Silberband 114 - Die Sporenschiffe
Nun saß er in der Materiesenke fest – ironischerweise, ohne auch nur zu ahnen, was eine Materiesenke überhaupt war.
Nur eines wusste Perry Rhodan: Irgendwo in der Materiesenke befand sich der beste und älteste Freund der Menschheit. Sie hatte noch einen zweiten Gefangenen. ES.
Mehr als zehn Jahrtausende Kampf und Auseinandersetzungen hatten Atlan geprägt. Er war der Erste, der in der Zentrale der BASIS reagierte. Seine Rechte fuhr zur Hüfte und kam mit der Waffe wieder hoch, auf die Person gerichtet, die innerhalb eines Sekundenbruchteils erschienen war.
Aber mehr als zehn Jahrtausende hatten den Arkoniden auch denken gelehrt. Er erkannte ebenfalls als Erster, dass Waffengewalt in dieser Lage sinnlos und schädlich war.
»Nicht schießen!«, rief er, behielt seinen Strahler aber in der Hand, als er auf Kemoauc zuging. Der Mächtige sah ihm unbewegt entgegen.
Wenn Kemoauc über die Verhältnisse an Bord der BASIS informiert war – und er war offenkundig bestens informiert –, dann musste er den Arkoniden erkennen. Es gab keinen zweiten Mann mit weißem Haar und albinotisch roten Augen an Bord.
»Atlan«, sagte Kemoauc. Er lächelte freundlich und gewinnend, doch der Arkonide hatte schon zu viele Leute gekonnt lächeln sehen.
»Kemoauc, nehme ich an.« Atlan dachte nicht daran, die Waffe zu senken. »Ich sehe, du hast das Auge. Wo ist Perry Rhodan?«
»Es geht ihm gut«, erwiderte Kemoauc.
»Ach? Er hat sich also freiwillig von dem Auge getrennt?«
»Ich habe Laires Anordnung aufgehoben.« Kemoauc lächelte noch immer.
Atlan schaute kurz zur Seite. Er wollte die Wirkung des Mächtigen auf die Besatzung abschätzen. Sie war schlicht verheerend. Die Mehrheit der Männer und Frauen starrte Kemoauc bewundernd an.
Der Arkonide erkannte sofort die Gefahr, die sich daraus ergab. Wenn es Kemoauc gelang, sich die Besatzung gefügig zu machen, wurde aus der BASIS ein Werkzeug in der Hand des Mächtigen.
»Wo ist Perry Rhodan?«, fragte er scharf.
»Ein wirklich schönes Schiff«, sagte Kemoauc bewundernd. »Ihr Menschen versteht euch darauf, gute Schiffe zu bauen.«
»Wo ist Rhodan?«
»Ich sagte schon: Es geht ihm gut.« Kemoauc wandte sich an Mentro Kosum: »Du bist der Pilot dieses Schiffes?«
Der Emotionaut nickte grimmig. Er gehörte zu den wenigen, die sich von der Ausstrahlung des Mächtigen nicht beeinflussen ließen.
»Willst du die Kampfkraft dieses Schiffes kennenlernen, Kemoauc?« Kosum deutete auf die Formation der sechs Sporenschiffe.
»Das ist nicht nötig«, sagte der Mächtige freundlich.
In diesem Moment erlosch die schillernde Aura im Zentrum der Sechseckformation. Die Sporenschiffe setzten sich in Bewegung.
»Keine Aufregung!«, rief Atlan scharf. »Sie schlagen keinen Angriffskurs ein.«
»Wo ist Perry Rhodan?«, fragte jetzt der Transmittergeschädigte.
»Auf Schamballa«, antwortete Kemoauc. »Du bist Alaska Saedelaere?«
Der Mann mit der Maske nickte.
»Du warst der Begleiter des Mächtigen Ganerc?«
»Ich war Callibsos Freund, glaube ich«, sagte Saedelaere.
Kemoauc wirkte für eine Sekunde in Gedanken versunken. »Callibso, richtig, so nannte er sich auch. Du hast ihn sterben sehen?«
»Ich sah sein Ende«, bestätigte der Transmittergeschädigte.
»Starb er leicht? Vielleicht sogar gern?«
»Er fühlte sich einsam. Ein ohnmächtiger Mächtiger, umgeben von machtvollen Ohnmächtigen. Ich bin sicher, dass sein letzter Gedanke dem Wesen galt, das er am meisten geliebt und bewundert hat.«
Kemoaucs dunklen Augen richteten sich auf Saedelaere. »Wir werden über Ganerc reden müssen, Alaska. Oft und lang, denn er war auch mein Freund.«
»Perry Rhodan ist unser aller Freund. Was hast du mit ihm getan, Kemoauc?«
»Er befindet sich in Sicherheit.«
»Er vor dir? Oder du vor ihm?«
»Vielleicht jeder vor sich selbst?«
»Keine Sophismen«, wandte der Arkonide ein. Seine Stimme wurde schneidend scharf. »Kemoauc, ich frage dich ein letztes Mal: Was hast du mit unserem Freund gemacht?«
»Wenn ich nicht antworte, was dann?«
»In dem Fall muss ich annehmen, dass Perry Rhodan einem Gewaltakt zum Opfer gefallen ist.«
»Und dann gilt: Auge um Auge?« Kemoauc hielt das Auge des Roboters Laire in die Höhe. Ein Murren ging durch die Zentrale der BASIS.
»Dann gilt, dass ein Akt der Gewalt Strafe verdient – überall, jederzeit, gegenüber jedermann.«
»Ihr wollt einen Mächtigen vor Gericht stellen? Vor was für ein Gericht?«
Atlan hielt dem Blick des
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