Silberband 113 - Der Loower und das Auge
ihm eine Eistablette in den Mund, die seine Speicheldrüsen zu neuer Tätigkeit anregte. Er beugte sich zur Seite und spuckte den Sand aus.
»Haben wir Verluste?«, krächzte er.
»Keine«, antwortete die Frau.
»Wie sieht's überhaupt unten aus?«
Der Ilt erschien in seinem Blickfeld. »Ein Stück Decke ist als Ganzes herabgestürzt und hat sich verkeilt; die rückwärtige Hälfte der Höhle ist deshalb noch offen.«
»Besteht Aussicht, dass wir uns einen Weg bahnen können?«
»Das wird gar nicht nötig sein«, sagte der Ilt seufzend. »Die Valugi kommen schon, um sich zu vergewissern, dass sie uns wirklich umgebracht haben.«
Rhodan ruckte hoch. Dabei stellte er fest, dass das Polster, das er als so angenehm empfunden hatte, Ennea Gheets Schoß war. »Wir müssen die Valugi überraschen!«, entschied er. »Noch eine Chance werden wir bestimmt nicht erhalten.«
Sie befanden sich auf einem Serpentinenabsatz. Fünfzehn, zwanzig Männer und Frauen der ERRANTHE-Besatzung standen dicht gedrängt um ihn. Perry Rhodan traf seine Auswahl – drei Männer, drei Frauen. Knapp gab er seine Anweisungen. Dann bat er Gucky, ihn nach unten zu bringen.
Sie materialisierten im freien Bereich der Halle. Geräusche hallten dumpf aus der Richtung des Kessels heran. Rhodan horchte an der Schuttmauer, die das von der herabgestürzten Felsplatte überdachte Areal abschloss.
»Ein oder zwei Räumgeräte«, murmelte er. »Dauert wohl noch eine Weile, bis sie hier auftauchen.«
Der Schutt lag besonders am vorderen Rand so locker, dass er leicht beiseitezuräumen war. Rhodan nickte zufrieden. Seine Leute konnten sich darin verbergen.
»Komm her, Gucky!«, rief er halblaut. »Du übernimmst eine wichtige Aufgabe. Die Valugi bohren ein Loch durch den Schutt, um hier einzudringen. Ich will sie in die Zange nehmen; aber das geht nur, wenn unter ihnen keiner mit rotem Auge ist. Haben wir es mit so einem zu tun, dann brauche ich dich. Ich überlasse es dir, was du mit ihm anstellst, aber er muss am Leben bleiben. Unser Ziel sind die Fahrzeuge, mit denen die Valugi zweifellos gekommen sind.«
In der Stollenmündung erschienen die sechs Frauen und Männer der Einsatzgruppe. Rhodan wies sie ein und zeigte ihnen, wo sie sich in der Schuttmauer verstecken sollten. Sie bekamen annähernd dasselbe zu hören wie Gucky: die Gegner in die Zange nehmen, möglichst keinen entkommen lassen. Falls sich unter den Valugi einer befand, der gegen Schockerschüsse immun war, durfte dennoch auf keinen Fall mit tödlich wirkenden Waffen geschossen werden.
Inzwischen waren die Bohrgeräusche sehr nahe gekommen. Der Ilt hatte sich in einen Hohlraum im Innern des Schuttbergs verzogen; von der Einsatzgruppe war nichts mehr zu sehen. Rhodan ging zum Stollenausgang zurück, schaltete die Lampe ab und wartete. Er trug Guckys Translator und hatte ihn eingeschaltet.
Die grellen Scheinwerfer der Valugi zeichneten sich bereits unter dem Schutt ab. Drei Gestalten durchbrachen den Wall, die vorderste von mächtiger Statur und schon in seiner Haltung sehr selbstbewusst anmutend. Es überraschte den Terraner nicht, dass das Auge dieses Valugi in düsterem Rot glühte.
»Ich brauche mehr Licht!«, übersetzte der Translator wispernd einen Ruf.
Als die Lampen weiter in die Höhle vorrückten, kam der entscheidende Zeitpunkt. Perry Rhodan trat aus der Stollenmündung hervor. Der rotäugige Valugi musste die Bewegung sofort wahrgenommen haben, denn er blieb stehen.
»Wer ist dort?«, rief er.
Rhodan regelte den Translator auf maximale Lautstärke. »Die Opfer deiner Grausamkeit!«, schrie er zurück. »Sie klagen dich an!«
Gleichzeitig flammte sein Scheinwerfer auf. Die drei Valugi standen in Licht gebadet. Rhodan sah im Hintergrund vier weitere der Schwarzhäutigen, sie befanden sich noch in der Nähe des Loches.
Etliches Geröll geriet ins Rutschen, als die sechs Besatzungsmitglieder der ERRANTHE aus ihren Verstecken hervorbrachen. Einer der Valugi stieß einen gellenden Schrei aus und wandte sich zur Flucht.
Der Rotäugige richtete seine Waffe auf Rhodan, doch der Terraner warf sich zur Seite. Im Fallen sah er für den Bruchteil einer Sekunde eine schmächtige Gestalt neben dem Valugi auftauchen. Der Schwarzhäutige taumelte wie unter einem kräftigen Stoß und ließ die Waffe fallen. Vielleicht wurde sie ihm auch von einer unsichtbaren Kraft aus der Hand gerissen. Rhodan hetzte da schon mit weiten Sätzen auf ihn zu. Der Valugi warf sich herum und eilte
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