Silberband 114 - Die Sporenschiffe
offen.
Urplötzlich erklangen wieder Schritte. Springs fragte sich bestürzt, ob Coonor zurückkam, um den Zeugen unschädlich zu machen.
»Jupiter?«, rief eine vertraute Stimme:
»Lisatee!« Springs ächzte vor Erleichterung. »Ich bin hier in der Halle.«
Eine Lampe flammte auf. Gleich darauf beugte sich die Frau zu Springs herab und untersuchte ihn hastig.
»Wie hast du mich gefunden?«, fragte er. »Und wo ist Coonor?«
»Coonor benutzt ein Flugaggregat. Ich habe beobachtet, dass er sich von der Stadt entfernt – in Richtung der Fundstelle.«
»Wie hast du mich gefunden?«, wiederholte Springs hartnäckig, während sie anfing, seinen Nacken zu massieren.
»Nachdem ich gegangen war, kam mir in den Sinn, dass du womöglich Dummheiten machen könntest, ganz allein dort draußen. Ich wollte umkehren und dir folgen, da kam Coonor über die Straße. Du bist ihm gefolgt – und ich folgte dir, das ist die ganze Geschichte.«
Er blickte sie durchdringend an. »Warum hast du niemanden alarmiert? Er hätte mich umbringen können!«
»Das hätte er sicher getan, wenn es zu einem Aufruhr gekommen wäre.«
Springs sah ein, dass Lisatee recht hatte. In seinem Nacken begann es zu prickeln. Ein Gefühl der Wärme breitete sich über die Wirbelsäule in seinem gesamten Körper aus, und bald darauf war er in der Lage, wieder aufzustehen. Er schwankte jedoch, und die Frau musste ihn stützen.
»Wir müssen ihm folgen!«, sagte er wütend.
»Wolltest du nicht die Kolonie alarmieren?«
»Dafür ist keine Zeit mehr. Hör zu, Lisatee: Du läufst zurück und holst meinen Gleiter. Bis dahin habe ich mich so weit erholt, dass ich mich wieder allein bewegen kann. Wir folgen Coonor und stellen fest, was er an der Fundstelle unternimmt.«
»Gut«, stimmte die Frau zu seiner Überraschung zu.
Sie küsste ihn flüchtig und stürmte aus der Halle. Springs fragte sich verwundert, welche Gefühle sie leiteten, aber da er sicher war, der Wahrheit nicht einmal halbwegs nahezukommen, gab er das Nachdenken schnell wieder auf und befasste sich mit seinen körperlichen Schwierigkeiten.
Er war so mit sich selbst beschäftigt, dass er Lisatee nicht zurückkommen hörte. Erst als sie ihm ein Lichtsignal gab, wurde er aufmerksam. Er humpelte aus dem Depot und ließ sich neben ihr auf den Sitz des Gleiters sinken.
»Es ist besser, wenn du fliegst. Ich bin noch zu benommen.«
Lisatee Pletzsch ließ den Gleiter knapp zehn Meter hochsteigen.
»Nicht über das Landefeld!«, warnte Springs. »Jemand könnte uns sehen!«
Sie änderte den Kurs.
»Wir werden schneller sein als Coonor mit seinem Flugaggregat«, vermutete Springs, während sie den Raumhafen umflogen. »Das bedeutet, dass wir ihn irgendwann überholen und er uns entdecken wird.«
»Keineswegs. Wir werden um so viel schneller sein als er, dass wir uns erlauben können, einen großen Bogen zu schlagen. Coonor wird überhaupt nicht merken, dass wir an ihm vorbeikommen. Wir können uns in den Felsen verstecken und auf ihn warten.«
Springs schaute die Frau bewundernd an. »Mir verschlägt's die Sprache«, gestand er.
Lisatee Pletzsch erwies sich als versierte Pilotin, die keine Schwierigkeiten hatte, den Gleiter mit Höchstgeschwindigkeit dicht über das Gelände dahinrasen zu lassen. Die Innenbeleuchtung reichte nicht aus, Jupiter Springs ihr Gesicht sehen zu lassen, aber ihre Silhouette ließ erkennen, dass sie in gelöster Haltung an den Kontrollen saß.
»Ungefähr jetzt sind wir mit ihm auf gleicher Höhe«, sagte Lisatee nach einer Weile. »Etwa zwanzig Kilometer westlich von ihm.«
»Gut.« Springs nickte grimmig. »Ich bin gespannt darauf, zu erfahren, was er überhaupt vorhat.«
»Vielleicht weitere Sabotage?«
Er schnalzte mit der Zunge. Diese Möglichkeit hatte er noch gar nicht in Erwägung gezogen. In seiner Bösartigkeit konnte Coonor durchaus auf den Gedanken verfallen, den Findling zu zerstören. Sprengladungen und Waffen für ein solches Vorhaben lagerten in den Depots.
»Ich sehe keinen Sinn in einer solchen Aktion«, sagte Springs dennoch abwehrend.
Die Frau lachte auf. »Hat etwas von dem, was Coonor in den letzten Wochen getan hat, einen Sinn?«
»Eigentlich nicht.«
»Eben. Er ist kein rational denkender Mensch, in meinen Augen ist er sogar eine Gefahr für die Allgemeinheit. Wir sollten ihn nach Tahun oder auf eine andere Medowelt schicken. Generaluntersuchung oder so.«
»Wenn die letzten Meldungen stimmen, wurde Tahun von einer Flotte der
Weitere Kostenlose Bücher