Silberband 116 - Der Auserwählte
zerknirschtes Gesicht. »Er ist uns wieder entwischt, vermutlich in die äußeren Bezirke. Je weiter er sich vom Zentrum entfernt, umso mehr Möglichkeiten hat er, sich zu verstecken.«
»Sind Wachen aufgestellt? Und wenn ja, wo?«
Der Androide zählte alle auf. Es klang, als sei die ganze Besatzung der Fabrik damit beschäftigt, hinter dem Mächtigen herzujagen. Fangen würden ihn die Androiden wohl dennoch nicht, dazu war ein Mächtiger zu gerissen. Samkar würde sich selbst bemühen müssen.
Einen Augenblick lang überlegte der Stählerne eine rasche Lösung des Problems - er konnte mitsamt den Androiden die Fabrik verlassen und sie in einer atomaren Explosion vergehen lassen. Damit wäre das Problem Kemoauc sicher gelöst worden. Eine so brutale Vorgehensweise entsprach allerdings weder Samkars Denken, noch stimmte sie mit seinen Direktiven überein.
An Hilfsquellen kam der Mächtige jetzt nicht mehr heran, alle Arsenale und Schalträume waren gesichert. Wohin konnte sich der Mächtige also wenden? Die Tatsache, dass er Samkars Wandlungsprozess hatte stören wollen, bewies, dass Kemoauc vor nichts zurückschreckte.
Nach kurzem Überlegen kam Samkar zu der Erkenntnis, dass der Zeitlose versuchen würde, die Anlage zu zerstören. Mittel dazu konnte er jedoch nur in seinem kleinen Raumschiff finden.
Samkar musste sich dorthin bemühen, wenn er Kemoauc fassen wollte.
Es würde ein interessanter Kampf werden.
Kemoauc wartete geduldig. Jede Hast konnte seinen Plan scheitern lassen, denn mit einem Gegner wie Samkar durfte er nicht leichtsinnig verfahren.
Es war nun auch in diesem Bereich der Weltraumfabrik ruhig. Die riesige Maschinerie war stillgelegt, seitdem das Ziel aller Bemühungen erreicht war. Die Maschinen würden nun Staub ansetzen wie die Geräte in den biologischen Labors ...
Kemoauc schaute auf die Kontrollen eines mittelschweren Energie - geschützes. Noch war die Projektormündung in den freien Weltraum gerichtet, aber es würde nur einen Sekundenbruchteil in Anspruch nehmen, die Space-Jet als Ziel zu erfassen. Kemoauc sah das Beiboot der BASIS. Durch die geöffnete Bodenschleuse konnte Samkar das Schiff jederzeit betreten. Und genau das sollte er tun.
Kemoauc hatte es nicht eilig. Neben ihm lag eine Fusionsbombe. Sie war klein, aber sie würde genügen, die Kosmische Fabrik zu zerstören
-und was diese Bombe übrig ließ, würde verglühen, sobald die Energieversorgung der Geschütze detonierte, von den großen Reaktoren im Innern der Fabrik ganz zu schweigen.
Kemoauc hatte die Bombe bereits präpariert. In spätestens einer Stunde würde es die Fabrik nicht mehr geben.
Samkar kam.
Nur ein Roboter wie er konnte es wagen, sich ohne Schutzanzug dem Weltraum auszusetzen.
Samkar sah beeindruckend schön aus, wie eine perfekte, sehr bewegliche Skulptur. Langsam schritt der Stählerne zu der Space-Jet hinüber und betrat das kleine Raumschiff.
Kemoaucs Helmfunk war auf die Frequenz der Space-Jet justiert. Er konnte hören, was in der kleinen Zentrale unter der transparenten Kuppel geschah. Noch herrschte Stille.
Allem Anschein nach stellte Samkar in der Schleusenkammer erst den Druckausgleich her, bevor er das Diskusschiff betrat. Jedenfalls vergingen mehrere Minuten, bis Kemoauc wenigstens Schrittgeräusche hörte.
Samkar betrat soeben die Zentrale der GRENIT.
Nun galt es zu handeln.
Samkar sah sich um. Das Schiff war klein, aber technisch vorzüglich. Hier waren offenkundig Könner am Werk gewesen - allerdings niemand, der im Dienst der Kosmokraten stand. Mit einer Lichtzelle ließ sich das Schiff natürlich in keiner Weise vergleichen.
Kemoauc musste sich irgendwo in unmittelbarer Nähe verborgen haben; er hatte die Falle jedenfalls angenehm präsentiert.
Eine kurze Information aus dem Innern der Fabrik erreichte Samkar. Ein mittelschweres Geschütz war von der allgemeinen Automatsteuerung abgekoppelt worden. Nach Lage der Dinge konnte das nur Kemoauc getan haben.
Der Hinweis ließ Samkar das fragliche Geschütz leicht finden. Er hatte es schon geahnt: Der Projektor zielte auf das kleine Raumschiff.
Samkar suchte nach den technischen Kontrollen. Es kostete ihn kein besonderes Kopfzerbrechen, das Schirmfeld des Diskusraumers zu aktivieren. Allerdings wurden die Projektoren nicht mit Energie versorgt
-Kemoauc hatte sich also einige Mühe gegeben, um Samkar gebührend zu empfangen.
»Kannst du mich hören, Samkar?«, erklang unvermittelt Kemoaucs Stimme aus einem Akustikfeld.
»Ich
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