Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
Rudel Zwottern erscheinen. Wer wissen will, wie sie ausgerechnet nach Lakikrath gelangt sind, muss mit Boyt darüber reden. Eine geheime Aufgabe, mehr kann ich nicht sagen. Unterrichtet den Piloten des Transporters davon und verständigt den Raumhafen von Tekheron, dass wir in exotischer Begleitung kommen. Wir brauchen ein schnelles Raumschiff – vorzugsweise eine Space-Jet oder Korvette. Und vor allem: kein Aufsehen! Haltet die Tekheter mit ihrer abergläubischen Furcht vor den Zwottern fern. Boyt wird es euch danken.«
Der avisierte Transportgleiter schwebte keine zwei Minuten später heran.
»Wir brauchen den Piloten nicht«, raunte Tekener Murray Geloop zu. »Er soll aussteigen und hier auf eine Ersatzmaschine warten! Sag ihm, dass das eine Anweisung von Margor ist und dass er kein Wort darüber verlieren darf!«
Der Pilot reagierte nicht einmal verwundert.
»Ich überlasse meinen Platz gern einem anderen«, sagte er, als er den schweren Gleiter verließ. »Aus Richtung Tekheron nähert sich eine Gewitterfront.«
Das auch noch, dachte Tekener. Das Wetter auf Tekheter schlug oft blitzartig um. Strahlender Sonnenschein konnte innerhalb Minutenfrist von einem mörderischen Schneesturm vertrieben werden. Jeder Blizzard auf dem erdgroßen Mond von Arwalal II war wie ein Weltuntergang.
Tek schwang sich gemeinsam mit Jennifer in den Gleiter. Tezohr blieb mit seinem Psychod als Letzter draußen, er ließ sogar Geloop den Vortritt.
Tekener startete den Gleiter unter den kritischen Blicken der zurückbleibenden Paratender. Nach dem Start kam Jenny zu ihm nach vorn und setzte sich auf den Kopilotensitz.
»Ich hätte nicht geglaubt, dass es so einfach sein würde«, sagte sie. »Hoffentlich haben die anderen Paratender keinen Verdacht geschöpft.«
»Die Gewitterfront bereitet mir mehr Kopfzerbrechen«, bemerkte Tekener.
»Hast du wirklich keine anderen Sorgen?« Seine Frau sah ihn prüfend an.
»Solange wir Tezohr und sein Psychod haben, bin ich zuversichtlich. Wir werden auch in Tekheron alle Hürden nehmen. Sobald wir ein Raumschiff haben, sind wir für Margor unerreichbar. Dann schlagen wir zurück!«
»Du solltest dich nicht zu sehr auf Tezohr verlassen. Ich habe das Gefühl, als sei er manchmal nicht mehr so richtig da. Möglich, dass er sich zu sehr verausgabt hat.«
»Er wird sich wieder erholen.«
»Was ist, wenn er sich nicht regenerieren kann? Vergiss nicht, dass er kein Lebewesen im herkömmlichen Sinn ist. Er ist bloß ...«
»... ein Plasmasyntho, das ist mir klar«, vollendete Tekener den Satz. »Ganz davon zu schweigen, dass Zwotter generell mit anderen Maßstäben zu messen sind. Falls Tezohr wirklich vor einer Krise steht, erwarte ich wenigstens noch eine gute Tat von ihm. Bitte ihn, dass er Doomvar heilt.«
»Du brauchst nicht gleich so schwarzzusehen, Tek.«
»Als ich Tezohr zuletzt auf die Schulter klopfte, hatte ich das unbestimmte Gefühl, durch ihn hindurchzugreifen. Egal, ob das nur Einbildung war oder ein ernst zu nehmendes Symptom, ich will kein Risiko eingehen. Er soll sich Doomvars annehmen und ihn wiederherstellen.«
»Was hast du vor?«
»Als Tekheter beherrscht er die Fähigkeit des Paralauschens. Also tu mir den Gefallen, Jenny.«
Seine Frau verließ die Kanzel. Wenige Minuten später kam sie zurück.
»Das ist erledigt. Willst du mir nun verraten, was uns Doomvar als Lotse nützen kann?«
Tekener deutete mit dem Kopf in Flugrichtung. Der Gleiter hielt geradewegs auf eine tiefschwarze Wolkenwand zu. Grelle Blitze schienen den Himmel aufzureißen.
Augenblicke später war der Blizzard heran. Jennifer saß da schon wieder auf dem Platz des Kopiloten. Tek und sie waren ein eingespieltes Team. Als der Gleiter jäh absackte und sich schräg stellte, reagierte sie den Bruchteil eines Augenblicks schneller als ihr Mann. Das Aufheulen des Triebwerks verhallte im Toben des Sturms. Ohrenbetäubender Donner schien die Maschine durchzuschütteln, dann prasselte der Hagel heran. Die Sicht reichte bestenfalls noch wenige Meter weit.
So schnell, wie der Gleiter in die Tiefe gefallen war, so schnell wurde er von einem Sog wieder in die Höhe gerissen. Mehrmals kippte die Maschine seitlich weg. Aus dem Laderaum klangen die Schreie der Zwotter nach vorn.
Minutenlang war das Fahrzeug nicht viel mehr als ein Spielball der entfesselten Elemente. Unvermittelt war die Sonne wieder da, und die Gewitterfront fiel schnell zurück.
»Danke, Jenny«, sagte Tekener tonlos. »Ohne deine
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