschgifts gleichen – eine Erfahrung, die noch nachzuprüfen war.
Taddas verstummte mit einem hellen Akkord. Er lächelte begeistert in die Runde.
»Das war herrlich. So gut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt«, stellte er fest.
»Überzeugt?« Tomas wandte sich an den Ertruser.
»Völlig«, bestätigte Corbeddu. »Aber ich kann höchstens einige Kilo von dem Zeug kaufen. Was verlangst du?«
Scrugg nannte einen exorbitant hohen Preis.
»Ich nehme zehn Kilo«, erklärte der Ertruser. »Hannar-Thrayn, der Springer dort rechts, will fünfzehn. Und ich bin sicher, dass in kurzer Zeit Interessenten auftauchen, die dir die Hauptmenge abnehmen.«
Vielleicht die Insassen jener Schiffe, die in die Provcon-Faust einfliegen, hoffte Tomas.
»Ich habe nur sehr wenig hier auf dem Planeten«, schränkte er ein.
»Wo sind die Pakete?«
»In der JUNKIE – dort, wo sie außer mir niemand findet. In Sicherheit nämlich.«
»Wann kannst du alles hier haben?«
»Überhaupt nicht. Die Übergabe erfolgt nur im Raum. Abgesehen von winzigen Mengen wie der eben ausgeteilten. Du würdest es an meiner Stelle nicht anders machen.«
»Kaum.«
Tomas hob beide Hände. »Morgen können wir über alle Modalitäten reden. Ich bin sehr daran interessiert, die tausend Kilo Munarquon möglichst schnell abzusetzen. Ihr kennt den Preis. Ich verkaufe am liebsten die gesamte Menge, aber auch eine Stückelung wäre möglich. Ein faires Angebot?«
»Ich denke, es ist fair«, bestätigte Corbeddu. »Du bist im Hotel zu erreichen?«
»Im Chorda dorsalis, bis morgen Vormittag. Nebenbei gesagt: Es wäre vergebliche Mühe, im Bordcomputer meines Beiboots nach dem Versteck der JUNKIE zu suchen. Ich bin nicht weniger Profi als ihr.«
»Du kannst sicher sein, von uns angesprochen zu werden«, murmelte Corbeddu.
Tomas zahlte seine Getränke. Der Wirt schlug eine beträchtliche Summe als Vermittlungshonorar auf.
Terra, Regierungssitz Imperium-Alpha
Der Erste Terraner Julian Tifflor versuchte, Beherrschtheit und Ruhe auszustrahlen. Allen Teilnehmern dieser Sitzung lagen die aktuellen Informationen vor.
»Wir wissen, dass Boyt Margor mit seiner neuen Waffe, den Psychoden, zur ernsthaften Bedrohung geworden ist«, sagte soeben der Geheimdienstchef. »Es liegen zuverlässige Informationen vor, dass Margor versucht, Krieger, Mitkämpfer oder auch willenlose Sklaven einzusammeln.«
»Das ist zutreffend«, bestätigte Tifflor. »Wir haben ausreichend Beweise dafür.«
»Raumschiffsbesatzungen rekrutieren Helfer. Die Angeworbenen werden zu Margors willenlosen Sklaven. Wir sind ziemlich sicher, dass Gäa und andere Welten in der Provcon-Faust als Margors Stützpunkte ausgebaut werden sollen.«
Tifflor schaute von seinen Unterlagen auf. Sein Blick überflog die Versammelten.
»Mittlerweile wurden Vorkehrungen getroffen, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Ich will allerdings nicht verhehlen, dass wir mit Margor noch tödliche Probleme und Zwischenfälle erleben werden. Bei der Gelegenheit stellt sich die Frage, wie weit die Einschleusung unserer Staragenten gelungen ist.«
Der
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